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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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für aufdringlich halten, aber Sie erzählen mir nie etwas von allein, und komischerweise interessiert mich das alles.«
    »Arnold Clitheroe.«
    »Aha. Und was machten Sie? Sie gingen zusammen essen.«
    »Ja, und wir tanzten.«
    »Tanzt er gut?«
    »Wir können ganz gut zusammen tanzen.«
    »Sie amüsierten sich natürlich gut.«
    »Ja, das tue ich immer mit Arnold. Er...« Sie wollte etwas sagen, verschluckte es aber.
    »Auch am Sonntag mit ihm ausgegangen?« fragte Oliver ablenkend.
    »Ja.«
    »Er ist Ihr Freund. Ich weiß. Erzählen Sie mir etwas über ihn, Elisabeth. Warum sind Sie so zugeknöpft?«
    »Ich bin nicht zugeknöpft.« Er erlebte sie zum erstenmal verärgert. »Und ich sehe nicht ein, warum Sie sich überhaupt damit beschäftigen. Was soll dieses dumme Kreuzverhör? Wenn Sie sich über mich lustig machen wollen, so weiß ich nicht, wo der Witz dabei sein soll.« Sie knallte die Tür hinter sich zu. Niemals hatte sie bisher seine Tür geknallt. Das war interessant, sehr interessant. Oliver lehnte sich zurück, klopfte die Fingerspitzen gegeneinander und lächelte. Er fühlte sich bereits besser. So war es immer. Plötzlich, zwischen zwei Sätzen, hob sich aus unerfindlichen Gründen diese Schwere des Körpers und der Seele und machte sich auf und davon. Manchmal stellte er es sich so vor, daß sich in seinem Kopf eine Jalousie hochrollte; es war so, als ob jemand in ein dunkles Zimmer träte, voll eines faden Geruchs nach Schlaf, die Vorhänge aufzöge, die Fenster öffnete und eine Flut von Sonne und frischer Morgenluft hereinströmen ließe.
    Selbst das Zimmer, das ihm in den letzten Tagen als Gefängnis, bar jeden Trostes, erschienen war, füllte sich wieder mit der ihm eigenen, behaglichen Wärme. Er hörte fast die Möbel vor Wohlbehagen krachen. Die blasse Novemberlandschaft draußen war wunderschön. Die orangen glühende Sonne sah aus wie ein wolliger Ball. In der Ferne führte Evelyn das fast gezähmte junge Pony den Hügel hinab. Bald würden sie und Violet sich auf der unteren Wiese mit ihm abmühen. Er würde Zusehen; es war immer ganz spaßig.
    Er sog einen Duft von geschmorten Zwiebeln ein und ertappte sich dabei, daß er schon auf den Lunch wartete. Er nahm seinen Rasierspiegel auf. Sein Gesicht war von jeher mager und eckig gewesen, aber seit er dünner geworden war, schienen seine Backenknochen höher und seine Stirn wulstiger und ausdrucksvoller. Sein Haar, seit Monaten nicht geölt, schien heller und weicher zu werden und versuchte, in der jungenhaften eigenwilligen Art wie vor zwanzig Jahren zu wachsen. Es müßte geschnitten werden. Er lächelte sich zu. Widerlicher, grinsender Teufel! Gleich würde er mit der Glocke jemanden hereinläuten, und die wunderbare Nachricht würde durch das Haus eilen.

FÜNFTES KAPITEL
     
     
    M rs. North sagte oft zu Elisabeth: »Ich weiß wirklich nicht, was wir ohne Sie machen sollten.« Und sie machte sich tatsächlich überall im Hause nützlich. Neben der Pflege Olivers und der Erfüllung des Arbeitsplanes, den Mrs. North ihr aufgestellt hatte, erledigte sie noch allerlei kleine Dinge nebenher. Man hätte es für Gefälligkeit gehalten, wenn sie nicht eine Art dabei gehabt hätte, die ausdrücken sollte, daß sie auch dies nur tat, weil sie dafür bezahlt wurde. Mrs. North war im Winter oft müde, weil sie das kalte Wetter nicht vertrug. Elisabeth überredete sie dann — mehr berufsmäßig als besorgt — , zu Bett zu gehen; etwas später erschien sie mit einem verführerischen Teetablett, gerade wenn Mrs. North überlegte, ob sie ihren Beinen zuliebe im Bett bleiben oder ihrem Magen zuliebe hinuntergehen sollte.
    Manchmal ruhte sich Mrs. North in Olivers Zimmer aus, mit den Füßen auf dem roten Lederschemel vor dem Kamin. Wenn sie sich zurücklehnte, verdeckten die Seiten des hohen Armsessels ihr Gesicht, aber Oliver merkte an dem regelmäßigen Heben und Senken der Brust, daß sie eingeschlafen war, wenn sie auch ihr Buch noch aufrecht auf dem Schoß hielt. Erst las sie etwas, dann verging eine längere Weile, ohne daß eine Seite umgewendet wurde, und dann erschien ihre regelmäßig atmende Brust hinter der Sessellehne. Wenn sie nach ein paar Minuten wieder aufwachte, las sie weiter, als ob nichts geschehen wäre, bis sie wieder eindöste und wieder aufwachte — so las und döste sie den ganzen Nachmittag über. Manchmal, wenn sie sich unterhalten hatten, brachte sie im Augenblick des Erwachens einen neuen Gedanken, als ob sie ihn sich in

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