Zwölf um ein Bett
nach, ob Mr. Peploe noch da ist«, sagte Heather. »Aber Vi, was hast du nur mit deinem Haar gemacht? Es sah so hübsch aus.«
Violet warf den Kopf zurück, als Heather ihre Hand hob. »Fummle nicht an mir herum«, sagte sie. »Ich habe heute morgen stillgehalten, dafür kannst du mich jetzt in Ruh’ lassen.«
»So geh doch ‘rauf und laß dich für den Fotografen hübsch machen, sei lieb«, sagte ihre Mutter überredend. »Sie will ja nur, daß du so gut wie möglich aussiehst.« Violet warf ihr einen gequälten Blick zu und ließ sich mit einer Leidensmiene hinaufführen. Kehlige Rufe aus der Halle ließen erkennen, daß Mrs. Ogilvie sich unter den eintreffenden Gästen befand, die über Violet herfielen wie eine Hundemeute, die die Jäger vom toten Fuchs zurückreißen. Oliver sah zu, wie draußen auf dem Rasen die Aufnahmen gemacht wurden. Der Fotograf, ein taktvoller Mann, postierte Fred an der höchsten Stelle des leicht abfallenden Geländes.
Oliver konnte die Gesichter nicht sehen, aber er hörte den Fotografen sagen: »Bitte, die Braut ein wenig lächeln. Die Braut etwas weniger ernst, wenn’s recht ist. Dies ist doch eine Hochzeit und kein Begräbnis, nicht wahr.« Über diesen Witz, den sie schon auf allen Hochzeiten in der Umgebung gehört hatte, mußte Violet lachen, und nun mußte er unter seinem Tuch hervorkommen und sagen: »Schließen Sie den Mund nur um eine Kleinigkeit, Mrs. Williams, und versuchen Sie, das Gesicht ruhig zu halten. Ich werde Sie nur einen Moment bemühen. Bitte, verlieren Sie nicht das Angeregte — ja, so ist es sehr reizend.« Er drückte auf den Ball, kurz, ehe Violet in einem Kicheranfall doppelt auf der Platte erschien.
Nachdem verschiedene Bilder von dem glücklichen Paar gemacht worden waren, auf denen Violets Hände, wie sich später herausstellte, übertrieben groß im Vordergrund erschienen, wurde eine Familienaufnahme gemacht. Mrs. North hätte Oliver gern im Rollstuhl herausgebracht, aber Elisabeth wollte nicht, daß er noch einmal aufstand, und gab vor, daß einer der Reifen abgegangen wäre und man mit dem eisernen Rad nicht auf dem weichen Rasen fahren könnte. Die Gruppe wurde auf einem Teppich aufgebaut. David und Evelyn im Türkensitz im Vordergrund, Mrs. North in ihrem schicken Postillion-Hochzeitshut, in dem sie aussah wie die Präsidentin eines Muttertag-Kongresses; Muffet, die man nicht zum Stillhalten bewegen konnte, und Miß Smuts, die sich unaufgefordert angeschlossen hatte und vor sich hinbrütete, als ob sie bereue, bei der Frage, »ob irgend jemand von einem gesetzlichen Heiratshindernis wisse«, stillgeblieben zu sein.
»Ach, welcher Tag, welcher Tag für euch alle!«
Während Oliver noch aus dem Fenster sah, kam Mrs. Ogilvie herein, wand sich aus ihren Schals und warf Handschuhe und Tasche im Zimmer umher. »Ich muß sagen, alle Achtung, wie Violet aussah; niemals hätte ich das geglaubt. Sie war heute, was meine Mutter eine hübsche Frau genannt hätte. Sie ist ein guter englischer Typ — manche Leute bewundern ihn sehr. Und was empfindest du bei der ganzen Sache? Alle sind im Wohnzimmer und stürzen sich auf das Essen und die Getränke, aber ich mußte natürlich gleich zu dir hereinkommen und meinen verwundeten Krieger besuchen.«
»Ich bringe dir etwas Sekt, Ollie«, sagte Muffet und kam herein mit einem Glas in der einen und einem Teller mit Sandwiches in der anderen Hand. »Die da drinnen schlingen alles in sich hinein; es ist ganz gut, daß jemand auch an dich denkt.« Sie bildete sich gern ein, daß sie die einzige war, die sich wirklich um Oliver kümmerte. Da Mrs. Ogilvie das gleiche von sich dachte, maßen sie sich sehr kühl, als Oliver sie einander vorstellte.
»Aber ich kenne Sie doch, natürlich«, sagte Mrs. Ogilvie, warf einen weiteren Schal ab und wehte vorn mit ihrer Jacke, um sich Luft zu verschaffen. »Ich habe Sie oft im Dorf gesehen. Ich kenne Ihren Sohn sehr gut, natürlich. Er ist einer meiner Lieblinge — gleich nach diesem Jungen da. Sobald Ihr Sohn wieder kräftig genug ist, muß ich ihn dazu bewegen, wieder einmal Golf mit mir zu spielen. Meine Liebe, ich kann Ihnen nicht sagen, wie erschreckt ich war, daß er so elend aussah. Als er mit Violet aus der Kirche trat, dachte ich: Nanu, du siehst ja schlechter aus als damals bei der Heimkehr. Wissen Sie genau, daß es nur eine Grippe war?«
»Aber natürlich«, sagte Lady Sandys sorglos. »Er machte das Fenster auf und — Grippe! Das habe ich mir ausgedacht.«
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