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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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keine Arbeit finden. Oder sie nahm sie an und konnte sie nicht durchhalten. So hatte sie auch das Geld verdient, das sie mir zurückzahlen wollte, indem sie den ganzen Tag in einer dieser Schneiderwerkstätten gearbeitet hatte. Sie sagte, es hätte ihr ziemlich den Rest gegeben, und sie übertrieb nicht — eigentlich im Gegenteil; sie machte von ihrer Geschichte nicht viel her. Aber ich muß es dir in der richtigen Reihenfolge erzählen. Ich fürchte, ich erzähle sehr schlecht, aber die ganze Geschichte passierte in so kurzer Zeit, daß die Reihenfolge etwas durcheinandergerät.
    Sie war zwei Jahre in einem Sanatorium in England gewesen und als geheilt entlassen worden. Ihre Mutter war Witwe — habe ich dir das schon erzählt? Sie hatten nicht viel Geld. Sie war mit einem Jungen verlobt, der auch nicht viel Geld hatte; während sie im Sanatorium war, war er auf ein etwas unsicheres Angebot nach Australien gegangen. Das dumme Mädel hatte nun nichts Besseres zu tun, als so schnell wie möglich hinterherzufahren. Weil sie nicht sehr kräftig war, wollte ihre Mutter sie nicht die Reise allein machen lassen, aber wenn du Stella gekannt hättest, würdest du wissen, daß ihr niemand sagen konnte, was sie tun sollte. Sie nahm alle ihre Ersparnisse, um die Überfahrt zu bezahlen, und als sie dort ankam, konnte sie ihren Jungen nicht finden. Kein Wunder. Sie hatte ihm nicht geschrieben, sondern war einfach ins Blaue losgesaust, aus lauter Angst, wieder ins Sanatorium eingesperrt zu werden, das sie so haßte. Sie ging verschiedenen Adressen nach und erfuhr bei Gelegenheit, daß er in Neuseeland wäre. Sie beschloß zu warten, bis sie genug Geld verdient hatte, um ihm nachzureisen, und bekam auch etwas Schneiderarbeit, sie konnte sehr gut nähen. Aber als sie noch wartete, bekam sie einen Brief von ihm aus England nachgeschickt, in dem stand, daß sie besser die ganze Sache aufgäben — sie seien zu jung — , er wolle sie nicht an sich fesseln, solange er noch keine Aussichten habe — du kennst ja die alten Ausflüchte. Es war ganz klar, daß er eine andere gefunden hatte. Ich hätte gern Hand an diesen jungen Schweinehund gelegt. Immerhin wird er sich nicht ganz wohl in seiner Haut fühlen, falls er meinen Brief bekommen hat. Damals merkte Stella, daß sie keineswegs geheilt war. Es war aus mit ihr — zum großen Teil durch den Schock natürlich, und sie mußte ihre Arbeit aufgeben. Ihre Wirtin fand sie eines Morgens, wie sie sich das Herz aus dem Leibe hustete, und brachte sie in ein Krankenhaus; nachdem sie sie geröntgt hatten, sagten sie ihr natürlich, sie müsse wieder in ein Sanatorium. In ein wunderschönes, was sie dort draußen hätten, aber sie wollte nicht. Stella nicht. Sie hatte das andere gehaßt und konnte es nicht noch einmal aushalten. Außerdem war sie so unglücklich, daß es ihr ganz gleich war, wenn sie stürbe. Sie sagte dem Arzt, sie würde nach Hause gehen, und bekam ihre Sachen, und der Wirtin sagte sie, sie ginge ins Sanatorium, aber natürlich ging sie überhaupt nicht mehr ins Krankenhaus zurück. Sie mietete sich ein furchtbares, kleines Zimmer im Elendsviertel. O ja, auch dort gibt es Elendsviertel, selbst in Melbourne. Das meiste, was sie noch an Geld gehabt hatte, hatte sie ihrer Wirtin für die Miete gegeben, so daß sie sich eine Arbeit suchen mußte; aber die konnte sie, wie ich schon sagte, nicht durchhalten. Was würdest du gemacht haben, Oller? Hättest du sie dem Krankenhaus übergeben? Ich weiß, es wäre das vernünftigste und das richtigste gewesen, aber ich tat es nicht. Vielleicht war mir die Sonne zu Kopf gestiegen. Ich nahm sie mit in mein Hotelzimmer, und weißt du, was ich dann getan habe — ich, der respektable, verheiratete Mann, der Stock, den Heather für so tugendhaft hält? Ich ging, fand eine Wohnung und mietete sie.
    Ich will dich nicht mit Einzelheiten langweilen, alter Junge. Wir lebten zwei Monate in dieser Wohnung. Ich nehme an, ich sollte es eigentlich nicht sagen, aber ich war schrecklich glücklich. Ich hatte mich scheußlich allein gefühlt, als ich durch Melbourne lungerte und für nichts anderes Interesse hatte als für das Essen. Stella war ebenfalls glücklich. Sie war süß. Du hättest niemals geglaubt, daß sie so krank war; sie war immer lustig und lebhaft — zu lebhaft natürlich; es war gar nicht gut für sie. Wir hatten schrecklich viel Spaß miteinander. Ich hatte nicht sehr viel Geld, aber wir strolchten herum und entdeckten die drolligsten

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