Zwoelf Rosen fuer ein Herz
gab mir ein wenig Kraft. So hörte ich mich zu meiner eigenen Ãberraschung sagen: »Tu mir einen Gefallen und lass mich in Ruhe. Geh jetzt bitte. Ich meine es ernst.« Ich schloss die Tür.
Pia hämmerte von auÃen dagegen. »Annette! Lass mich rein! Ich hab Angst um dich!«
Wieder kam ein Portiönchen Wut hoch. »Das kommt aber plötzlich«, hörte ich mich leise sagen.
Oh! Etwa schlagfertig?! Jetzt wusste ich, wie man schlagfertig wird: Man braucht nur eine Freundin, die einen wochenlang, nein, jahrelang komplett verarscht und - das war am allerschlimmsten - für ein armes, kleines, bemitleidenswertes Würstchen hält, dann muss einem noch die groÃe Herzenshoffnung
brutal zertreten werden, und wenn man sich dann noch vor der ganzen Schule ordentlich zum Affen gemacht hat, hey, dann ist man schlagfertig!
Irgendwann hörte das Hämmern und Jammern an unserer Wohnungstür auf. Und als ich durch den Spion guckte, war Pia weg.
Endlich.
Ich tappte zurück in mein Zimmer, rollte mich in meinem Bett wieder zu einem Paket zusammen und fiel zu meiner Verwunderung sofort in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
15. Kapitel
I ch wachte auf, weil mein Handy klingelte. Ganz automatisch ging ich ran. Es war meine Mutter, die wissen wollte, ob alles o. k. war. So ein ganz normaler »Mutter ist beruflich unterwegs und checkt, wieâs dem Kind geht«-Anruf. Und meine Reflexe funktionierten offenbar noch prima, denn ich absolvierte den Anruf ohne irgendwelche Probleme: »Alles o. k. - nö, nichts Besonderes - ja, ich mach mir dann Nudeln mit SoÃe, alles bestens, tschüss bis morgen!«
Erst danach wurde ich richtig wach und merkte, dass ich völlig durcheinander war. War es Nacht oder Morgen, von wo hatte meine Mutter eigentlich angerufen und warum fühlte ich mich so furchtbar mies? Die letzte Frage klärte sich leider sehr schnell, denn mir fiel wieder ein, was gestern passiert war. Sofort kriegte ich wieder dieses Krampfgefühl in der Herzgegend und diese fiese Welle rollte auf mich zu. Ich musste mich mit aller Kraft dagegenstemmen. Ein Blick auf meinen Wecker sagte mir dann, dass das gar nicht gestern war, sondern heute! Es war nämlich erst kurz nach neun abends. Also hatte ich höchstens eine Stunde geschlafen. Jetzt war ich hellwach.
Wie sollte ich bloà die Nacht überstehen? Vom nächsten Tag und dem Rest meines Lebens mal ganz zu schweigen? Ich spürte plötzlich extremes Nasenprickeln und den groÃen Wunsch, meine Mutter anzurufen, ihr alles zu erzählen und
einfach nur ins Telefon zu heulen. Aber gut wäre das nicht. Erstens ist das nicht unsere Art und zweitens war meine Mutter ja gerade in Wuppertal. Ja, langsam erinnerte ich mich. Sie hätte sich total erschrocken und sich Sorgen gemacht und ihre Fortbildung abgeblasen, wäre nach Hause gebrettert und dann hätte sie mir doch nicht helfen können. Und ich hätte wegen der geplatzten Fortbildung für immer ein schlechtes Gewissen gehabt. AuÃerdem wollte ich nicht wirklich, dass sie von der Dominik-Misere erfuhr. Dominik ⦠Oh Gott ⦠Plötzlich erschien mir das selbst alles so lächerlich. Ja, das war das Schlimmste jetzt: Das Schamgefühl setzte ein, aber massiv. Wie die Bässe bei einem finsteren Hip-Hop. Drööööhn!
Wie hatte ich nur so dumm sein können! Nur ein Satz von unserer Müsli mümmelnden Schulsekretärin und ich hab echt geglaubt, ein Junge wie Dominik liebt eine wie mich! Da schlug die Flutwelle aus Schmerz wieder über mir zusammen. Ich konnte gerade noch mein Handy grapschen und die Nummer meines Vaters wählen. Denn ich musste mit jemandem reden, unbedingt, schnell!
Das war so klar. Keine Antwort. Mein Vater hört sein Handy nämlich so gut wie nie. Scheià drauf, dann fahr ich eben hin! Ist eh viel besser. Mein Vater redet nicht gern am Telefon. Ich merkte auch, wie sehr ich einfach in den Arm genommen werden wollte. Und mein Vater ist einer, der bei so was nicht viele Fragen stellt. Also, nix wie hin! An der Wohnungstür musste ich noch mal zurück, denn ich hatte meine Jacke vergessen. Keine gute Idee mitten im Februar â¦
Fünf blaue Flecken später - dieser verdammte vollgestopfte Fahrradschuppen! - strampelte ich am Fluss entlang durch die kühle Nachtluft. Das tat mir erstaunlich gut. Ich trat in die Pedale und stellte mir bei jedem Tritt vor, all die zu treten, die mich mein
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