Zwölf um ein Bett
Sie kicherte. »Gut, nicht wahr?« Mrs. Ogilvie sah sie scharf an und blickte dann mit hochgezogenen Augenbrauen zu Oliver hinüber. Er tat so, als ob er es nicht bemerke, und sagte zu Muffet: »Warum gehst du nicht ‘rüber und trinkst etwas, Muff? Ich bin sicher, du hast es nötig.«
»O ja. Jaja. Und ich möchte auch die örtliche Fauna da drinnen studieren. Ich wollte mich nur vergewissern, daß du ganz glücklich bist, ehe ich es mir bequem mache und mich vergnüge. Ich bin in einer Minute wieder da und trinke auf dein Wohl, Liebling.«
Auf ihrem Weg zur Tür ergriff sie völlig geistesabwesend Mrs. Ogilvies krokodillederne kleine Handtasche, die deren Sohn aus Kairo mitgebracht hatte. Sie besah sie einen Augenblick unentschlossen, während Oliver seinen Atem anhielt, klemmte sie dann unter ihren Arm und setzte ihren Weg fort.
»Verzeihen Sie«, sagte Mrs. Ogilvie und trat mit großen Schritten vor. »Ich glaube, Sie haben aus Versehen meine Handtasche mitgenommen.«
»Was denn?« Muffet drehte sich unsicher in der Tür um. Ihre Augen hatten denselben glänzenden, unbestimmten Blick wie in der Nacht, als sie in ihrem Nachthemd heruntergetrippelt kam.
»Meine Handtasche«, sagte Mrs. Ogilvie prononciert, als ob Lady Sandys taub oder eine Ausländerin wäre. »Ich nehme an, Sie haben eine ähnliche. Hat John sie mitgebracht?«
»John?« sagte Muffet, als ob sie Mrs. Ogilvie für einfältig hielte.
»Meine Handtasche«, wiederholte Mrs. Ogilvie schon ungeduldig und streckte ihre Hand danach aus. Muffet folgte ihr mit den Augen und war außerordentlich verwirrt, die braune krokodillederne Handtasche, zum Bersten voll wie alle Handtaschen von Mrs. Ogilvie, unter ihrem Arm zu finden.
»Das ist nicht meine«, sagte sie gereizt, als ob Mrs. Ogilvie sie dort hingesteckt hätte. »Möchten Sie sie haben?« Sie hielt sie ihr unsicher hin, und als Mrs. Ogilvie sie ihr weggerissen hatte, hielt sie ihre Hand einen Augenblick vor die Augen, kniff die Haut auf ihrem Nasenrücken zusammen und schüttelte ein wenig den Kopf, als ob sie versuchen wollte, Klarheit in die Sache zu bringen. Dann, mit einem verlorenen Blick zu Oliver, wandte sie sich um und ging hinaus. Ihm war sehr unbehaglich zumute.
»Ja, aber, kannst du dir das vorstellen?« Mrs. Ogilvie pustete förmlich wie ein£ Dampfmaschine, nachdem Muffet gegangen war. »Was für ein eigenartiges Benehmen! Ist sie ein bißchen — du weißt schon?« Sie klopfte mit den Fingerknöcheln an die Stirn.
»Gott nein«, Oliver zwang sich zu einem Lachen. »Nur geistesabwesend.«
»Ich hätte es ja nicht gesagt, aber du weißt ja, was sie im Dorf über sie reden.«
»Nein, was reden sie denn?«
»Oh, ich kann das unmöglich wiederholen. Schließlich ist sie doch mit dir verwandt, nicht wahr?«
»Wie können die es wagen, über unsere Gäste zu klatschen? Diese dämliche Bande zerreißt sich das Maul über jemanden, der aus London kommt, als ob er dem Busch entsprungen wäre.«
»Ach, denk doch nicht mehr daran, lieber Junge. Ich hätte gar nichts sagen sollen. Du weißt doch, was für Klatschmäuler das sind; sie denken sich über jeden Geschichten aus. Du solltest einmal hören, was sie über Francis sagen. Hast du ihn übrigens schon gesehen? Du kannst dir einfach nicht vorstellen, was er für einen Schlips trägt, aber du wirst deinen Spaß daran haben. Oh, sieh mal, da bringt dir deine Mutter Besuch. Ich werde mal gehen und im nächsten Zimmer etwas in Höflichkeit machen.« Offensichtlich wollte sie nur gehen, um Lady Sandys nachzuspüren. Violets Idee war es, den Hochzeitskuchen in Olivers Zimmer anzuschneiden und dort die Reden halten zu lassen. Seine Mutter wollte nichts davon hören, aber der Kuchen war schon in Olivers Zimmer gebracht, und die Gäste scharten sich um ihn, das niedrige, dunkle Zimmer mit Zigarettenrauch, Schwatzen und leuchtenden Farben erfüllend. Mrs. North bahnte sich einen Weg bis zu seinem Bett. »Das wollte ich gerade vermeiden«, sagte sie. »Kannst du denn diesen Tumult aushalten? Ich kann sie nicht wieder hinauswerfen, es sieht so ungezogen aus. Diese verrückte Violet — nein, ich sollte das wohl an ihrem Hochzeitstag nicht sagen aber sie ist so gedankenlos. Hast du jemals einen Menschen so überspannt gesehen? Sieh sie dir doch jetzt mal an.« Violet schwang ein riesiges Tranchiermesser und tat so, als ob sie Fred den Kopf abschneiden wollte, worüber sich eine Gruppe von Freds Freunden, lauter wetterfeste Männer in
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