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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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weißt genau, ich ließe dich das auch nicht tun, wenn du auf wärst. Ich schaffe es schon ganz gut. So ist es nur am Wochenende, wenn die Cowlins nicht da ist. Es ginge sehr gut, wenn jeder mitarbeiten würde. Es ist etwas deprimierend, wenn man nach Hause kommt und das Haus ist kalt, die Vorhänge sind nicht zugezogen, und die Hintertür steht offen. Ich bin froh, wenn Elisabeth wieder zurück ist.«
    »Ich auch«, sagte Oliver, dessen Rücken von Mary Brewers allzu kräftigem Einreiben immer noch brannte.
    »Ich kann den Milchtopf von den Kindern nirgendwo finden«, Heather kam mit einer nassen Küchenschürze herein; ihre Haare waren zerzaust und die Ponys in der Mitte geteilt, so daß sie wie zwei kleine Hörner vom Kopf abstanden.
    »Nanu, ich hab’ ihn doch eben in der Küche gesehen, er schwamm im Aufwischeimer. Ich dachte, du hättest ihn da hingetan.«
    »Ich? Warum in aller Welt sollte ich...?«
    »Du kannst ihn sowieso nicht nehmen, er ist ganz schwarz.«
    »Das war Vi«, sagte Heather verbittert. »Es schert sie einen Pfifferling, wem die Sachen gehören. Wirklich, Ma, das ist ein bißchen viel. Man kann sie nicht einmal einen Nachmittag allein lassen. Was hat sie mit meinem Topf gemacht, Ollie?«
    »Frag mich!« sagte er.
    Sie fanden noch mehr, was Violet getan und nicht getan hatte. Als sie sich immer mehr über sie aufregten, wurden die Chancen immer geringer, daß die Neuigkeit, falls sie sie zum besten geben sollte, wohlwollend aufgenommen würde.
    Als ihm seine Mutter sagte, daß er gar nicht gut aussähe, stellte er fest, daß er sich tatsächlich heute abend nicht sehr wohl fühlte. Seine Augenlider waren schwer und er merkte, wie sein Herz klopfte. Er fühlte seinen Puls. Der war in Ordnung, aber er glaubte nicht, daß die kleine Unregelmäßigkeit auf purer Einbildung beruhte. Wollte das dumme Ding denn niemals wieder gesund werden? Es gab Zeiten, in denen er an der Vorstellung verzweifelte, ein lästiges Bündel in einem Rollstuhl zu bleiben.
    Die Schachtel mit den Herztabletten war leer. Die neue Schachtel war im Wandschrank, aber er wollte seine Mutter nicht darum bitten, weil sie sich darüber aufregen könnte, daß er sie brauchte. Die Sehnsucht, aufzustehen und durch das Zimmer zu gehen, wurde allmählich unerträglich. Wenn er das nur könnte, so würde ihm das schon genügen, und er würde gern für den Rest seines Lebens im Zimmer bleiben. Nur durch das Zimmer zum Wandschrank gehen zu können. Als er sich das vorstellte, fühlte er förmlich, wie der Fuß, den er nicht mehr besaß, auf den Boden trat. Sein Stumpf schmerzte. Dafür, daß das Gewicht des abgenommenen Beines fehlte, waren die Hauptnerven im Stumpf zu kräftig. Er zuckte oft von ganz allein, so wie ein Augenlid unfreiwillig zuckt.
    Er merkte, wie ein Anfall von Depression Besitz von ihm ergreifen wollte. Entweder deshalb oder weil er zuviel Toast mit Fett gegessen hatte, mochte er sein Abendbrot nicht, was zur Folge hatte, daß seine Mutter besorgt und seine Depression stärker wurde. Sein Kopf begann zu schmerzen, und sein Verband, von dem Mary Brewer behauptet hatte, er sei so lose, daß sie ihn neu wickeln müsse, drückte ihn nun.
    Violet war nicht zum Abendbrot zurückgekommen. Immer wieder kam seine Mutter herein und fragte ihn, ob er meinte, daß Vi zu Joan Elliot gegangen oder mit dem Rad fortgefahren wäre und einen Unfall gehabt hätte oder ob sie ins Kino gegangen sei und ob sie nun Joan anrufen sollte, um herauszufinden, wo Violet steckte.
    Vielleicht hatte sie sich aus Verzweiflung über ihre Unentschlossenheit in den Teich gestürzt. Als die Selbstversunkenheit, die Hand in Hand mit der Depression zu gehen pflegte, immer stärker wurde, verlor er allmählich jedes Interesse an Violets »Liebschaft«. Die Vorstellung, die ihm am Nachmittag so vielversprechend erschienen war, begann an Reiz zu verlieren. Er versuchte, die Sache wieder so zu sehen wie zuvor, als das Beste für Vi, ihre einzige Chance, einen Mann zu bekommen, mit dem sie glücklich sein konnte und der mit ihr zufrieden war, so wie sie war. Aber jetzt fand er die Affäre nur noch langweilig und fast ungehörig; in Fred sah er nur noch einen Stumpfbock und für die Zukunft einen Schönheitsfleck in der Familie. Am Nachmittag war ihm unwichtig erschienen, daß Fred einen Norfolker Akzent sprach, daß er in einer Gesellschaft lähmend wirkte und einen Kopf kleiner als Violet war. Jetzt wünschte Oliver, er hätte ihr nicht zugeredet wie ein

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