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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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heiraten würde. So etwas geschah anderen Mädchen, nicht ihr. Nicht ihr, die so viele junge Frauen der Nachbarschaft an sich vorbei durch die Pforten der Ehe hatte schreiten sehen, während sie zurückblieb — ein unveränderlicher Bestandteil der Landschaft. »Gute, alte Vi«, nannte man sie auf Partys, wenn man nett zu ihr sein wollte.
    Aber jetzt war sie Mrs. Fred Williams, unumstößlich und nach dem Gesetz. Jeder Schatten von Zweifel war verscheucht, und sie lief über vor Stolz. Elisabeth und Mrs. North versuchten ständig, allzu großen Lärm von Olivers Zimmer fernzuhalten, aber Violet konnten sie nicht daran hindern, denn es war ihr Tag. Sie hätte Fred beinahe umgerissen, so heftig zog sie ihn, gleich nachdem sie aus der Kirche gekommen waren, in Olivers Zimmer. Sie hatte ihren Turban abgenommen und die Stirnlocke, Heathers Werk, baumelte herum wie die Botentasche eines Laufburschen. Ihr Gürtel war noch tiefer als sonst heruntergerutscht, ihre Gardenien hingen verkehrt herum am Mantel herunter, ihre Strümpfe hatte sie in einer Pfütze vor der Kirche bespritzt und ihre neuen Schuhe beim Knien vor dem Altar abgestoßen. Ihr Gesicht jedoch, von dem sich das Make-up stellenweise löste, war ein einziges breites Grinsen, das die ganze Welt umspannte, Fred mit eingenommen, wenn sie sich gerade an ihn erinnerte. Oliver war erleichtert, als er sah, daß dieser nicht den smaragdgrünen Anzug trug, sondern einen mit braunen Nadelstreifen; die Hosen waren etwas zu kurz und zeigten die lustigen gemusterten Strümpfe, seine einzige Konzession an die hochzeitliche Schaustellung. Hemd und Schlips waren unauffällig, und in seinem Knopfloch steckte die kleinste Nelke, die er hatte finden können. Er hielt noch immer den Hut in der Hand, denn Violet hatte ihn so schnell hereingezerrt, daß er keinen Platz hatte finden können, um ihn abzulegen.
    »Na, also!« sagte Oliver. »Gratuliere!« Er schüttelte beiden die Hand, denn Violet gab ihm keinen Kuß. Ihr Händeschütteln riß ihm fast den Arm aus dem Gelenk; Freds Händedruck war feucht und nur eine Andeutung. Er vermied es immer, Oliver zu berühren, aus Angst, er könnte ihn zerbrechen, wie so vieles, was er anfaßte.
    »Sehen wir verändert aus?« fragte Violet eifrig. »Jetzt sind wir wirklich aufgepfropft. Der alte Norris hat getan, Was er konnte; es war ganz groß. Du hättest dabeisein sollen. Sieh mal!« Sie stieß ihre Hand vor, damit er den Ring sehen konnte. »Achtzehn Karat Gold. Ich kann ihn nicht abnehmen, damit du nachsehen kannst, weil er etwas eng ist. Fred und Ken dachten natürlich, sie hätten ihn verloren — Ollie, du wärst gestorben. Da stand ich wie eine saure Zitrone, während sie in ihren Taschen angelten, und jeder dachte, der andere hätte ihn. Das Gesicht vom alten Norris war zum Schreien; ich durfte ihn gar nicht angucken, sonst wäre ich ‘rausgeplatzt.«
    »Ja, es tut mir leid, daß ich solche Verwirrung anrichtete«, sagte Fred. »Es war ein schlechtes Schauspiel. Immerhin«, fügte er mit plötzlicher Genugtuung hinzu, »hast du ihn jetzt an. Du bist wirklich mit mir verheiratet.«
    »Kann ihn nicht abbekommen, was willst du mehr«, sagte Violet und stieß den Ring gegen ihren dicken Knöchel, »und so nehme ich an, daß ich auch weiter mit dir verheiratet bleiben werde, im Guten wie im Schlechten, bis der Tod uns scheidet, und all das übrige.« Dies schien ihr ein ungeheurer Witz, aber Fred, der sehr ernst dreinsah, blickte liebevoll zu ihr hinüber und sagte mit gedämpfter Stimme: »Gefällt mir.« Jetzt brachen die anderen herein. Mrs. North mit einer glitzernden Träne hinter jeder Linse ihres Pincenez; David und Evelyn, die mit Getobe die Qual des langen Stillsitzens wieder ausglichen; Muffet, ganz in Form, stellte sich auf die Fußspitzen, um Violet einen Kuß zu geben, die sich die Backe rieb und sagte: »Zum Donnerwetter, ich dachte, das hätten wir in der Sakristei erledigt.« John, froh, seine Prüfung überstanden zu haben, kam grinsend mit Heather herein, die darauf brannte, Hand an ihre Schwester zu legen.
    »Komm schnell ‘rauf, Vi«, sagte sie, mit einer Stecknadel im Mund, und brachte Violets Blumen wieder in Ordnung. »Der Fotograf ist hier, und wir müssen das hinter uns bringen, ehe die anderen eintreffen. Komm ‘rauf, damit ich dir die Nase pudern kann. Wo ist dein Bukett?«
    »Verdammt, ich weiß nicht.« Violet sah unsicher umher. »Muß ich im Wagen oder irgendwo gelassen haben.«
    »Evie, lauf und sieh

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