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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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Liebling, wenn dieser ganze Schlamassel vorüber ist, lege ich mich eine Woche ins Bett. Ich komme mir vor wie gerädert, und ich habe so viele Sachen abgeschmeckt daß ich eine scheußliche Darmgeschichte davongetragen habe. Ich habe schon jeden Morgen Bullrich-Salz genommen. Niemals habe ich geglaubt, daß ich dich einmal beneiden könnte, aber ich glaube, du bist der einzig glückliche Mensch im Hause, weil du hier liegen und dich heraushalten kannst. Ja, Mrs. Cowlin, was ist denn? Ach du meine Güte, nehmen Sie es doch vom Feuer und suchen Sie einen Lappen, damit Sie den Tisch abwischen können. Nicht das Handtuch — warten Sie, ich komme nachsehen.« Etwas aufgemuntert durch diese neue Herausforderung des Schicksals, warf sie Oliver einen verzweifelten Blick zu und eilte Mrs. Cowlin nach. Beinahe hätte sie das Gleichgewicht verloren, denn sie trat ihr fast auf die Hacken. Oliver konnte sich keineswegs aus allem heraushalten, wenn er auch keine aktive Rolle übernehmen konnte. Alle fanden ihn sehr nützlich als Beschwerde-Instanz und Ratgeber für Probleme, die meist längst gelöst waren, aber noch einmal beredet werden mußten.
    Sein nächster Besuch war Heather im Morgenrock und mit seinem Schal, der mit der Invasionskarte von Deutschland bedruckt war, um den Kopf. »Ich hatte gerade Krach mit Ma«, stellte sie fest und nahm sich eine seiner Zigaretten. »Worüber?«
    »Ach, Ollie, sie ist wirklich durchgedreht. Hast du ein Streichholz? Ich weiß, sie hat eine Menge zu tun und so — übrigens hätte sie halb soviel zu tun, wenn sie gelegentlich einem anderen eine Arbeit anvertrauen würde — , aber sie ist wirklich schwierig. Ich wollte ihr David in seinem Festanzug zeigen, weil ich dachte, es würde ihr Spaß machen, und sie geriet völlig aus dem Häuschen über seine Stiefel Dabei weiß sie sehr gut, daß der Arzt nicht will, daß er Schuhe trägt, und wenn sie denkt, ich werde die Mühe von Monaten wieder zunichte machen, gar nicht zu reden von dem Geld, das ich für seine Spreizfüße ausgegeben habe — die er von John geerbt hat —, nur wegen Violets blöder Hochzeit, um die mehr Theater gemacht wird als um die Wahl des Oberbürgermeisters...«
    »Ich sehe nicht ein, was ein einziger Tag da viel schaden könnte.« Oliver hatte herausgefunden, daß er, seit er zu Bett lag, aufrichtiges Interesse an den häuslichen Angelegenheiten nehmen konnte. »Und sind die Stiefel wirklich gut dagegen? Elisabeth sagt...«
    Heather schoß hoch wie eine Rakete. »Elisabeth sagt! Erwähne diese Frau nicht in meiner Gegenwart. Was versteht sie schließlich von Orthopädie? Ist das nicht typisch für alle Krankenschwestern? Weil sie ein paar Jahre im Topfschwenken ausgebildet worden sind, glauben sie immer, sie wüßten mehr als der Arzt.«
    »Elisabeth ist ein sehr beschlagenes Mädchen«, sagte Muffet, die ebenfalls in einem Morgenrock eintrat. Alle im Hause hatten es für überflüssig gehalten, sich richtig anzuziehen, ehe sie sich in ihre Festgewänder warfen. John lief in einem gepünktelten Hausrock und einem seidenen Schal herum wie eine Gestalt aus einer Gesellschaftskomödie. Muffets Rock war aus glänzendem Chintz mit einem kühnen Muster von Pfauenschwänzen und einer breiten Schärpe um ihre Streichholz-Taille. »Du wirst oben gewünscht«, teilte sie Heather mit, »dein Sohn hat sein Gesicht mit rotem Plastilin beschmiert; der Erfolg ist verblüffend, aber unenglisch.«
    Heather warf einen Blick gen Himmel. »O Gott«, sagte sie, »gibt es denn in diesem Hause keinen Frieden?« und rauschte an ihrer Schwiegermutter wie ein Sturmwind vorbei und hinaus.
    »Absolut keinen«, sagte Lady Sandys fröhlich. »Ich versuche schon den ganzen Vormittag, einen Platz zu finden, wo man keine Möbel rückt. Wenn sie mich schon nicht helfen lassen wollen, dachte ich, so könnte ich wenigstens die Zeitung lesen, damit ich heute nachmittag Stoff zur Unterhaltung habe. Ich kam, weil ich dich fragen wollte, Liebling, ob ich mein Orangenes oder mein Schwarzweißes anziehen soll? Man möchte auf dem Lande nicht gern so elegant aussehen. Andererseits möchte man diesen Leuten vom Lande nicht so sehr nachgeben, daß man sich ebenso schlecht anzieht wie sie.«
    »Dein Orangenes? Ich habe dich noch nie in einem orangefarbenen Kleid gesehen.«
    »Aber, mein kleines Schaf — genau wie alle Männer. Natürlich hast du; ich habe es hundertmal beim Abendessen angehabt.« Oliver hatte sie in Senf gelb, in Marineblau mit

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