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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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die Nase; du weißt, du siehst scheußlich aus, wenn du heulst. Hör auf, Anne.«
    Sie hörte auf, preßte ihr Taschentuch vor den Mund und sah mit riesengroßen, schwimmenden Augen zu ihm auf. »Aber Liebling, es ist wirklich furchtbar traurig. Ich kann mir nicht helfen, ich muß über dich heulen.«
    »Ist das der Grund, warum du schriebst und hierherkamst? Weil ich dir leid tat?«
    »Natürlich tatest du mir leid. Ach, ich weiß, wir haben uns verkracht und alles — daran war ich schuld — , aber als ich von dir hörte, war ich völlig außer mir. Ich heulte und heulte.« Ihre Augen richteten sich in die Ferne — sie sah sich heulen.
    »Hör mal zu, Anne, ich will kein Mitleid, weder von dir noch von anderen.«
    »Sei nicht so scheußlich zu mir, Ollie. Du weißt gar nicht, wie schrecklich mir zumute war, als ich daran dachte, wie dreckig ich dich behandelt habe.«
    Er lachte. »Darüber bin ich schon Jahre hinweg.«
    »Davon bin ich überzeugt, Liebling«, sagte sie schnell. »Aber du hattest mich doch lieb, nicht wahr?« fügte sie etwas nachdenklich hinzu. »Ich mußte immer daran denken, wie gemein ich das letztemal war, als wir uns trafen und ich dir abschlug, mich zu heiraten.«
    Oliver nahm ihre Hand und drückte einen Kuß darauf. »Kleine Annie«, sagte er, »kein Mensch wird jemals bezweifeln, daß du eine wirklich reizende Person bist. Und zu denken, daß ich geglaubt habe, du kämest bloß, weil du einem Freund den Laufpaß gegeben hast und in deinem kleinen roten Büchlein nachgesehen hast, wen du sonst noch kennst.«
    »Ollie!«
    Er wußte jetzt genau, warum sie gekommen war. Anne war entweder skrupellos oder auf dramatische Art edel. Er mußte sie daran hindern, ihm all das zu erzählen, was sie fühlte und sagen wollte. Er konnte ihr nicht gut sagen, daß er sie ebensowenig brauchte, wie sie ihn wirklich wiederhaben wollte, aber er mußte sie von der fixen Idee abbringen, die sie in einer Wolke von Opferbereitschaft hierhergetrieben hatte.
    »War ganz gut, daß wir vor zwei Jahren nicht geheiratet haben«, fing er an.
    »Warum? Ach, ich wünschte, wir hätten.«
    »Nein. Ich möchte überhaupt nicht verheiratet sein. Niemals, glaube ich. Mir scheint, durch solche Geschichten wird man zu einem ausgesprochenen Egoisten; ich bin anscheinend völlig zufrieden mit mir selbst. Ich brauche keine Frau, und ich würde für keine einen guten Ehemann abgeben.«
    Anne war völlig verwirrt, und das war ein sehr ungewohnter Ausdruck auf ihrem sorglosen Gesicht. »Du meinst... Ollie, kann ein Mann, der...« Er wußte, wonach sie ihn brennend gern gefragt hätte, und er lachte und lachte.
    »Oh, Annie, ich weiß nicht«, sagte er etwas kleinlaut, »ich hab’s nicht versucht. Ich meinte das auch gar nicht. Ich meinte nur, daß ich so, mit mir allein, am glücklichsten bin. Ich fühle mich wunderbar so.«
    »Ist das wirklich wahr?« meinte sie ungläubig. »Du bist wirklich glücklich so?« Ihre Augen drohten, sich wieder mit Tränen zu füllen.
    »Sicher werde ich hier nicht ewig so liegen müssen; im Augenblick — ja, ich glaube, im Augenblick bin ich wirklich glücklich.«
    »Weißt du, ich glaube beinahe wirklich, es stimmt«, sagte sie nachdenklich.
    »Du bist wirklich süß, Anne«, sagte er plötzlich. »Warum?«
    »Ach, ich weiß nicht. Es ist eben so.« Sie war deshalb süß, weil sie so unverhüllt ihre Erleichterung zeigte.
    »Soll ich dir weiter vorlesen, Ollie?« fragte sie dann.
    »Ach, laß doch. Sieh mal, wie die Sonne scheint. Mach vor dem Lunch einen Spaziergang, das ist viel besser für dich.«
    »Ich hätte dir aber gern vorgelesen, Olliechen, wenn du wolltest. Kann ich noch irgend etwas für dich tun, ehe ich gehe?« Jetzt, wo er ihr Opfer, ihm ihr Leben zu widmen, abgelehnt hatte, konnte sie sich nicht genug tun. Irgend etwas mußte es doch geben, womit sie ihm all das ersetzen konnte, was er verloren hatte. Sie dachte an den Verlust all der Dinge, an denen sie beide soviel Vergnügen gehabt hatten. Wenn sie sich vorstellte, wie sie sich in dieser Lage verhalten hätte, so war sie voller Verwunderung über Olivers Einstellung.
    »Du hast dich wirklich verändert, Ollie«, sagte sie wieder und sah zu ihm auf. Ihre Gedanken waren nun noch weniger bei dem Buch als seine.
    »Ich nehme an. Zum Besseren, wolltest du doch sagen?«
    »Ach, ich weiß nicht. Wir hatten immer solchen Spaß miteinander — und ich kannte dich so gut, und jetzt...« Sie lachte auf. »Es ist lächerlich, aber ich habe

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