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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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Wir können das Bett gleich zurechtmachen.«
    »Das habe ich heute morgen schon gemacht«, sagte Elisabeth.
    »Im grünen Zimmer? Aber woher wußten Sie ...?«
    »Sie sprachen doch gestern abend davon, ehe Sie sich für das andere entschieden; aber ich dachte, Sie hätten Ihre Meinung vielleicht inzwischen wieder geändert.« Es klang nicht ungehörig, sondern wie eine vernünftige Feststellung. Oliver lachte, nachdem sie hinausgegangen war. »Wie gut sie dich schon kennt, Ma.«
    »Besser als ich sie, fürchte ich. Man kommt überhaupt nicht an sie heran. Und sie ist ein so liebes kleines Ding, ich würde so gern nett zu ihr sein, aber bei jeder Annäherung schreckt sie zurück, als ob sie Angst davor hätte. Aber Kuchenbrötchen kann sie machen. Ich habe es ihr beigebracht.«
    »Ich nehme an, sie konnte es schon, als sie kam.«
    »Mm-hm. Gingen nicht auf, sie machte den Teig zu dünn«, sagte seine Mutter mit vollem Mund, »ich mußte es ihr erst zeigen.« Oliver sah, wie Elisabeth vom Wohnzimmer aus über den Rasen ging, um die Kinder zum Tee zu holen. Der Wind drückte ihren Kittel fest gegen ihren Körper. Sie hob ihre Hand zum Kopf, aber ihre dicke, weizenblonde Haarrolle blieb fest. Fast zu fest. Sie gab ihrem wohlgeschnittenen kleinen Gesicht einen effektvollen Rahmen und unterstrich die klare Linie von Kinn, Nase und Stirn, und doch überlegte sich Oliver manchmal, wie sie mit offen über die Schulter fallenden Haaren aussehen würde. Wenn sie sich mit diesem berufsmäßigen, sachlichen Ausdruck über ihn beugte, verspürte er oft den unwiderstehlichen Drang, ihre Haare zu lösen. Durch Heather hatte er in frühester Jugend erfahren, mit welcher Lust man in Frauenhaaren wühlen kann.
    »Evelyn und Nancy!« rief sie. »Evie! Tee!« Aber sie konnten sie nicht hören. Sie rief nicht oft, und tat sie es doch, so hatte ihre Stimme keine tragende Kraft. Die Kinder hatten die Schubkarre voll Blätter gepackt, und Evelyn versuchte sie anzuheben und fortzurollen. Sie war zu schwer, und Nancy wollte ihr helfen, aber Evelyn stieß sie fort. Oliver konnte sich ihr puterrotes, wütendes Gesicht vorstellen. Schließlich nahmen sie nach einer kleinen Kabbelei jeder einen Griff. Sie hatten sie aber nur wenige Schritte vorwärts gerollt, als die schwerfällige alte Karre umkippte und Evelyn mitriß, weil sie sie nicht loslassen und die mühselig gesammelten Blätter wieder dem Winde preisgeben wollte. Evelyn war es, die sich am Handgelenk verletzte, aber Nancy, die wie am Spieß brüllte. Elisabeth rannte leichtfüßig die abschüssige Böschung zwischen den beiden Rasenflächen hinunter, statt die Stufen zu benutzen. Als sie bei den Kindern anlangte, sah Oliver zu seiner Überraschung, wie Evelyn ihre Arme um Elisabeths Taille schlang. Elisabeth ließ sich zwischen den Blättern auf ein Knie nieder und schien nicht zu beachten, daß Evelyn ihr beim Umarmen, während sie ihr Handgelenk untersuchte, das kleine weiße Häubchen verschob.
    »Sieh dir das mal an«, sagte Mrs. North, die über das Bett hinweg dem Vorgang zu folgen versuchte und sich in hilfloser Aufregung befand, weil sie in ihren Hausschuhen nicht über den Rasen gehen konnte. »Das Mädel macht plötzlich einen menschlichen Eindruck. Komisch — Evelyn umarmt sonst niemanden, höchstens wenn sie außer sich ist.«
    Elisabeth setzte ihr Häubchen zurecht und stand auf. Nachdem Evelyn der Karre einen erbosten Fußtritt versetzt hatte, nahm sie Elisabeths Hand, und alle kamen auf das Haus zu, wobei Nancy sich ihre Nase an dem Cape abwischte. Das Tageslicht verblaßte, als sie über den oberen Rasen gingen; Oliver war sich nicht ganz sicher, ob er sich das einbildete oder ob Elisabeths Züge wirklich sanfter und freundlicher waren, als er sie je gesehen hatte.
     
     
     
    Irgend jemand mußte Anne von der Station abholen, weil sie sich einen Zug ausgesucht hatte, der keinen Anschluß an den Autobus hatte.
    »Hol sie der Teufel«, sagte Violet. »Unser Benzin ist knapp. Und ich habe jedenfalls keine Zeit.«
    »Ich würde gehen«, sagte Heather, die mit Anne befreundet gewesen war, ehe Oliver sie mit Beschlag belegte, »aber ich wollte eigentlich mit den Kindern lieber zum Tee verschwinden, bevor die Frau auftritt, die kein Blatt vor den Mund nimmt.«
    »Dann werde ich gehen«, schlug Mrs. North vor, aber es wurde ihr sofort von allen ausgeredet. Autos waren damals sehr kostbar.
    »Ich werde gehen«, sagte Elisabeth, »wenn Sie mir das Auto anvertrauen

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