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Zwoelf Rosen fuer ein Herz

Titel: Zwoelf Rosen fuer ein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Jenner
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von selbst Poesiealbum-Sprüche zu dichten, wie etwa:
    Wenn du einst nach vielen Jahren
dieses Album nimmst zur Hand,
denk daran, wie kalt wir waren,
Hintern und auch der Verstand.
oder
    Ein Häuschen aus Rosen,
aus Veilchen die Tür,
ein Schlüssel zur Türe,
das wünsche ich mir!
oder
    Ein langes Gedicht,
das merk ich mir nicht,
darum sag ich nicht mehr
als: »Ich friere so sehr!«
    Diese Phase dauerte leider nicht lange, denn dann kam noch Angst als Grenzerfahrung dazu. Denn plötzlich hörte ich, wie der komische Nachbar, der immer mit sich selbst spricht und dabei seinen Vollbart zauselt, in den Hof kam. Er rumpelte an den Mülltonnen herum, redete natürlich wieder mit sich selbst und ich hoffte inständig, dass er nur seinen Müll wegwarf und dann schnell wieder abhaute. Ich hoffte vergebens. Der Mit-sich-selbst-Redner nuschelte vor sich hin, lief im Hof hin und her, scharrte, klapperte und hustete. Und als er von außen gegen die Schuppentür stieß, hab ich mir wirklich fast in die Hose gemacht. Mein Herz blieb stehen. Ich hielt den Atem an. Doch nichts passierte. Der Mit-sich-selbst-Rednerund-Bart-Zauseler verzog sich. Uff, so ein Glück!

    Meine Erleichterung war gigantisch. Aber fast im nächsten Moment hatte ich ein neues Problem: Ich musste mal pinkeln. Sicher der Schreck, und außerdem war ich ja schon seit vielen Stunden draußen. Im Dunkel des Schuppens versuchte ich, ein passendes Gefäß auszumachen, das ich im schlimmsten Fall verwenden könnte, um … äh … na ja, um reinzupinkeln. Nur traute ich mich kaum, mich zu bewegen und etwas zu suchen, aus Angst, dass mich einer hörte, am Ende noch der Bart-Zauseler oder jemand noch Fieseres. Inzwischen war es halb eins. Ich fingerte ganz vorsichtig suchend um mich herum, griff aber nur in schwarzölige Fahrradketten und rostige Speichen und beschmierte meine Klamotten mit Öl und Rost. Und dann hatte ich das Zeug auch noch im Gesicht und in den Haaren. Zäh und klebrig. Mist! Und interessant, wie man allein in einem dunklen Schuppen noch auf sein Äußeres bedacht ist!
    Ich war gerade dabei zu überlegen, ob ich einfach mal eine Runde heulen sollte, erstens, weil das hier alles verdammt zum Heulen war, und zweitens, weil das vielleicht den Drang zu pinkeln verringern konnte. Dabei war mir klar, dass Letzteres sehr unwahrscheinlich war, ich hatte ja in Biologie gut aufgepasst, aber ein Versuch war’s wert.
    Ich ließ also die ersten Tränen laufen. Kein Problem, die sprudelten nur so. Ich brauchte nur an Dominik denken, den ich für immer verloren hatte … Da hörte ich plötzlich ein Tapsen, dann ein Rascheln und dann ein Schnüffeln. Ein Hund, draußen am Fahrradschuppen! Und direkt danach hörte ich eine bekannte Stimme. »Into, was hast du denn? Was machst du denn da?« Das war Malte!!
    Ich wischte mir schnell die Tränen ab, wobei ich mir nun erst so richtig Rost und Öl ins Gesicht rieb, und stolperte aus dem Fahrradschuppen. So schnell, wie ich das bei meinen
komplett eingefrorenen Beinen konnte. Das heißt konkret: Ich fiel Malte direkt vor die Füße. Er half mir auf. Der Hund war natürlich der struppige Mops-Terrier, mit dem Malte immer im Park unterwegs ist. Mann, war ich froh, die beiden zu sehen!
    Â»Hallo«, sagte Malte, als wäre es das Normalste der Welt, nachts um halb eins blau gefroren, heulend und ölverschmiert aus einem Fahrradschuppen zu fallen. Der Hund sprang wie immer begeistert an mir hoch und schlabberte mich ab.
    Â»Hast du deinen Hausschlüssel nicht dabei?«, fragte Malte. Ich konnte vor Frieren und Zähneklappern und unter den Schlabberattacken des struppigen Hundes nur nicken. »Kannst gern mit zu uns kommen und aufm Sofa pennen.« Und als ob Malte meine Gedanken lesen konnte, fügte er hinzu: »Meine Eltern fragen nix. Außerdem schlafen die schon. Ich musste nur noch mal mit Into raus und der muss dich gewittert haben. Du weißt ja, der hat so’ne feine Nase.«
    Â»Der heißt Into?« Irgendwie muss ich diese Frage trotz meiner vor Kälte klappernden Zähne gestellt haben, denn ich erinnere mich, dass Malte sagte: »Naja, offiziell heißt er Hasso. Aber ich nenne ihn Into. Das ist Finnisch und heißt Begeisterung.«
    Sehr passend, das musste man sagen.
    Ansonsten erinnere ich mich ab da nur noch an Angenehmes. Ich kam nur ein paar Straßen weiter mit

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