Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zwoelf Rosen fuer ein Herz

Titel: Zwoelf Rosen fuer ein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Jenner
Vom Netzwerk:
war! Obwohl ich dann natürlich sofort aufgelegt hätte.
    Â»Ja danke, dann bis demnächst mal, meine Süße!« Mein Vater legte auf. Voll typisch für ihn, mich einfach mitten am Vormittag anzurufen, ohne einen Gedanken daran, dass ich ja gerade in der Schule sein könnte und ein Anruf vielleicht unpassend wäre. Aber so ist er nun mal. Er denkt nicht an so was Banales wie Schule. Eine der Eigenschaften, die meine Mutter
damals in den Wahn getrieben und ihre Trennung herbeigeführt hatte.
    Stichwort Mutter. Bei dem Gedanken blieb mir das knusprige Brötchen fast im Hals stecken. Denn der Gedanke »Mutter« führte sofort zum Gedanken »Schlüssel« und zu der lebenswichtigen Frage: Wie minimiere ich den Ärger um den vergessenen Schlüssel? Mal wieder Gelegenheit, meine Optionen durchzugehen.
    a. Ich sag ihr gar nichts, sondern versuche, sie »zufällig« vor dem Haus zu treffen, wenn sie aus Wuppertal kommt. - Schlecht, denn ich konnte ja nicht wissen, wann sie kommt. Das heißt, dass ich plus/minus drei Stunden in unserer Straße rumlungern müsste, um sie abzupassen. Ein Blick aufs Wetter: Schneeregen. Nein danke. Außerdem erwartet sie dann garantiert, dass ich aufschließe, weil sie ja so viele Taschen dabei hat. Also A) konnte ich knicken.
    b. Ich warte mit Sündermiene und Hundeblick vor der Wohnungstür und hoffe auf Gnade. - Nicht sehr aussichtsreich. Außerdem merkte ich, dass ich absolut die Schnauze voll davon hatte, irgendwo vor Türen zu warten.
    c. Ich schreib ihr eine SMS und gebe alles zu. Dann hoffe ich, dass sie vor lauter Arbeit nicht sofort wütend zurückrufen kann, sondern sich ein bisschen beruhigt hat, bis sie mich hier bei Malte abholt. - Hmmm. Klingt gut. Nur wie erkläre ich, dass ich bei Malte bin und nicht bei Pia? Ich wollte ihr auf keinen Fall was erzählen von Pia und unserem Zerwürfnis. Denn dann käme ich zu nah an das Thema mit Dominik, und das war nun wirklich das Letzte, was ich wollte, dass meine Mutter darüber Bescheid …
    Mein Handy klingelte. Pia!

    Umpf, umpf und noch mal umpf!!! Nicht Pia. Meine Mutter. Ich war so enttäuscht, dass ich gar nicht dazu kam, mir in die Hose zu machen über die Frage, wie ich ihr das jetzt mit dem Schlüssel erkläre. Und zu meiner Überraschung war das auch gar nicht nötig. Meine Mutter sagte nur: »Hey Nettchen, stör ich? Ihr habt doch grad Pause, oder?« Ja, meine Mutter hat so was immer genau auf dem Schirm! Ohne eine Antwort abzuwarten, sprach sie weiter: »Ich hab noch zwei Stunden zu tun hier, dann fahr ich los und muss erst mal in den Salon, bis halb fünf. Ich bin total kaputt … Hab keine Lust, heute zu kochen. Lass uns doch einfach um fünf beim Italiener auf der Martinstraße treffen, o. k.?«
    Ich konnte nur völlig baff »O. k.« murmeln, da hatte sie auch schon aufgelegt. Und mir wurde klar: Aus dem Schlüsseldrama war ich raus!
    Nach meinem späten Frühstück gammelte ich noch eine Weile in der Wohnung von Maltes Familie rum. Ich muss gestehen, dass ich mir dabei sein Zimmer mal ein bisschen genauer ansah. Ziemlich unordentlich war’s, aber ohne fiese, alte Socken oder Schlimmeres. Und voll war es mit Büchern über die seltsamsten Themen: Außerirdische, Urzeittiere, Nomadenvölker in Asien, U-Boote, sogar ein Kochbuch lag da für Indische Küche, aber absolut nichts zum Thema Sport. Waren nicht sonst die meisten Jungszimmer eine einzige, riesige Show von Fanschals, Fußball- oder Basketball- oder Formel-1-Plakaten, Pokalen, Hockeyschlägern, Baseballmützen und so weiter? Das fehlte hier komplett! Stattdessen lagen ein paar gar nicht mal schlechte Bleistiftzeichnungen von dem struppigen Hund herum. Den musste Malte wirklich sehr mögen, schon weil er nach Mitternacht noch mit ihm Gassi ging. Und dabei war’s doch nur der Nachbarshund. War schon ein schräger Vogel, dieser Malte.

    Ich haute dann aber doch lieber vor drei Uhr ab, denn ich hatte keine Lust, Malte noch mal zu treffen. Mir war das alles jetzt ganz schön peinlich, wie er mich da gestern Nacht schlotternd und dreckig in unserem Fahrradschuppen gefunden hatte. Außerdem war ich von all den Schicksalsschlägen, also Dominik verloren - was heißt verloren?? Nie gehabt! -, Pia verloren, in der Schule blamiert und aus der Wohnung ausgeschlossen, so angegriffen, dass ich einfach allein sein wollte. Also

Weitere Kostenlose Bücher