Zwoelf Rosen fuer ein Herz
Klamotten da?«, fragte Nina. Ich konnte nicht antworten, nur lächeln. Selbst tief empfundenes Glück macht offenbar nicht schlagfertig. Svea baute sich kaugummikauend vor mir auf und sah mich von oben bis unten an. »Also so was würde ich ja nicht anziehen, wenn ichâs geschenkt bekäme â¦Â«
»Echt, du siehst aus wie soâne olle Tante von mir!«, prustete Michelle.
»Das muss ja eine Frau mit Stil sein«, sagte ich, weiter lächelnd, und stutzte im nächsten Moment. Machte Glück etwa doch schlagfertig?? Dabei wollte ich einfach nur freundlich sein! Die ganze Welt umarmen!
»Habt ihr Schwachverstandliesen eigentlich jemals ein anderes Thema als Klamotten?«, fragte Pia reichlich ruppig. Die drei kicherten. »Natürlich!« - »Jungs!« - »Und Party machen!« - »Aber damit kennt sich Annette, die Fette, ja nicht aus, hahahaa!« Extreme Heiterkeit im Tussentrio.
Wenn die wüssten, dachte ich. Wenn du wüsstest, Nina Obertusse, die du Herzen mit »Nina und Dominik« auf Klowände malst! Wenn ihr alle wüsstet, was genau dieser Dominik, der wunderbarste Junge der Welt, mir geschenkt hat! Aber ich würde natürlich jetzt in keinem Fall Dominik erwähnen, nur um es den blöden Liesen mal zu zeigen. Nein, für so einen banalen Zweck war das viel zu heilig.
»Kommt, Mädels, genug Zeit verschwendet!« Nina hakte Michelle und Svea unter. »Wir müssen noch unsere Outfits perfektionieren, für die Karnevalsfete. Die, zu der du ja eh nicht kommst«, meinte sie noch, und dann marschierten die drei los Richtung Innenstadt. Irgendwie regte sich in mir trotz meines grundlegenden Glücksgefühls etwas wie Unmut.
»Wer sagt das?«, rief ich hinter ihnen her. Sie drehten sich um und sahen mich überrascht an. Annette, die Fette, sagt was? Auch Pia war verblüfft. »Wer sagt, dass ich nicht zur Karnevalsfete komme?«, wiederholte ich mit einer so lauten und festen Stimme, dass ich selbst ganz erstaunt war.
»Na, wir sagen das«, entgegnete Svea dämlich, wofür sie von Nina einen Ellbogenrempler kassierte.
»Klar komm ich zur Karnevalsfete.« War das wirklich ich, die das sagte? Pias Gesicht leuchtete auf, denn sie versuchte seit Wochen, mich zur Karnevalsfete zu überreden. Die drei
Tussen waren noch einen schönen Moment lang platt, doch ihr Schweigen hielt nicht lange.
»Ach, und als was gehst du? Als umgedrehter Baum? Oben braun, unten grün?« Dies bezog sich offenbar auf meine neuen Kleider, brauner Mantel mit grün melierter Hose, und verursachte bei den Tussen neue Wellen des Frohsinns.
Während sich Nina, Michelle und Svea einen ablachten, überlegte ich ernsthaft, als was ich zur Karnevalsfete gehen könnte. Das letzte Mal hatte ich mich mit acht Jahren an Karneval verkleidet, und zwar als Schildkröte. Damals mochte ich die Idee, einen robusten Panzer zu haben. Doch was würde jetzt zu mir passen?
Mitten heraus aus meinem schönen, warmen Dominikschenkt-mir-einen-RiesenstrauÃ-Freilandrosen-Glücksgefühl sagte ich laut und deutlich: »Als Rosenkönigin.«
Das Gelache verstummte. Alle starrten mich an. Auch Pia. Und dann brachen sie in völlig hysterisches Lachen aus. Nur Pia nicht. Die zog mich weg.
10. Kapitel
R osenkönigin ⦠Ich als Rosenkönigin â¦Â« Ich sah träumerisch vor mich hin. Pia und ich saÃen inzwischen bei mir in den kuschligen Sitzsäcken. Ich war immer noch von einer Wolke aus warmem Glück umhüllt und betrachtete den Rosenstrauà zwischen uns. Der kam mir noch tausendmal schöner vor, jetzt, wo ich wusste, wer ihn ausgesucht und mir in der Schule auf den Tisch gelegt hatte. Wessen Hand ihn berührt hatte ⦠Echt, wenn Pia nicht da gewesen wäre, hätte ich die Stängel beschnüffelt, die Blätter gestreichelt und die Blüten geküsst. Aber zum Glück hatte ich noch einen Rest Schamgefühl und beschränkte mich darauf, die Blumen anzusehen.
Pia hatte sich offenbar von dem freudigen Schreck erholt, dass ich als Rosenkönigin zur Karnevalsfete wollte. Sie sah mich an und ihre Augen leuchteten. »Hey, wie wärâs, wenn wir beide als Rosenköniginnen gehen? Ich wollte immer schon mal so ein totales Girlie-Kostüm haben, mit langem Reifrock, schulterfreiem Korsagenkleid, Hochsteckfrisur und allem!«
Ich muss wohl bei diesen konkreten Worten zum Thema
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