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Zwoelf Rosen fuer ein Herz

Titel: Zwoelf Rosen fuer ein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Jenner
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Leben lang getreten hatten: alle Tussen dieser
Welt, alle falschen Freunde, und da natürlich ganz vorne Pia, alle Dominiks, die mich nicht wollten … Bei Letzterem durchzuckte mich ein fieser Schmerz - und ich merkte zu meiner Überraschung, dass ich Dominik gar nicht böse sein konnte. Er hatte sich ja auch nichts zuschulden kommen lassen. Alles war ja nur in meinem Kopf entstanden. Oh Mist, Mist, Mist! Ich liebte Dominik noch immer! Darum fing ich mal wieder an zu weinen. Blöd beim Radfahren abends am Flussufer, denn dann sieht man den Boden nicht und legt sich, wie ich, innerhalb kürzester Zeit auf die Fresse.
    Als ich mich aufrappelte, war meine Hose verschlammt und mein Knie pochte. Gut, dass ich schon am Heulen war, so brauchte ich nicht erst damit anzufangen. Und gut, dass ich noch ein weites Stück zu radeln hatte, so hatte ich mich halbwegs ausgeheult, als ich endlich bei meinem Vater klingelte, der über seinem Antiquitätenladen in einer kleinen Wohnung wohnt.
    Bald stellte ich fest, dass ich ruhig noch hätte weiterheulen können. Denn es machte eh keiner auf. Und mir fiel auch ein, warum nicht. Mein Vater war nämlich auf dieser Antiquitätenmesse - in Belgien! Erst gestern war ich mit ihm essen gewesen und er hatte mir von Belgien erzählt. Irgendwie scheint ein Schock auch das Erinnerungsvermögen zu schwächen. Und das Zeitgefühl zu verändern. Denn gestern erschien mir Lichtjahre weit entfernt …
    Wieder mal hatte ich Gelegenheit, meine Optionen durchzugehen.
    a. Ich kann die gläserne Ladentür eintreten, damit ich wenigstens ins Warme komme. - Schlecht, denn dann wäre ich zwar im Laden drin, aber mit zerschnittenem Bein und hätte wohl auch bald die Polizei am Hals.

    b. Ich kann hier blöd rumstehen, bis mein Vater Ende der Woche aus Belgien zurückkommt. - Auch schlecht, vor allem weil ich sah, wie am Ende der Straße ein Besoffener in meine Richtung torkelte.
    c. Ich kann nach Hause zurückfahren. - Der Besoffene hatte mich inzwischen entdeckt und grölte irgendwas in meine Richtung.
    Das war die Entscheidung. C).
    Auf der Rückfahrt war das bisschen Wut, das ich vorher noch gespürt hatte, samt dessen kraftgebender Wirkung leider völlig verraucht. Ich war nur noch kaputt. Mein Knie tat weh, mir war kalt und ich wollte ins Bett. Oder besser: erst in die Badewanne und dann ins Bett. Mit jedem Meter hing mir die Zunge mehr aus dem Hals. Ein seelischer Schock und dann so extreme Gefühle sind offenbar auch körperlich total anstrengend.
    Als ich endlich zu Hause angekommen war, mein Fahrrad im Schuppen verstaut hatte - ja danke, wieder drei blaue Flecken - und die Treppe hochgeschlichen war, hatte ich vor Erschöpfung schon so eine Art Wahnbild vor meinem inneren Auge. Also so, wie ein Verdurstender in der Wüste glaubt, eine sprudelnde Quelle zu sehen, sah ich mich schon in ein dampfendes, warmes Schaumbad sinken. War aber nix. Denn an der Tür stellte ich fest: Ich hatte den Schlüssel vergessen.
    Es gibt gar keine Worte, um zu beschreiben, wie ich mich in diesem Moment fühlte. Am stärksten, glaub ich, war der Selbsthass. Wie konnte ich nur so ober-ober-oberdämlich sein und schon wieder meinen Schlüssel vergessen?? Ich haute ein paar Mal mit dem Kopf gegen den Türrahmen, irgendwie in der Hoffnung, dass mir dadurch einfiel, was ich jetzt machen sollte. Das Hauen tat verdammt weh und weckte immerhin einen
Rest von Selbsterhaltungstrieb, sodass ich damit aufhörte und stattdessen meine Optionen durchging. Wieder mal.
    a. Ich kann bei den Nachbarn klingeln und fragen, ob ich bei ihnen übernachten kann. - Schlecht, denn das ist so ein komisches Pärchen, die laufen immer total gruftimäßig rum und haben die Wohnung voller Gummifledermäuse und Totenköpfe. Also eigentlich wirken die ganz lieb und nett, aber da hatte ich zu viel Schiss.
    b. Ich kann es bei den anderen Nachbarn im Haus versuchen. - Ganz schlecht, denn entweder kenne ich die gar nicht oder sie sind wie der komische Kerl direkt über uns, der den ganzen Tag mit sich selbst spricht und dabei seinen Vollbart zauselt.
    c. Ich kann doch den Schlüsseldienst rufen. - Nein, konnte ich nicht, denn ich wusste, dass das nachts - und es war laut meinem Handy 22.54 Uhr - dreimal so teuer ist.
    d. Ich kann meine Mutter anrufen und sie anflehen, nach Hause zu kommen und mich zu retten. - Hmmm. Ich war wirklich kurz davor, das zu tun,

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