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Zwoelf Rosen fuer ein Herz

Titel: Zwoelf Rosen fuer ein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Jenner
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an. Lange. Er sah zurück. Auch lange. Wenn auch etwas fragend, kein Wunder … Und ich sagte: »Danke.«
    Dominiks Ausdruck war nun vollkommen überrascht und er fragte: »Danke wofür?« Das wiederum wunderte mich, denn das war doch wohl klar. Aber ich sagte ganz brav: »Für die Rosen, die du mir am Valentinstag geschenkt hast.«
    Was mir zu diesem Zeitpunkt leider entgangen war: Die vielen neugierigen Augen und Ohren, die eben noch auf Pia und Malte gerichtet waren, hatten nun mich und Dominik im Fokus. Ganz vorne dabei Nina, mit offenem Mund. Einen winzigen Moment lang spürte ich noch eine Portion Häme, nach dem Motto: »Ja, da guckst du, du blöde Kuh!« Doch dann sprach Dominik. Nur einen Satz. Einen einzigen Satz. Aber der brachte mein ganzes Leben zum Einsturz. Dominik sagte: »Ich hab dir keine Rosen geschenkt.«
    Ich dachte, ich krieg eine Bratpfanne auf den Kopf. Wirklich, ich verspürte ein lautes Dröhnen und konnte nicht mehr richtig denken. Mein Herz allerdings hatte die Bedeutung des Satzes kapiert, denn es krampfte sich zusammen. Fürchterlich.
Mir blieb die Luft weg. So muss es sein, wenn alte Leute Angina Pectoris haben, auf Deutsch »Brustenge«. Nicht schön. Nein. Absolut grauenhaft.
    Mein Verstand jedoch rannte in einer Art trotzigem Selbstläufer gegen das Dröhnen und Dominiks Worte an und er befahl meinem Mund, folgenden Satz zu formulieren: »Aber … du warst doch im Sekretariat … du wolltest doch wissen, wo mein Klassenzimmer ist.« Inzwischen gab es das erste Gekicher. Dominik wurde unsicher und stammelte, fast entschuldigend: »Ja klar … ich musste dir doch die Unterlagen zukommen lassen … zum Thema Fahrradschuppen. Hast du die nicht gekriegt?«
    Zum Antworten war ich jetzt nicht mehr in der Lage. Ich konnte nur noch dastehen, wie angefroren und mit offenem Mund. Irgendwie kriegte ich mit, wie Jan, einer der Computerfreaks aus unserer Klasse und nebenbei Klassensprecher, ganz fahrig wurde und anfing, in seinem schlampigen Rucksack zu wühlen: »Uhh, ähh, Scheiße, sorry, die hab ich eingesteckt und komplett vergessen, sie dir zu geben.« Computer-Jan brachte irgendwelche Papiere hervor, die er mir reichte. Doch meine Hand hatte nicht die Kraft, um die Papiere zu nehmen, also fielen sie auf den Boden. Grausige Stille herrschte. Bis die Stille durch ein noch grausigeres, schrilles Lachen durchbohrt wurde. Nina. Sie lachte und lachte, bis sie ganz krumm war. Andere fielen ein. So stand ich da, wie ein mit Papieren begossener Pudel. Dominik kratzte sich am Kopf, lächelte mich noch mal entschuldigend an und verkrümelte sich dann in den Zeichensaal.
    Und Pia? Die boxte sich durch die Traube aus Lachenden, die sich um mich gebildet hatte, und zerrte mich die Treppe runter.

14. Kapitel
    E s dauerte bis zur Kreuzung Bismarckstraße/Wallgasse, bis ich endlich weinen konnte. Ich weinte und weinte und weinte und weinte und wollte nie mehr aufhören. Wenigstens weinte ich so heftig, dass ich dabei nicht denken konnte. Die entsetzliche Wirklichkeit drang nur in kleinen Blitzen in mein Hirn vor: »Alles war nur ein Irrtum.« - »Niemand liebt dich, wieso auch?« - »Du bist die größte Witzfigur der ganzen Schule.« - »Dein Leben ist vorbei.«
    Pia hatte mich auf ein Mäuerchen gezogen, reichte mir in regelmäßigen Abständen neue Taschentücher, die ich schnell völlig durchgerotzt hatte, und klopfte mir zwischendurch sanft auf den Rücken. Ich weiß nicht, wie lange wir da so gesessen haben. Zu so was Kompliziertem wie Zeitgefühl war ich absolut nicht mehr in der Lage. Es muss aber eine Ewigkeit gewesen sein, denn es wurde schon dunkel, als ich einfach nicht mehr weinen konnte. Pia zog mich hoch und wir gingen - in meinem Fall war das mehr Eiern als Gehen - zu mir nach Hause.
    Es heißt ja, dass ein Schock eine betäubende Wirkung hat, und das scheint wirklich zu stimmen. Denn als wir zu Hause ankamen, fühlte ich eigentlich gar nichts mehr. Mir war nicht kalt, ich hatte keinen Hunger, ich dachte nicht an das, was da vorm Zeichensaal passiert war. Ich wusste natürlich, dass es
eine Katastrophe war und dass mein Leben nicht mehr dasselbe sein würde. Aber ich war so im Arsch - um es mal offen zu sagen -, dass ich nicht darüber nachdenken konnte. Ich ließ mich wehrlos von Pia ins Bett stecken. Dann machte sie mir eine Wärmflasche, deckte

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