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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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Küchenfeuer, das nicht brennen wollte, und der sauer gewordenen Milch bis zu Susan, die sich über das Tischtuch erbrach, bis zu Violet, deren Unterrock zwei Zentimeter unter ihrem Kleid hervorsah.
    Soviel man aus Freds Gestammel herausbekommen konnte, war eines der Pferde krank geworden, und Ken brauchte eine Arznei. Fred selbst mußte bleiben und Ken bei dem Pferd helfen, während der einzige Mann, der hätte fahren können, gerade einen Haufen Gras in den Trockner geworfen hatte und die Maschine nicht allein lassen konnte.
    »Ist das zu glauben?« jammerte Mrs. North. »Ist das zu glauben, daß so etwas passieren muß? Ich wollte Violet den ganzen Vormittag im Hause halten, damit sie bestimmt rechtzeitig fertig wird. Wenn sie jetzt nach Shrewsbury geht, weiß der Himmel, wann sie wiederkommt.«
    »A-aber es ist eine Sache auf Leben oder Tod, Mrs. N-N-N« — er schluckte — »North«, sagte Fred, der gelegentlich eine Neigung zur Dramatik hatte.
    »Heather, ich nehme an, du könntest...?«
    »Ich könnte nicht«, sagte Heather bestimmt. »Ich muß noch die Blumen im ganzen Hause arrangieren und die Kinder anziehen. Und du wirst John nicht dazu veranlassen, in diesem zugigen Wagen zu fahren.«
    »Was ist das hier für ein Spektakel?« Oliver hörte Violet die Treppe heruntertapsen. »Oh, hallo, Fred«, sagte sie sorglos. »Wie gefällt dir mein Kleid? Diesen Unterrode soll man eigentlich nicht sehen; sie stecken ihn gerade auf.«
    »Er darf sie nicht sehen! Fred, untersteh dich, hinzugucken. Kinder, habt ihr denn gar keinen Sinn für das, was sich schickt? Violet« — als Fred mit seinem erklärenden Gestammel wieder anfangen wollte — , »ich fürchte, du mußt selber den Wagen nehmen und die Arznei aus Shrewsbury holen. Eines der Pferde ist krank. Und wenn du nicht um zwölf Uhr zurück bist...«
    »Welches?« Violet war augenblicklich bei der Sache. »Kolik? Marigold? Piiiihu!« Sie pfiff wie ein Mann. »Wann sollte sie fohlen?« Im nächsten Augenblick stürzte sie in Olivers Zimmer, ihr Haar zerflatterte im Vorwärtsstürmen, und ein Fetzen weißer Seide hing hinten an ihrem rotseidenen Kleid herunter, in dem sie getraut werden sollte.
    »Kann ich mir deinen Regenmantel borgen, Ollie?« fragte sie atemlos. »Es regnet Strippen, und ich möchte dies Traukleid nicht naß werden lassen, wenn ich zur Garage gehe.«
    »Ausgeschlossen«, ihre Mutter war ihr ins Zimmer gefolgt. »Du gehst nicht ‘raus in diesem Kleid. Du gehst ‘rauf und ziehst dich um, ehe du fährst.«
    »Kann nicht, Ma, keine Zeit«, sagte Violet im Hinausgehen über die Schulter.
    »Das Pferd wird schon nicht wegen dieser zwei Minuten sterben. Du kannst unmöglich in deinem Hochzeitskleid einkaufen gehen! Und ich muß den Unterrock ändern.«
    Ihre Mutter blieb ihr auf den Fersen.
    »Mach’s, wenn ich wiederkomme.«
    »Darm habe ich unmöglich Zeit. Zieh es sofort aus.«
    »Oh, Ma...« Oliver hörte ihre streitenden Stimmen im Korridor verhallen, und gleich darauf kam seine Mutter zurück und hielt ihm eine fünf Minuten lange Rede über seine Schwester. Mrs. North war völlig durchgedreht. Das dringende Muß, das sie die letzten Tage aufrecht gehalten hatte, war der im Hintergrund lauernden Erschöpfung gewichen. Ihr rundes, zerknittertes Gesicht zitterte von nahenden Tränen.
    »Ich komme niemals durch diesen Tag, Ollie, niemals. So vieles ist schon schiefgegangen, und ich habe das Gefühl, es wird noch viel mehr schiefgehen. Was soll ich machen? Ich kann das nicht mehr durchhalten.«
    »Zum Donnerwetter«, sagte er. »Du wirst das durchstehen.« Es war ihm eigentlich unbehaglich, sie so abgekämpft zu sehen. Er erinnerte sich aus seiner Kinderzeit, wie er von einer panischen Schwäche ergriffen wurde, wenn er sie müde oder weinen sah. Wenn sie nicht dem Kampf ums Dasein gewachsen war, wer denn sonst? »Geh und trink einen Schnaps, alte Ma«, sagte er. »Einen ordentlich starken, das ist alles, was du brauchst.«
    »Jetzt, so früh am Morgen?« Sie zog ihre zweite Uhr zu Rate und verglich sie mit ihrer Armbanduhr. »Immerhin, es ist drei und eine halbe Minute vor elf. Vielleicht tu ich’s doch, nur um mich aufrecht zu halten, bis das nächste Unglück hereinbricht. Weißt du eigentlich, daß sie den Hochzeitskuchen noch nicht geschickt haben? Meine Güte, warum habe ich Violet nicht gesagt, sie soll in Shrewsbury einmal nachfragen? Da siehst du, in was für einem Zustand ich mich befinde; ich habe überhaupt nicht daran gedacht.

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