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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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Schande...«
    »Sei still, Violet«, sagte Mrs. North scharf. »Und bring sofort das Pferd vom Rasen. Ich dachte, ich müßte dich in deinem Alter nicht zweimal darum bitten.«
    »Sechsunddreißig nächste Woche«, sang Violet. »Und ich kann noch immer auf einem anderthalb Meter breiten Pferd voltigieren. Guck mal, Ollie!« Jenny trampelte den Rasen kreisförmig herunter, als Violet aufsaß und, die Arme um den bloßen Rücken des Pferdes geklammert, wieder absprang, mit einem Peitschenhieb nach hinten und einem Schwung ihrer langen Beine wieder rittlings aufsaß; dann ließ sie die Stute über die Hecke springen und klapperte auf dem gepflasterten Seitenpfad wieder heran. »Dieses Mädchen«, sagte Mrs. North verzweifelt und richtete sich aus der etwas schwierigen Haltung auf, die sie eingenommen hatte, um Violet zuzusehen, ohne Oliver dabei zu berühren. »Mach dir nichts daraus, Liebling, ich bin ganz sicher, daß du eines Tages wieder reiten wirst.«
    »Aber sicher«, sagte Oliver, »auf einer netten, ungefährlichen alten Mähre und an jedem Torpfosten mit meinem Korkbein hängenbleibend. Wundervoll!«
    »Red doch nicht so, Liebling. Was ist denn los mit dir? Diese Bitterkeit paßt doch gar nicht zu dir. Jedenfalls«, brach sie das Thema ab und funkelte ihn durch ihre Gläser an, »kam ich und wollte fragen, was du zum Lunch haben willst. Wir haben Eintopf, oder magst du ein bißchen Rührei?«
    »Ach, irgendwas, Ma«, sagte Oliver, »ist ganz gleich.«
    »Da ist noch ein Stück Cornedbeef, wenn du das lieber willst. Ich kann es ja durchdrehen, wenn du es kalt nicht magst.«
    »Bloß nicht dieses Zeug«, sagte Oliver, »es hängt mir zum Hals heraus.« Sie wußte, er aß Cornedbeef gern. Er mochte es schon als kleiner Junge, und es bestand deshalb kein Grund für seine plötzliche Abneigung. Sie seufzte. Also war seine Depression noch nicht vorüber.
    Sie war auch noch nicht vorüber, als Elisabeth am Montagmorgen zurückkam. Sie ging gleich hinaus, um ihr graues Flanellkleid mit ihrer Kittelschürze und dem Häubchen zu vertauschen, und nahm ihre Arbeit so selbstverständlich wieder auf, als sei sie nie fortgewesen. Nachdem sie die angeblichen Mängel beseitigt hatte, die sie als Hinterlassenschaft von Mary Brewer zu entdecken meinte, fragte sie ihn, wie es ihm ergangen sei.
    »Mies«, sagte er. »Sie können von Glück sagen, daß Sie nicht da waren. Warum überfallen mich immer diese Depressionen, Elisabeth? Ich weiß die ganze Zeit, daß ich im Grunde ausgesprochen zufrieden bin, und doch ist da irgend etwas, was ich nicht abschütteln kann. Es kommt mir vor, als ob ein großes Gewicht auf meinem Kopf läge, das dann plötzlich verschwindet, und ich bin wieder normal. Gottlob passiert es jetzt nicht mehr so oft. Im Lazarett bekam ich es sehr häufig. >Wieder dein Tick, Liebling?< sagte dann eine Pflegerin immer, >ich sehe den kleinen schwarzen Hund auf deiner Schulter!< Versprechen Sie mir, daß Sie das niemals sagen werden?«
    »Ich will es versuchen.«
    »Vielleicht kam es auch daher, weil Sie nicht da waren. Ich habe Sie ziemlich vermißt. Vielleicht brauche ich Sie eben.« Manchmal machte er Ansätze, mit ihr andeutungsweise zu flirten, aber es glitt spurlos von ihr ab. »Erzählen Sie mir, was Sie getrieben haben. Vielleicht hilft es, wenn ich mich für jemand anderes interessiere. Über mich selbst habe ich das ganze Wochenende gegrübelt. Hatten Sie viel Spaß?«
    »Ja. Ich war mit meiner Freundin zusammen, die mit mir ausgebildet wurde. Sie ist jetzt verheiratet, aber ihr Mann ist noch eingezogen, so daß in ihrer Wohnung Platz für mich ist.«
    »Und sonst?«
    »Warten Sie mal. Wir trafen uns am Bahnhof, nahmen einen verspäteten Lunch und gingen ins Kino.«
    »Wen haben Sie gesehen?«
    »Rita Hayworth.«
    »Nie von ihr gehört. Gott, ich bin völlig aus der Welt, stimmt’s nicht? Und was machten Sie abends?«
    »Ich ging essen«, sagte sie und wollte anscheinend nicht mehr darüber erzählen.
    »Mit wem — Ihrer Freundin?«
    »Elsbeth? Nein.«
    »Jemand anders?«
    »Ja.«
    »Mann oder Frau?« Es war ein hartes Unterfangen, aber er ließ nicht locker. Elisabeth schien nicht ganz so wortkarg wie sonst. Sie verschanzte sich hinter einer vergrübelten, leicht zerstreuten Art, wenn ihr Olivers Neugier nicht paßte. Vielleicht konnte er sie doch hervorlocken. »Mann oder Frau, sagte ich.«
    »Ach ja, ein Mann.«
    »Ah — Ihr Freund.«
    »Nur ein Bekannter.«
    »Wie heißt er? Sie müssen mich nicht

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