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Zwoelf Rosen fuer ein Herz

Titel: Zwoelf Rosen fuer ein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Jenner
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fiel mir ein, was heute für ein Tag war.
    Ich werde Dominik treffen!
    Ab da war ich so was von aufgeregt, dass sich die Schminkfrage von selbst entschied: Ich hatte dermaßen den Tatter in den Händen, dass ich mir kaum ein Brot schmieren konnte. Also Schminken impossible. Das Brot kriegte ich auch kaum runter, so trocken war mein Mund. Meine Mutter war zum Glück selbst so gestresst, dass ihr nichts auffiel und sie auch keine Fragen stellte. Sie hatte heute Morgen einen Hilferuf von einer Kollegin bekommen, die krank geworden war, und nun sollte meine Mutter an deren Stelle eine zweitägige Kosmetikerfortbildung leiten, irgendwo in einem schicken Hotel in Wuppertal. Sie musste also Kundentermine verschieben, ihre Koffer packen und ihre Tochter vollquasseln, was die alles soll und nicht soll während ihrer Abwesenheit.
    Â»Bio- und Wertstoffmüll raus am Dienstagmorgen«, »Unbedingt
heute die Wäsche aufhängen, die schimmelt sonst«, und natürlich der Klassiker: »Denk an deinen Schlüssel!« Ja ja ja. Ich hörte kaum zu, denn ich fragte mich, wie ich je die Zeit bis nach der sechsten Stunde überleben sollte.
    Das erwies sich dann auch wirklich als absolute Nervenprobe. Wie in einer Wolke aus Watte eierte ich durch die Schulstunden, taub und blind für das, was um mich herum vorging. Dem Unterricht folgen? Unmöglich. Zum ersten Mal in meinem Leben bekam ich einen Anschiss, weil ich nicht aufgepasst hatte. Aber auch der ging mir am A… vorbei. Das Einzige, was mir auffiel, war, dass Pia den ganzen Morgen wie blöd an den Fingernägeln kaute. Och, wie süß, sie ist für mich nervös!, dachte ich. In der Pause wollte Pia mit mir quatschen, fragte mich, wie’s zu Hause läuft und so was, aber ich konnte kaum zuhören. Ich hab ihr irgendwas erzählt, dass meine Mutter zwei Tage weg ist, in Wuppertal, eine Fortbildung leiten im Hotel Dürer, was weiß ich, blablabla … Doch ich konnte mich auf nichts konzentrieren und bat Pia, einfach die Klappe halten zu dürfen.
    Ich zählte die halben Stunden, dann die Viertelstunden und nach der zweiten Pause die Minuten. Endlich war es so weit: Es klingelte nach der sechsten Stunde. Ich nahm meine Tasche - die war heute besonders voll, wegen der vielen Unterlagen zum Thema Fahrradschuppen - und ging mit klopfendem Herzen die Treppe hinauf in den Zeichensaal, der immer für solche Veranstaltungen genutzt wird. Meine Knie fühlten sich wabbelig an. Aber so stark die Aufregung auch war, sie war nicht unangenehm. Denn ich hatte ja die wunderbare Gewissheit, dass ich das Mädchen bin, dem Dominik heimlich einen Strauß Freilandrosen auf den Tisch legt!
    Vor dem Zeichensaal warteten schon etwa zehn Leute, die wie ich zur SV-Konferenz wollten. Ich dachte, ich seh nicht
richtig, als ich unter ihnen auch Nina erblickte. Sie wirkte reichlich nervös, blätterte in irgendwelchen Papieren und bemerkte mich gar nicht. Ach nee, sie will sich allen Ernstes an Dominik ranmachen, schoss es mir durch den Kopf. Aber das wird ja nicht klappen, schoss es aus meinem Kopf zufrieden zurück.
    Die Tür ging auf, wir gingen hinein und da sah ich ihn: Dominik, den nettesten, wunderbarsten Jungen der Welt. Er saß am Kopfende eines großen »U« aus Tischen und war in ein Gespräch mit dem Oberstufensprecher vertieft. So hatte ich Zeit, mir einen günstigen Platz zu suchen, also einen, von dem aus ich ihn gut sehen konnte. Und er mich.
    Und so kam es auch. Als endlich alle saßen, räusperte sich die Schulsprecherin, eine smarte Rothaarige aus der 12. Klasse, und begrüßte uns mit dem üblichen Blabla. Dominiks Augen schweiften entspannt in die Runde … streiften mich … sein Blick blieb hängen … ganz klar erkannte er mich … und er lächelte mir zu. Kurz nur, klar, so unter vielen Leuten. Aber die Geigen, die durch meine Seele tönten, waren so laut, dass ich ab da kaum noch hörte, was vorne gesprochen wurde.
    Es wurde eine Liste verteilt mit allen Themen, die heute noch drankamen, und zu meinem Glück war »Antrag auf zusätzliche Fahrradstellplätze« ziemlich weit unten. So konnte ich mich dem wunderbaren Genuss hingeben, Dominik einfach nur anzusehen. Sein schönes Gesicht, die weichen, goldblonden, wuscheligen Haare, die freundlichen Augen, die schönen Hände, diese kräftigen, aber keineswegs groben Unterarme, die auf ebenso schöne

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