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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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den Menschen, die sie nicht mochte, am meisten weg, und die Dinge, die sie ihnen entwendete, waren sehr bezeichnend ausgewählt. Bei ihr hatte John den unbeugsamen Protestantismus gelernt. Ihre Mißbilligung über Heathers Bekehrung äußerte sie dadurch, daß sie verschiedene Male den Rosenkranz oder das Gebetbuch ihrer Schwiegertochter verschwinden ließ. Der gesegnete Palmzweig, den Heather Ostern über ihr Bett gehängt hatte, kam nie wieder zum Vorschein, und Heather schwor, daß Miß Smuts, die jede Woche in einer Art Nissenhütte in Bornel Heath sich die Hände mit Methodisten schüttelte, gar nicht nach ihm gesucht habe. Einmal verschwand ihr Kruzifix, und sie sprach noch lange grollend von Sakrileg und Blasphemie, als es sich schon längst wieder angefunden hatte.
    Ihre Schuhe waren für Muffet wie Honig für eine Biene, aber sie nahm immer nur einen fort, so daß Heather ständig die Treppe zum halbmondförmigen Tischchen hinaufhumpeln mußte, um das Paar, das sie in der Abwaschküche zum Putzen hingestellt hatte, wieder zu vervollständigen. Ihr Handspiegel und Kamm und ihre Bürste trieben sich mehr im Korridor herum als in ihrem Schlafzimmer. Die Türen von Hinkley hatten zwar Riegel und Schlösser, aber es fehlten die Schlüssel. Heather entdeckte jedoch im Werkzeugkasten einen, der paßte; sie nahm ihn mit, um jedesmal ihre Tür abzuschließen, wenn sie herunterkam, so lange, bis John eines Tages von einem verregneten Sonntagmorgen-Spaziergang wie eine nasse Katze in Olivers Zimmer kam, wo die Familie schon beim Lunch saß.
    »Was ist mit unserer Zimmertür passiert, Heather-Bell?« fragte er und trat von einem erstarrten Fuß auf den anderen, um sie warm zu bekommen. »Sie klemmt, oder irgendwas ist damit los, und ich kann nicht hinein. Wenn ich mich nicht bald umziehe, werde ich mir eine Lungenentzündung holen.«
    Miß Smuts nickte weise, wie jemand, der nach zwanzig Jahren Erfahrung wußte, was geschehen würde.
    »Alle Klinken im Haus müssen einmal nachgesehen werden«, sagte Mrs. North harmlos. »Es sind noch alles die ursprünglichen aus Holz, weißt du«, erzählte sie stolz Lady Sandys, »fast dreihundert Jahre alt. Versuch einmal, die Tür fest anzuziehen, ehe du auf die Klinke drückst, John. Nein, warte, ich werde mitkommen.« Sie legte Messer und Gabel hin und stand auf, voller Überzeugung, daß kein anderer als sie ein Feuer schüren, ein klemmendes Fenster aufbekommen oder den Deckel von einem Einmachglas abmachen konnte.
    »Schon gut, Ma, setz dich nur und iß weiter«, sagte Heather ungeduldig. Sie nahm einen Schlüssel aus der Tasche ihrer Strickjacke und hielt ihn John hin. »Hier, ich habe abgeschlossen«, sagte sie kurz und wandte ihre Aufmerksamkeit schnell David zu. »Iß auf«, sagte sie und stopfte einen vollen Löffel in seinen Mund, ohne zu merken, daß dieser schon voll war.
    »Du hast abgeschlossen ?« sagte John. »Warum denn in aller Welt? Oh...«, als Heather ein Gesicht schnitt. »Oh, ja, ja, na; ja, natürlich«, murmelte er und sah tief gekränkt aus.
    »Nanu«, sagte Muffet strahlend, »ich habe zwar von Frauen gehört, die ihre Männer aus dem Schlafzimmer sperren, aber doch nur, wenn sie selber drin sind. Was wird denn hier gespielt?« Sie blickte in die Runde nach einer Erleuchtung, aber keine Augen wollten den ihren begegnen. David, der blauer und blauer im Gesicht wurde, während er tapfer mit seinem vollgestopften Mund fertigzuwerden versuchte, lenkte ab, als er seinen Mund aufsperrte, seine ganze Faust hineinsteckte und alles auf seinen Teller und den Tisch schaufelte.
    »Ma, wir müssen wirklich einmal nach seiner Wachstuchdecke suchen«, sagte Heather und säuberte das Tischtuch. »Man kann von ihm noch nicht erwarten, daß er sich wie ein zivilisierter Mensch benimmt. Ich kann mir gar nicht vorstellen, was damit passiert sein kann. Ich habe sie abgewaschen und aufgehängt... O Gott, du glaubst doch nicht...« Sie warf einen fragenden Blick auf Miß Smuts, die verneinend ihren Kopf schüttelte wie ein schwermütiger Schimpanse. John, der nicht gehen wollte, bis die seine Mutter belastende Atmosphäre bereinigt war, stand noch immer an der Tür, während von den nassen, kleinen Ringellocken über seiner Stirn die Wassertropfen seine Nase entlang rannen.
    »War der Spaziergang schön, Liebling?« fragte ihn seine Mutter. »Du siehst aus wie ein Selbstmörder, der gerade aus der Themse gefischt worden ist.«
    Mrs. North wirbelte herum. »John, um Gottes

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