Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
Vom Netzwerk:
Zimmers. Auf und ab schwang die Hacke von Johns einem Hausschuh, während der andere auf den Boden klopfte — ein Tam-tam, das seine Worte begleitete. »Es war damals in Australien. Ich wartete darauf, nach Hause zu kommen, nachdem der Kreuzer uns von Burma weggeholt hatte. Ich hatte Heather seit fast zwei Jahren nicht mehr gesehen; Susan hatte ich überhaupt noch nicht gesehen. Die Heimkehr verzögerte sich etwas. Ich wußte, ich konnte vielleicht noch jahrelang auf einen Transport warten, denn erst waren die Kranken und Verwundeten an der Reihe. Außerdem war der Krieg mit Japan noch nicht zu Ende, und es bestand die Möglichkeit, daß ich noch einem anderen Regiment dort zugeteilt würde. Viel war nicht von mir übrig. Sie gaben mir unbegrenzten Urlaub und den rückständigen Sold und sagten mir, ich sollte mich zusammennehmen und wieder auf die Beine kommen. Ich war etwas von Motten zerfressen.
    Ich sehnte mich nach Hause. Wir sprachen kaum von etwas anderem, seit wir gefangengenommen waren — davon und vom Essen. Obgleich ich mich andererseits etwas davor fürchtete, in gewisser Weise, denn Heather und ich hatten uns bei unserem letzten Zusammensein nicht sehr gut verstanden. Du warst nicht zu Hause, natürlich, darum weißt du nichts davon. Wir hatten Ferien in Schottland gemacht, zweite Flitterwochen sollten es sein, aber ich konnte ihr nichts recht machen. Heather hatte nicht sehr viel Spaß daran. Ich langweilte sie — und ich benahm mich wie ein Esel.
    Bist du einmal in Melbourne gewesen? Wunderbar schöne Stadt. Das ganze Land hat überhaupt etwas Belebendes; du hast das Gefühl, alles erhalten zu können. Darum möchte ich auch dorthin zurück. Heather will nicht, aber ich nehme an, es ist mehr die Sorge, dann gar keinen Rückhalt mehr zu haben, wenn ich ihr auf die Nerven gehe. Ich würde ihr noch viel mehr auf die Nerven gehen, wenn sie ihre Familie und Freunde nicht hätte, an die sie sich halten kann. Natürlich hätte sie sehr bald neue Freunde; bei Heather geht das immer sehr schnell, ich weiß nicht, wie sie das macht; und doch würde am Anfang alles sehr fremd für sie sein.
    In der ersten Zeit dort fühlte ich mich nicht sehr wohl — wahrscheinlich, weil ich ausgehungert war, nehme ich an; und außerdem hatte ich die unvermeidliche Ruhr. Natürlich stürzte ich mich wie wild auf das Essen und bekam Magengeschichten. Ich ging zu einem Arzt, und er setzte mich auf Diät, langsam gesteigert — du kennst ja diese Geschichten — , und bald begann ich mich wieder ganz auf der Höhe zu fühlen. Man konnte dort Steaks bekommen, so groß wie dein Kopf, und Butter, soviel man essen konnte, richtige Landbutter, und Sahne mit allem, was du wolltest, dicke, gelbe Sahne. Es gab da ein Lokal, wohin ich oft zum Lunch ging. >Charlies Kantine< nannte es sich, wo man auf Schemeln saß und der Bursche Charlie einem Schinken und Eier vorsetzte und einen großen Brocken Torte mit mindestens einem halben Liter Schlagsahne drauf. Er wußte, woher ich kam, und bediente mich darum extra gut.
    Da hat es eigentlich angefangen, in Charlies Kantine, beim Lunch — nein, eine Sekunde — , war es beim Abendessen? Nein, es war beim Lunch, weil ich mich noch daran erinnere, wie geblendet ich war von der Sonne, als ich später wieder auf die Straße trat. Die Bürgersteige dort sind sehr weiß, weißt du, und die Sonne prallt von ihnen zurück und trifft dich grell in die Augen. Ein Hut hilft da nicht viel, weil das blendende Licht von unten kommt.
    Nun, dieses Mädchen — aber ich habe dir noch gar nicht von ihr erzählt, nicht wahr? Sie saß auf dem Schemel neben mir, und ich stellte fest, daß sie sich sehr hübsch zurechtgemacht hatte. Du weißt, wie lächerlich wenig die meisten Frauen essen, weil sie immer an ihre Figur denken. Dies Mädel hatte sich ein Hamburger Stubenküken bestellt. Ich sah Charlie zu, wie er es auf dem Bratblech hinter der Kasse briet; es machte mir immer großen Eindruck, wie er es mit einem Schwung umdrehte. Sie nahm gebratene Kartoffeln und aß dann noch zwei Häppchen Rosinenkuchen und Eiskrem und bestellte eine zweite Tasse Kaffee. Dann legte sie etwas Lippenrot auf, wie die Mädchen das automatisch nach dem Essen tun, ob nötig oder nicht, dann kletterte sie von ihrem Schemel herunter — sie war nur ein kleines Ding — und ging zur Tür. Natürlich rief Charlie sie an, ganz höflich, und erinnerte sie daran, daß sie nicht gezahlt hatte. Sie drehte sich um und lächelte. Sie hatte ein

Weitere Kostenlose Bücher