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Zwoelf Rosen fuer ein Herz

Titel: Zwoelf Rosen fuer ein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Jenner
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der Schinderei. Ich rackerte mir da einen ab, trotz Kopfschmerzen, kennst mich ja …«

    Â»Allerdings.« Im Ernst, meine Mutter ruht sich nie aus, egal wie krank oder kaputt sie ist. Und erwartet das dann auch von allen anderen …
    Â»Jedenfalls wollte ich einfach nur noch im Whirlpool rumhängen und gar nichts mehr machen …«
    Â»Und warum hast du’s nicht gemacht?«
    Â»Hab ich ja! Und es war herrlich!« Das war allerdings neu. Meine Mutter entspannt sich im Whirlpool? Wo das doch erweiterte Äderchen an den Beinen hervorrufen könnte, wie ich sie schon so oft zu Kundinnen hab sagen hören?
    Â»Und da in diesem wohlig warmen Geblubber hab ich dann was beschlossen …«
    Ich bekam Angst. »Keine Schönheits-OP, oder? Kein Fettabsaugen statt 1000-Meter-Schwimmen, Mama! Das ist gefährlich! Ich hab da Sachen im Fernsehen gesehen, was da alles passieren kann! Blutgerinnsel und Schlaganfall und …«
    Meine Mutter unterbrach mich. »Nein. Keine OP. Ich hab einfach beschlossen, nicht länger gegen das Älterwerden anzukämpfen. Klar werde ich weiter Sport machen. Klar werde ich mich weiter cremen und tönen und föhnen. Aber prinzipiell werde ich mir jetzt erlauben, einfach älter zu werden. Hilft ja alles nix.«
    Ich war baff. Aus dem Mund meiner Mutter waren das total revolutionäre Sprüche. Und während ich noch versuchte, sie zu verdauen, stand sie auf und sagte: »Das meine ich mit dem goldenen Mittelweg: Du machst dich zurecht, wenn du da Lust zu hast, und lässt es, wenn du keine Lust hast, und ich … ich geh mal völlig ungeschminkt vor die Tür. Zum Beispiel jetzt. Hast du auch Lust auf Thailändisch?«
    Was für’ne Frage! Ich liebe thailändisches Essen! Statt einer Antwort machte ich nur Männchen wie ein begeisterter Hund und hechelte eifrig dazu. Meine Mutter lachte, nahm
eine Jacke und verließ allen Ernstes ungeschminkt das Haus. Das hatte sie noch nie gemacht. Im Ernst: noch nie! Also irgendwas war bei uns echt im Umbruch!
    Später lag ich im Bett, konnte ewig nicht einschlafen und beschloss irgendwann zwischen halb zwölf und zwölf, mir lieber noch mal die Zähne zu putzen. Im thailändischen Essen war zwar gar nicht viel Knoblauch gewesen, aber ich wollte auf keinen Fall morgen mit einer Gewürzfahne bei der SV-Konferenz erscheinen. Als ich also meine Beißer schrubbend vor dem Badezimmerspiegel stand, wälzte ich weiter die große Frage, die mich seit Stunden wach hielt: Schmink ich mich morgen oder nicht? Ich weiß, es klingt schrecklich banal, aber das ist es nicht. Das bisschen Lidschatten und Wimperntusche sind ja für mich ein großer Schritt. Weg von Graumaus und chronisch freundloser Streberin, die sich außerdem gegen den Schönheitswahn ihrer Mutter wehren muss. Hin zu … äh, wohin eigentlich?
    Egal, auf jeden Fall hatte ich den Mut für diesen großen Schritt ja vor allem durch Dominiks Rosen bekommen. Warum soll ich also nicht weitermachen auf diesem Weg zum harmlos-lockeren Gebrauch von ein bisschen Make-up? So wie alle »normalen« Mädchen in meinem Alter das machen? Oder verrate ich dadurch mein altes Ich, die nicht zurechtgemachte Annette, in die Dominik sich verliebt hat? Findet er Schminken vielleicht total tussenmäßig? Das wäre allerdings reichlich kleinkariert … Und so ist Dominik ja nicht … Also, wenn ich morgen Lust hab, dann schmink ich mich … Aber was, wenn ich alles verschmiere, weil ich so nervös bin? Da fiel mir ein, was Pia jetzt sagen würde: »Annette, du denkst zu viel.« Richtig.
    Also versuchte ich es einfach mal mit dem Poesiealbum-Orakel. Das Ergebnis:
    Bis die Flüsse aufwärts fließen,
bis die Hasen Jäger schießen,
bis die Mäuse Katzen fressen,
dann erst werd ich dich vergessen!
    Oh wie bescheuert! Doch in Bezug auf Dominik auch: oh, wie wahr! Ich verschob das Make-up-Dilemma auf morgen und dachte beim Einschlafen an wirklich wichtige Dinge. Genau: an Dominik.

13. Kapitel
    A ls am nächsten Morgen der Wecker piepte, war ich zunächst noch in einem ganz harmlosen Traum. Ich wunderte mich ein bisschen, dass ich schon wieder nicht vor dem Piepen wach geworden war, streckte die Hand aus und haute dem Wecker eins auf die Snooze-Taste. Das war dann aber auch schon die letzte ruhige Bewegung, zu der ich an diesem Tag fähig war. Denn im allernächsten Moment

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