Zwölf um ein Bett
willen, geh ‘rauf und zieh dich um. Du schudderst ja, als ob du Grippe hättest. Kannst du denn niemals auf dich aufpassen? Ich weiß nicht, wer das größere Baby ist, du oder dein Sohn. Wenn dich der Lunch hier zurückhält — in dieser Verfassung kannst du doch nicht essen, darum lauf schnell ‘rauf und zieh dich um, ehe alles verdirbt. Ich werde dir etwas aufheben und in den Wärmeofen stellen.« Sie stand da und ging zum Nebentisch hinüber, und Lady Sandys, die nicht stillsitzen konnte, wenn jemand sich betätigte, stand ebenfalls auf.
»Laß mich das doch machen, Hattie«, bat sie. »Ich fühle mich immer so nutzlos in diesem geschäftigen Hause, und du läßt mich nie etwas tun.«
»Nein, meine Liebe, es ist schon gut, danke dir. Du weißt nicht, wie man den Ofen anmacht.«
»Bestimmt kann ich das; ich bin doch nicht so unpraktisch.«
»Aber du weißt doch, daß es dich erschreckt, wenn das Gas knallt.«
»Laß mich es machen«, sagte John, obgleich seine Zähne klapperten. »Aber ich glaube gar nicht, daß ich etwas essen mag.«
»Natürlich magst du«, sagten Mutter und Schwiegermutter im Wetteifer um sein Wohl gleichzeitig. »Aber du weißt doch, daß du immer sagst, du könntest nie die Streichhölzer in der Küche finden«, fuhr Mrs. North fort. »Gut, meine Liebe«, zu Elisabeth, die bereits an ihrer Seite war. »Sie machen es. Dann gib mir bitte etwas Gemüse, Muffet, wenn du helfen willst. Keinen Spinat. Du kennst deinen Sohn schlecht, wenn du denkst, er ißt Spinat.«
»Oh, ist es Spinat?« gluckste Lady Sandys. »Ich habe es für Kohl gegessen. Du solltest besser auf mich aufpassen, Smutty«, sagte sie, als sie zum Tisch zurückging, »du weißt doch, daß ich keinen Spinat mag.«
»Ja, Sie brauchen einen Aufpasser und keine Gesellschafterin«, brummte Miß Smuts, schob die Brotkrümel um ihren Teller zusammen und aß sie mit schmatzenden Lippen auf.
Als John mit hochgezogenen Schultern hinausgegangen war, setzte sich Mrs. North wieder hin, aß ein paar Bissen, stand wieder auf und sagte: »Ich glaube, ich gehe eben einmal ‘rauf und messe seine Temperatur. Er sah furchtbar fiebrig aus, Heather, hoffentlich ist er nicht an dem großen Tag krank.«
»Reg dich noch nicht auf, Ma, er ist schon ganz in Ordnung.«
»Mach es doch nicht wie John; er sagt es nie, wenn er sich erbärmlich fühlt. Ich glaube, ich lauf eben einmal ‘rauf.« Lady Sandys sprang wieder auf. »So laß mich doch das machen«, rief sie, »ich kann wirklich perfekt Temperaturen messen. Wo ist das Thermometer?« Der Gedanke, daß sie im Medizinkasten herumwühlen könnte, war einfach entsetzlich. »Ich werde ‘raufgehen, ja?« sagte Elisabeth. »Natürlich, schließlich sind Sie doch Krankenschwester«, sagte Muffet und strahlte sie an. »Vielen, vielen Dank, Liebe, ich weiß, Sie werden für mich nach ihm sehen. Sie mag Johnny furchtbar gern«, erzählte sie, als Elisabeth gegangen war. »Sie kommen wunderbar miteinander aus, weil sie beide so ruhige Menschen sind. Wißt ihr, daß er sie auf den Wrekin mitnehmen will, um sich den Sonnenaufgang anzusehen? Sie ist noch niemals dort oben gewesen. Ich auch nicht, natürlich, aber ich habe auch gar nicht die Absicht in meinem Alter, wenn man mir auch erzählt hat, daß es sich lohnte, hinaufzuklettern.«
»Man kann fast alle Wege mit dem Wagen hinauffahren«, warf Oliver ein.
Lady Sandys wandte sich um, lächelte ihn an und winkte ihm, um wiedergutzumachen, daß sie eine Weile nicht zu ihm gesprochen hatte. »Oh, das ist zu prosaisch«, sagte sie. »Man sollte auf Händen und Knien hinaufkriechen und auf dem Gipfel >Excelsior!< rufen, wenn die Welt vor einem ausgebreitet liegt.«
»Diese alberne Aussicht«, sagte Heather. »Ich habe es satt, darüber reden zu hören. Wenn man jemandem erzählt, man lebt in Shropshire, sagen sie gleich, wie wunderschön muß die Aussicht vom Wrekin sein. Ich habe sie hundertmal genossen, bei Sonnenaufgang, Sonnenuntergang und Mitternacht — kein wildes Pferd würde mich da noch mal ‘rauf kriegen.«
»Natürlich nicht, meine Liebe«, sagte Muffet höflich. »Ich habe auch gar nicht angenommen, daß du es tätest. Ich sagte nur, John und Elisabeth wollten hinaufgehen.« Sie drückte eine Wange mit der Zunge heraus und lächelte vergnügt in sich hinein, daß sie Heather getroffen hatte.
In dem Schweigen, das dem Herumreichen des Puddings dann folgte, warf Evelyn, der die Sache im Kopf herumging, seit davon gesprochen worden war, ihr
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