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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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Eindruck zu machen. »Eine reizende Person«, hatte sie gestern abend zu Oliver gesagt, als sie zu ihm kam, um auf den Busch zu klopfen und herauszukriegen, ob er immer noch in Anne verliebt sei. Oliver sollte sich gerade jetzt nicht in irgend jemanden verlieben, aber wenn es bereits geschehen war, so hätte es schlimmer kommen können. Da sie sich aber vorgenommen hatte, allem, was Oliver glücklich machen konnte, die besten Seiten abzugewinnen, gab sie sich einen kleinen Ruck, um die Nachspeise in Gang zu bringen. Olivers Kopfschmerzen wurden unerträglich. »Nehmen Sie das weg«, sagte er zu Elisabeth, die ihm eine Torte brachte. Als er aber den ärgerlichen Blick sah, den ihm seine Mutter vom Serviertisch her über die Schulter zuwarf, änderte er seine Meinung. Elisabeth legte für einen Augenblick einen Finger auf seinen Puls und ging wieder, ohne ein Wort. Es geschah selten, daß sie fragte, wie es ihm ginge, oder ihm ihre Meinung über seinen Zustand mitteilte. Sie bildete sich ihr eigenes Urteil und handelte danach ohne weitere Erklärung. Wäre Mary Brewer an ihrer Stelle der Meinung gewesen, die Tischrunde griffe ihn an, so hätte sie wohl unterwürfig gesagt: »Ach, ich möchte euch, gute Leute, bitten, sich mit dem Essen etwas zu beeilen, damit mein Patient zur Ruhe kommen kann.«
    Elisabeth ließ dagegen, besonders wenn Besuch da war, viel zu betont den Eindruck aufkommen, genau zu wissen, »wohin sie gehörte«, als daß sie etwas dergleichen gesagt hätte. Sie hatte statt dessen eine sehr bestimmte Art beim Servieren und Abräumen, nahm schnell die Teller weg, ehe jemand bitten konnte, sich noch ein zweites Mal nehmen zu dürfen, und fegte bereits die Krümel ab, während man sich noch überlegte, ob es Käse geben würde, und ehe man sich versah, war man fertig und bereits auf dem Wege zum Wohnzimmer, wohin sie schon entschlossen das Tablett mit den Kaffeetassen getragen hatte. Oliver war der Meinung, dies alles geschehe weniger seinetwegen, als einfach aus einem jahrelangen Training heraus, so ähnlich wie »zu jedem Patienten dürfen nur zwei Besucher, und ich muß Sie bitten, das Krankenzimmer zu verlassen, sobald die Glocke läutet«, was sie nun an der in seinem Zimmer versammelten Familie erprobte. Sie war heute sehr energisch und tüchtig gewesen, aber so war sie immer, wenn Besuch da war, und sie brachte es fertig, durch ihre höfliche und unpersönliche Art den Eindruck zu erwecken, daß sie zwar am Familienleben teilnahm, aber nicht eigentlich dazugehörte.
    Von hinten, wie sie so zwischen Anne und Violet am Tisch saß, wirkte sie etwas gezwungen, etwa wie ein Hausmädchen, das gegen seinen Willen einer Aufforderung nachgekommen war, sich dazuzusetzen. Sie war jedoch weniger geniert als darauf bedacht, nicht ungeniert zu erscheinen. Sie sah aus wie jemand, dessen Koffer bereits gepackt waren und der jeden Moment aufstehen und gehen konnte, ohne eine Spur zu hinterlassen, weder im Hause noch im Herzen. Es war auffallend, wie wenig sie noch nach diesen drei Wochen in Hinkley zu Hause war. Sie schien ganz zufrieden, aber es war, als ob sie sich mit Absicht davon zurückhielte, sich ein Zuhause zu schaffen oder ein Band zu knüpfen, das sie nicht jeden Augenblick wieder lösen konnte. Sie folgte einer gewissen Routine in ihrer Art, sich zu geben, hatte dabei aber keine bestimmten Gewohnheiten angenommen. Sie hatte keinen Lieblingsstuhl und sprach niemals von einem Lieblingsspaziergang. Sie frönte nicht jener harmlosen, kleinen Schwäche, jemanden persönlich zu bevorzugen, noch schien sie sich von einem Mitglied der Familie besonders angezogen zu fühlen. Mrs. North war freundlich und voller Anerkennung und wäre ihr auch gern liebevoll entgegengekommen, aber jeder Versuch einer solchen Annäherung glitt an Elisabeths glatter, wie geölter Oberfläche ab. Heather war so unberechenbar und rücksichtslos ihr gegenüber, als ob sie ihre eigene Schwester wäre. Violet machte plumpe Annäherungsversuche, vorsichtig wie ein großer Hund, der einerseits Schelte fürchtet, falls er mit schmutzigen Pfoten an dir hochspringt, andererseits auf die kleinste Aufforderung hin bereit ist, dich umzuwerfen. Die Kinder hingen an Elisabeth und hatten Vertrauen zu ihr. Man konnte sich darauf verlassen, daß sie sie nicht in einem Augenblick verhätschelte und im nächsten ausschalt. Sie schalt nie, aber man hatte sie auch nie bei einer liebevollen Geste beobachten können. Selbst Oliver gegenüber blieb sie trotz

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