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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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wollen.«
    »Aber es ist Ihre Freizeit, meine Liebe, und ich möchte Ihnen das nicht auch noch zumuten. Es wäre wirklich nicht anständig.«
    »Ich muß sowieso einige Sachen in Shrewsbury besorgen«, sagte Elisabeth, »wie kann ich Miß Frith erkennen?«
    »Sie wird die einzige Person auf dem ganzen Bahnhof sein, die echte Seidenstrümpfe anhat«, sagte Heather, »sie arbeitet in einem amerikanischen Klub.«
    »Sie besteht nur aus Haut und Knochen«, sagte Mrs. North, »und hat Augen wie Untertassen und wunderhübsche Kleider.«
    »Passen Sie aber auf die dunklen Ringe unter den Untertassen auf«, lachte Violet, begeistert über ihren eigenen Witz.
    »E)as letztemal, als ich sie sah«, meinte Oliver, »hatte sie ihr Haar oben auf dem Kopf zusammengenommen und eine Art diamantener Haarnadel durchgesteckt. Vielleicht hängt es ihr jetzt hinten auf dem Rücken oder es ist hellblond mit Fransen — entschuldige, Ma, ich meinte Ponys. Sie wird völlig unmögliche Kleider anhaben und es fertigbringen, tipptopp darin auszusehen. Ich weiß noch, wie sie einmal zu einem Rendezvous in einem Fähnchen aus schwarzer, rauschender Seide erschien, mit einem Hut, der aus einer Straußenfeder und einem Schleier bestand, und all die anderen Frauen kauten vor Zorn an ihren Chiffontüchern. Weiß Gott, wie sie das macht.« Seine Mutter sah scharf zu ihm hinüber. Wenn er Anne hier haben wollte, so sollte er natürlich seinen Willen haben, aber gern sah Mrs. North sie nicht kommen. Anne hatte Oliver einmal sehr unglücklich gemacht.
    Es war jedoch von Anfang an klar, daß Anne diesmal keinen Eindruck machen wollte. Elisabeth hatte einige Schwierigkeiten, sie auf dem Bahnhof zu entdecken, denn sie trug ein Wollkleid und ein Cape und flache Schuhe. Sie brachte zwei Flaschen Gin und teure amerikanische Früchte mit, amerikanische Schokolade für Mrs. North, Zigaretten für Violet und eine Flasche Vorkriegs-Parfüm für Heather. Oliver hatte sie inzwischen nur einmal wiedergesehen, seit er vor fast drei Jahren einen ganzen Urlaub mit ihr in London verlebt hatte.
    »So mag ich dein Haar gern«, sagte er. Es war rundherum kurzgeschnitten und in Hunderte kleiner Locken gedreht, die von ihrem feingezeichneten, hübschen Gesicht abstanden. Er konnte sich niemals daran gewöhnen, daß sie nicht so intelligent war, wie sie aussah.
    »Magst du es, Liebling? Ich hatte es gehofft. Es dauerte Stunden, bis ich es so hinkriegte, und ich wäre sehr enttäuscht gewesen, wenn die ganze Arbeit sich nun nicht gelohnt hätte.«
    »Das letztemal, als wir uns sahen, meintest du, du machtest dir nicht einen Sechser daraus, ob ich dein Haar mag oder nicht, weißt du noch? Du sagtest, es wäre dir ganz egal, ob du wie der Sohn von Wilhelm Teil aussähest.«
    »Das habe ich gesagt, Liebling? Ich weiß es wirklich nicht mehr.« Sie wollte sich offensichtlich auch an all die anderen Sachen nicht mehr erinnern, die sie bei dieser Gelegenheit gesagt hatte, machte viel Wesens um ihn, goß ihm seinen Tee ein und gab seinen Kopfkissen kleine Klapse. Hätte sie Eau de Cologne da gehabt, so hätte sie seine Stirn damit bespritzt. Sie wollte ihm unbedingt seine Marmelade aufstreichen, und er ließ sie gewähren.
    »Ich bin nicht gelähmt, weißt du«, sagte er.
    »Aber doch... Ich meine — du weißt schon, was ich meine. Deine Mutter stürzte sich bei meiner Ankunft auf mich und sagte, ich sollte dich nicht auf regen.« Anne lachte. Nach dem Abendessen bestand sie darauf, ihm vorzulesen. Er versuchte, ihr das auszureden, aber sie wußte eben, daß Vorlesen zur Behandlung eines Invaliden gehörte. Sie fand in Mr. Norths Bücherschrank ein altes Buch mit dem Titel »Streifzüge durch das unbekannte Shropshire«. Sie mußte beim Lesen lachen. Ihre Vorlesung vom Vorlesen bestand darin, daß sie ganze Absätze überflog, wobei sie »mm — hm — mm und so weiter, das interessiert dich doch nicht, Liebling« sagte und dann: »Oh, das ist prima, jetzt mußt du zuhören: >Treegirt Trafford Hall, ein beliebter Schlupfwinkel der Buschbrüder, lag offen vor uns, als wir nach einer anmutigen Biegung des Wegs darauf zukamen.< Ist da noch mehr so was? Wollen mal sehen mm — mm — mm.« Oliver lag da und betrachtete sie, wie sie so etwas tiefer neben ihm saß, den Lockenkopf in das Lampenlicht geneigt, wie ihre hübschen Hände vorsichtig die Seiten umschlugen, damit sie nicht das Bett berührte, ihre schöne Figur in einem roten Kleid; sie sah gleichzeitig entspannt und

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