Zwoelf Rosen fuer ein Herz
Malte in eine wunderbar warme Wohnung. Ich hatte gar nicht gewusst, dass er so in der Nähe wohnt. Welch herrliche Fügung des Schicksals! In dieser wunderbar warmen Wohnung kam ich dann als Erstes auf ein ebenso wunderbar warmes Klo. Oh, die Erleichterung! Und ich konnte mir Rost und anderen Dreck aus dem Gesicht waschen. Dann bekam ich eine wunderbar weiche, dicke und vor allem saubere Decke. Ich legte mich im
Wohnzimmer auf eine unglaublich bequeme Couch. Sicher war sie nur ganz normal bequem, aber nach dem Horror im Fahrradschuppen kam sie mir vor wie das weichste Bett im teuersten Luxushotel. Dann machte Malte mir eine Wärmflasche, einen heiÃen Kakao und ein Butterbrot, stellte alles auf den Couchtisch, winkte mir von der Wohnzimmertür noch mal nett zu und lieà mich in Ruhe. Und ich habe noch nie so ein leckeres Brot gegessen, so einen köstlichen Kakao getrunken, dann so gemütlich und warm gelegen und so tief geschlafen â¦
Als ich wach wurde, war es hell. Mein Handy zeigte viertel nach neun. Ein Zettel lag auf dem Couchtisch: »Bin in der Schule. Ich sag denen, du bist krank. Handtuch liegt im Bad, Frühstück ist im Kühlschrank. Meine Eltern kommen um fünf, ich um drei. GruÃ, Malte.« Das waren alle Infos, die ich brauchte, um einen vergleichsweise angenehmen Morgen zu verbringen. Angenehm im Vergleich zu dem Fahrradschuppenhorror. Gar nicht angenehm im Vergleich zu meinem Hochgefühl gestern Morgen, als ich noch dachte, das wird was mit Dominik und mir â¦
Als ich kurz darauf in genau dem warmen Schaumbad lag, von dem ich gestern Abend geträumt hatte, konnte ich es kaum glauben, dass mein Dominik-Hochgefühl nur einen Tag her war. Gestern Morgen noch dachte ich, ein wunderbares Leben liegt vor mir. Und jetzt? Jetzt lag ein verdammt graues Leben vor mir. Angefangen bei dem unvermeidlichen Ãrger mit meiner Mutter, die natürlich mitkriegen wird, dass ich - wieder! - den Schlüssel vergessen hatte. Weiter gingâs mit der finsteren Aussicht, demnächst ohne beste Freundin leben zu müssen. Die Enttäuschung saà einfach zu tief. Aber ohne Pia, das hieà auch: ohne all das, was wir immer zusammen machten - gemütlich abhängen, über Tussen lästern, über Leute
und über uns selber kichern, Poesie-Roulette spielen ⦠Vorbei waren natürlich auch die ganzen neuen Sachen, die in der letzten Zeit so aufregend gewesen waren: meine vorsichtigen Versuche zu neuen Klamotten und etwas Make-up. Also das war alles gestorben, denn dazu kam ich mir jetzt viel zu lächerlich vor. Auch die Karnevalsfete und das Rosenköniginnenkostüm waren natürlich vom Tisch. Nie im Leben würde ich nach der gestrigen Komplettblamage vor dem Zeichensaal in so einem Aufzug da antanzen. Und das auch noch allein! Denn wie gesagt: Ich habe ja keine beste Freundin mehr ⦠Mein Herz krampfte sich zusammen bei dem Gedanken.
Ja, und dann natürlich - Dominik. Den konnte ich mir abschminken, aber so was von. Als ich an ihn dachte, an sein weiches Blondhaar, sein freundliches Lächeln und alles andere, was ihn so wunderbar macht, schob sich auch sein hilfloses, verwirrtes Gesicht vor mein inneres Auge. Das, was er drauf gehabt hatte, als es zu meinem groÃen Lebens-Meltdown kam, da vor dem Zeichensaal. Das war nicht so toll, das Gesicht. Also schob ich es wieder weg und dachte lieber an die schönen Dominik-Bilder. Aber nichts war wie vorher. Die Geigen, die blieben aus. Alles war stumm.
17. Kapitel
B eim Frühstück in Maltes Küche wartete ich ehrlich gesagt darauf, dass Pia sich melden würde. Denn es war gerade groÃe Pause. Ich starrte auf mein Handy. Wenigstens eine SMS könnte sie schreiben. Natürlich würde ich ihr nie verzeihen, niemals! Aber es traf mich doch, dass sie sich nicht meldete ⦠Da klingelte mein Handy und mein Herz tat einen Sprung. Pia! Aber es war nur mein Vater. Umpf. Mein Herz fiel zurück auf den Boden der Tatsachen.
»Du hast versucht, mich zu erreichen?«, fragte mein Vater besorgt. Offenbar guckte der erst jetzt auf sein Handy!
»Ja ja, gestern, aber war nix Besonderes.« Ich hatte jetzt absolut keine Lust mehr, meinem Vater irgendwas zu erzählen. Was sollte das noch bringen, im Nachhinein? Nur Sorgen für ihn und Peinlichkeit für mich. Also sagte ich schnell: »Alles o. k. hier. Viel Spaà noch in Belgien.«
Mann, war ich enttäuscht, dass es nicht Pia
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