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Zwoelf Schritte

Zwoelf Schritte

Titel: Zwoelf Schritte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilja Sigurdardóttir
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ich stehe da wie ein Ölgötze und schaue ihnen nach und frage mich, was sie eigentlich von mir wollten. Meine leichte Stimmung ist während des Gesprächs verflogen, und auf dem Weg zum Auto fängt der Gedanke an Atli Eyjólfsson wieder an, mein Denken mit Hass und Verdächtigungen zu vergiften.
     
    Ich halte an einem Drive-in-Restaurant und bestelle mir einen Chickenburger. Weil ich mich auf dem Meeting entspannt habe, meldet sich der Hunger zurück, und ich kaufe mir noch eine Cola und einen Schokoriegel zum Nachtisch. Dann fahre ich zu Atli Eyjólfsson und suche die ganze Straße ab, bis ich einen Parkplatz finde, wo ich mich unauffällig hinstellen kann und trotzdem seine Eingangstür sehe. Ich schalte den Motor aus und esse in der entstandenen Stille. Atli wohnt in einem dreigeschossigen Haus an der Westseite des Unicampus, und in jedem Stockwerk scheint nur eine Wohnung zu sein. Es müssen große Wohnungen sein, denn das Haus ist ein riesiger Würfel, mit großen Fenstern und schönen Balkons zum Grillen auf der Rückseite. Seit zwei Jahren wohnt Atli hier, zusammen mit seinem Freund, der auch bei den AA ist. Auch wenn ich sicher bin, dass er im mittleren Stockwerk wohnt, beschließe ich, einen kleinen Spaziergang zu machen und unterwegs einen Blick auf die Klingelknöpfe zu werfen. Atlis Name steht auf der mittleren Klingel. Ich setze mich wieder ins Auto und höre Radio, während ich darauf warte, dass Atli nach Hause kommt.
     
    Ich schrecke aus meinem Dämmerzustand hoch, als das Telefon klingelt. Es ist Iðunn, und ich merke, wie ich ärgerlich werde, weil sie erst jetzt anruft.
    «Das war aber eine lange Sitzung.»
    «Wie bitte?»
    «Du hast gesagt, dass du mich zurückrufst, wenn die Sitzung zu Ende ist. Sie hat wohl ziemlich lange gedauert.»
    «Ach, Magni.»
    «Wie, ach Magni?» Ich fühle mich, als seien wir immer noch verheiratet. Das unzufriedene Gefühl, das ich mit Iðunn verbinde, sitzt immer noch im Magen, und ich höre an ihrer Stimme, dass sie auch ärgerlich ist. Doch auf einmal scheint sie sich daran zu erinnern, dass sie mich gut behandeln will, und sagt:
    «Wir sind beide todmüde und aus dem Gleichgewicht, lieber Magni.»
    «Ich weiß», antworte ich und merke, wie sich der Ärger in Selbstmitleid verwandelt. «Ich wollte nur hören, ob es etwas Neues gibt, aber du darfst mir natürlich nichts sagen, da ich zu den Verdächtigen gehöre und so weiter …»
    «Leider gibt es absolut nichts zu berichten, Magni. Heerscharen durchforsten die Stadt auf der Suche nach Hinweisen, die Labors arbeiten, und alles läuft auf Hochtouren, doch ohne Erfolg. Wir warten auf irgendeinen Durchbruch, neue Erkenntnisse, die ein Fenster aufstoßen.» Vielleicht sollte ich ihr erzählen, was ich von dem Alten erfahren habe, dass Egill vor dem Wochenende mit Atli zuammengesteckt hat, aber beschließe, damit noch zu warten. Ich habe das Gefühl, dass ich sehr bald etwas Verwertbares über Atli herausfinden werde.
    «Danke, Iðunn.»
    «Willst du, dass ich heute Abend bei dir vorbeischaue?»
    «Eher nicht, ich will vielleicht ins Kino gehen oder so, um mich zu zerstreuen.» Bedauernd denke ich an den bevorstehenden Abend im Auto, anstatt auf dem Sofa zu kuscheln und mich von Iðunn trösten zu lassen.
    «Okay. Bis morgen», sagt sie und legt auf, und ich bilde mir ein, eine leichte Gekränktheit aus ihrer Stimme herausgehört zu haben.
     
    Während ich den Schokoladenriegel esse, wünsche ich mir, ich hätte heißen Kaffee dabei. Ich schaue zu Atlis Haus und die Straße entlang und registriere jede Bewegung. Eine Katze springt über den Gartenzaun, eine Plastiktüte weht die Straße hinunter, und eine Frau übt mit einem kleinen Jungen auf dem Gehsteig vor ihrem Haus das Fahrradfahren. Atlis Haus steht direkt an der Straße, während die Häuser auf der anderen Seite einen Vorgarten besitzen mit großen Ebereschen und Beeten. Es ist eines dieser alten herrschaftlichen Viertel, die immer wieder in sind, aber in der Zwischenzeit vernachlässigt werden und sich dann Roststreifen im Muschelsandverputz abzuzeichnen beginnen. Als ich den letzten Bissen Schokoladenkeks hinunterschlucke, fährt ein roter Kombi vor, und Atli steigt aus. Er trägt einen blauen Arbeitsoverall, der an den Knien schmutzig ist, und schwarze Springerstiefel. Aus dem Kofferraum holt er eine Plastiktüte heraus und verschwindet im Haus. Mir ist heiß, und ich möchte am liebsten zu seinem Auto laufen und darin herumstöbern, aber

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