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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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für die nächsten zwei Jahre, wenn ich nur den richtigen Mann und ein paar Maschinen mehr hätte. Ich bin schon scharf auf das Land am Wrekin. Sie wären eine feine Hilfe, wenn Sie mitarbeiten würden.«
    »Langsam, langsam, alter Junge«, sagte Oliver, »vergessen Sie nicht, daß ich überhaupt nichts davon verstehe. Anfangs würde ich wahrscheinlich nur ein Hemmklotz sein.«
    »Ach«, Fred senkte den Blick, und Oliver, der der Richtung seiner Augen gefolgt war, sah, daß er braune Stiefel zu seiner smaragdgrünen Hose trug, »ach nein, so wäre es nicht. Schließlich sind Sie sehr gebildet und so. Wenn ein Bursche wie ich das begriffen hat, kann es nicht so schwierig sein.«
    Er sagte das ohne eine Spur von Ironie oder Bitterkeit. Diese penetrante Bescheidenheit ging Oliver jedesmal auf die Nerven. Er wollte gerade etwas Nachdrückliches über seine zweifelhafte Ausbildung an der höheren Schule und der Universität sagen, wollte klarstellen, daß Fred viel gebildeter sei als er, als Heather vom Tisch herüberrief: »Kommen Sie endlich und setzen Sie sich, Fred, wir wollen mit dem Essen weiterkommen. Es ist immer dasselbe in diesem Hause, wenn man das Essen auf den Tisch bringt, sind alle verschwunden.«
    »Verzeihung, Verzeihung«, Fred grinste nervös zu Oliver hin und hastete zu den anderen. Unterwegs blieb er zögernd neben Mrs. North stehen, die an einem Nebentisch tranchierte, und wußte nicht recht, ob man von ihm irgendwelche Handreichungen erwartete.
    »Nun setzen Sie sich doch schon!« sagte Heather, »alles steht auf dem Tisch. Es ist so albern, wenn jeder hinter seinem Stuhl steht und einer auf den anderen wartet. Stell dich nicht an, David, das ist kein Knorpel.« Als Fred sich umwandte, schwenkte seine Nase herum wie der Strahl eines Leuchtturmes. Evelyn klopfte auf den Stuhl neben sich: »Komm hierher, du sollst neben mir sitzen.« Violet, die ihr Messer wie einen Pinsel hielt, saß am Ende des Tisches an seiner anderen Seite, nahm aber kaum Notiz von ihm. Obgleich er ihr Brotherr auf der Farm war, gab er ihr niemals Anweisungen. Sie wußte selber, was zu tun war, und wenn nicht, so gab er eher Anregungen als Befehle. Ihr Einfall, bei ihm arbeiten zu wollen, hatte ihm wenig behagt, bis man ihm klarmachte, daß es eine patriotische Notwendigkeit sei. Fünf Jahre gemeinsamer Arbeit hatten sie dazu befähigt, ohne viel Worte miteinander auszukommen. Niemals hatte man sie über etwas anderes miteinander reden hören als über Dinge, die die Farm betrafen, und auch das beschränkte sich meist auf ein Grunzen oder Kinnkratzen. Freds Aussprache hatte eine leichte Norfolker Färbung, statt »ei« deutete er ein »oi« an und neigte zur Vertauschung von Wörtern wie »tun« und »Ton«. Er hatte eine angenehme, aber langsame Art zu sprechen und brauchte viel Zeit, wenn er etwas erzählte. Für diese Sonntagsessen hatte er sich stets mit einigen Geschichten eingedeckt, kam aber damit selten ohne Unterbrechung halbwegs bis zum Ende. Heute fühlte sich der elegante Toby bemüßigt, eine höfliche Frage über das Leben der Kühe an Fred zu richten, und Fred legte Messer und Gabel hin, beugte sich über den Tisch und wollte gerade einen Bericht über den Milchertrag zum besten geben, als fast im gleichen Moment David seine Limonade umkippte, Elisabeth aufsprang und um den Tisch herumschoß, um Susan vor einem Fall auf das Kamingitter zu bewahren, und Mrs. North hinausging, um nachzusehen, ob sie den Herd abgestellt hätte.
    Violet nahm die allgemeine Verwirrung wahr und bemächtigte sich der letzten drei Kartoffeln. Als Mrs. North von der Küche zurückkehrte, ging sie zu Oliver.
    »Hat’s geschmeckt, Liebling?« fragte sie strahlend, als sie seinen leeren Teller sah.
    »Sonntags immer. Man kann über dich sagen, was man will, Ma, aber Roastbeef hast du bestimmt ‘raus.«
    »Eigentlich hat Elisabeth heute gekocht«, sagte sie, »denn ich habe heute meine Vorräte sortiert.«
    »Na ja, aber doch unter deiner Leitung.«
    »Natürlich unter meiner Leitung. Möchtest du noch ein bißchen, Liebling? Die Scheiben sind doch jetzt so dünn.«
    »Kann nicht mehr«, dann, als ihr Strahlen zusammenfiel: »Na schön, dann gib mir bitte noch eine Kartoffel.«
    Sie eilte beglückt zum Tisch zurück, blieb aber bestürzt stehen, als Evelyn laut sang: »Vi hat gerade die letzten drei gemopst.«
    Evelyn war bei den Mahlzeiten ein schweigsames Kind und aß beinahe geschäftsmäßig, aber es entging ihr nichts. Hinter ihrem

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