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Zwoelf Rosen fuer ein Herz

Titel: Zwoelf Rosen fuer ein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Jenner
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mich zu und setzte sich zu mir. Meine Mutter war nicht da, sie gab ja diese Fortbildung in Wuppertal, worüber ich richtig froh war. Falls man bei meinem Zustand von froh sprechen kann. Aber so blieben mir wenigstens die schrecklichen, besorgt-neugierigen Mutterfragen erspart.
    Wieder kann ich nicht sagen, wie lang ich da im Bett lag und an die Decke starrte. Eine Stunde? Zwei? Jedenfalls muss Pia irgendwann gedacht haben, es ginge mir besser, denn sie fragte mich vorsichtig, ob ich ihr zuhören könne.
    Â»Jaja, geht schon …«, erwiderte ich nur tonlos. Ich hatte absolut keine Kraft mehr, mich auch nur annähernd für irgendwas zu interessieren. Aber warum soll sie nicht ein bisschen reden, wenn ihr danach ist? Das dachte ich. Ich hatte ja keine Ahnung, was da kommen würde.
    Pia räusperte sich endlos, sodass es mir schon beinahe auf die Nerven ging. Dann fing sie endlich an zu sprechen. Seltsam stockend. Sie sagte: »Ich weiß … es ist absolut unverzeihlich … aber ich hoffe trotzdem … ich hoffe es so sehr … dass du mir verzeihen kannst … Die Rosen … also die vom Valentinstag … die hab ich dir da hingelegt. Genauso wie die einzelnen Rosen in den Jahren davor.«
    An sich ja keine schwierigen Sätze. Unkomplizierter Inhalt, überschaubare Grammatik. Eigentlich alles ganz einfach. Aber es dauerte verdammt lang, bis ich kapiert hatte, was das bedeutete.
    Doch ganz allmählich dämmerte es mir: Meine Freundin … meine beste Freundin Pia … hat mich … verarscht. Von vorne
bis hinten. Seit dem Valentinstag. Oh nein, seit vielen Valentinstagen … seit Jahren! Und sie hat mit mir zusammen noch überlegt, von wem die Rosen sind … Dabei wusste sie’s doch! Sie hat zugesehen, wie ich total abgehoben bin, als ich dachte, die sind von Dominik … Dominik …
    Dabei wusste sie, dass das völliger Quatsch ist. Sie hat einfach zugelassen, dass ich mich total zum Affen mache. Aber warum? Warum überhaupt diese scheiß Rosen?? Warum denn nur???
    Und das war die allerschlimmste Erkenntnis: Sie muss mich für so bemitleidenswert halten, dass sie denkt, ich brauch das! Dass ich glauben kann, irgendwer schenkt auch der fetten Annette mal was zum Valentinstag.
    Was dann passierte, ist eigentlich schon fast interessant. Denn meine Verzweiflung stieg nicht ins Unermessliche. Ich suchte nicht nach einem Gegenstand, mit dem ich hätte um mich schlagen oder auf Pia draufkloppen können. Ich fing auch nicht wieder an zu heulen. Im Gegenteil. Ich wurde ganz still.
    Pia dagegen weinte jetzt total. Normalerweise hätte mich das völlig fertiggemacht, ich kann niemand weinen sehen, vor allem nicht Pia, aber diesmal drang einfach keinerlei Gefühl zum Großhirn vor. Ich sah Pia weinen, aber ich wollte nur, dass sie geht. Ich rollte mich in meiner Decke zusammen, machte mich zu einem kleinen, festen Paket, wollte nichts sehen und nichts hören und sagte nur immer wieder ganz leise: »Geh. Bitte geh. Bitte, bitte, geh …«
    Pia ging aber nicht, sondern weinte und weinte und versuchte zwischendurch, mit mir zu reden. Aber ich konnte einfach nicht mehr. Ich wehrte ihre Hand ab, wenn sie mich berühren wollte, und murmelte immer wieder: »Geh, bitte, geh.«

    Irgendwann ging Pia.
    Ich habe nicht den blassesten Schimmer einer Ahnung, wie lange ich dann da als Paket im Bett lag. Zeitgefühl? Null. Ab und zu kam der Impuls, mich zu bewegen oder sogar aufzustehen, aber sobald ich auch nur einen Finger rührte, kam sie, die Welle. Eine absolut fiese Welle aus Enttäuschung, Schmerz und Hoffnungslosigkeit. Das hört sich jetzt so schön theatralisch-dramatisch an, aber schön war daran gar nichts. Die Message der fiesen Welle war nämlich: »Da hast du, was du verdienst, du arme Sau. Du erbärmliche Kreatur. Du überflüssige Witzfigur.« Damit die Welle mich nicht mitriss, musste ich mich ganz stillhalten und mit aller Kraft an nichts denken. Es war wahnsinnig anstrengend.
    Ich war deshalb fast erleichtert, als es irgendwann an der Tür klingelte. Das gab mir was zu tun, ich musste aufstehen, zur Tür gehen und aufmachen. Pia stand da, total verheult, und flehte: »Nette … Bitte, bitte verzeih mir! Bitte!«
    Und in diesem Moment regte sich etwas in mir. Ich war ganz überrascht, denn neben der grenzenlosen Enttäuschung regte sich … Wut. Ein ganz kleines bisschen nur, aber es

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