Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
Vom Netzwerk:
sentimentaler Narr, der sich überall einmischt. Seine Laune wurde noch schlechter, als Heather fröhlich sagte: »Ich höre eben, du hast wieder deine Launen.«
    »Wer sagt das?«
    »Ma hat es mir eben geflüstert.«
    »Sie irrt sich aber«, sagte er böse.
    »Viel Vergnügen!« sagte sie. »Aber ich wollte nur wissen, was Vi eigentlich mit dem Kessel angestellt hat. Sie hat hier auf dem Feuer Wasser darin gekocht, nicht wahr?«
    »Warum fragst du erst, wenn du es doch weißt?« sagte Oliver. Als seine Mutter hereinkam, um ihm gute Nacht zu sagen, stellte sie sich neben sein Bett, verschränkte die Arme und sagte: »Violet ist zurück, und wo ist sie wohl gewesen? Bei Fred zum Abendbrot. Ich war sehr böse. Die Leute werden klatschen, weißt du, selbst über Violet. Du weißt ja, wie sie ist, sie hat keine Ahnung, was man tut und was nicht. Liebling, du glaubst doch nicht, daß sie hinter diesem furchtbaren kleinen Mann herrennt, Was meinst du?«
    »Er ist kein furchtbarer kleiner Mann«, sagte Oliver.
    »Versteh mich nicht falsch. Liebling, du weißt, ich mag Fred sehr gern, aber er ist nicht so ganz — ich meine, man könnte ihn nicht...« Mrs. North war lange genug in England, um zu wissen, von welchem Punkt ab Demokratie nicht mehr in die Praxis umzusetzen war. »Ich sollte mir so etwas gar nicht erst vorstellen«, fuhr sie fort. »Violet denkt niemals an Männer; oft wünschte ich, sie täte es. Und ihre Art, dies Haus wie ein Hotel zu benutzen! Ich hatte ihr das Abendbrot warm gestellt, und du kannst dir vorstellen, wie vor den Kopf geschlagen ich war, als sie kam und sagte, sie hätte bei Fred Eier mit Speck bekommen; daß sie trotzdem auch noch ihr Abendbrot hier aß, brauche ich wohl gar nicht erst zu sagen. Kein Wunder, daß wir so wenig Eier vom Hof bekommen, und dann immer dies Gerede, daß die Hühner nicht legen.«
    »Ma«, sagte Oliver, »du bist müde. Geh schlafen.« Violet machte sich die Sache wirklich so schwierig wie möglich. Eine Stunde später, als er im Dunkeln lag und eben noch überlegt hatte, ob er vielleicht doch einschlafen könnte, wachte er auf mit dem unguten Gefühl, das ihn beherrschte. Da öffnete sich die Tür um einen Spalt, und Violet sagte in einem heiteren Flüsterton, der jeden aufwecken mußte: »Schläfst du schon?«
    »Nein«, sagte er gottergeben. Sie trat ins Zimmer, und bei dem ersterbend glimmenden Feuer sah er, daß sie ihren Bademantel anhatte und karierte Filzpantoffeln. Sie trat an sein Bett, das Ende ihrer Zigarette glühte in ihrem unsichtbaren Gesicht, als sie mit den Händen in den Taschen auf ihn herunterblickte. »Dachte, du möchtest es gerne wissen«, sagte sie, »ich habe deinen Rat befolgt.«
    Er wußte nicht, sollte er sich freuen oder sollte er es bereuen. Sechs Stunden früher wäre er richtig begeistert gewesen, aber inzwischen war so viel gesagt und gedacht worden, daß er erst ein kleines Schuldgefühl verscheuchen mußte, bis er sagen konnte: »Ach Vi, ich bin so froh. Du meinst, du wirst ihn heiraten?«
    »Mm — hm.« Sie hatte diese Sprache ohne Worte von ihrer Mutter übernommen. »Ich muß gestehen, ich habe es getan. Ich weiß jetzt, daß du recht hattest: Er meint es ehrlich. Ich wußte nicht, was ich sagen sollte. Ich bin schnell ‘reingegangen, ehe ich meine Meinung ändern konnte. Er saß da und war schrecklich blaß, und ich dachte: Zum Teufel, ich hätte lieber nicht kommen sollen, aber glücklicherweise schien er zu wissen, warum ich gekommen war. Ich brauchte gar nichts zu sagen; er nahm den Besuch bereits als eine Art Einwilligung. Wir haben einen ganzen Haufen Pläne gemacht. So allmählich kommt es mir beinahe wie ein gelungener Streich vor, aber bei Gott — der Gedanke, es Ma zu sagen!«
    »Sie wird über diesen Einfall nicht gerade an die Decke springen«, warnte Oliver sie, »aber vielleicht kannst du es ihr hintenherum beibringen.«
    » Ich, niemals. Du mußt mir helfen, Ollie. Schließlich hast du mich erst dazu gebracht.«
    Er seufzte. »Ach, Vi, das kann ich nicht.«
    »Quatsch. Komm, sei ein Mann, gib du die Neuigkeit für mich zum besten, morgen, wenn ich fort bin. Ich werde nicht zum Lunch erscheinen, und bis ich wiederkomme, werden sich die Gemüter schon etwas beruhigt haben.«
    »Mir wäre lieber, du wüschest deine Wäsche selber.«
    »Sei kein Spielverderber. Ich dachte, du wärst auf meiner Seite. Ich glaube wirklich, du drehst dich wie der Hahn im Winde, Ollie, im Ernst.« Sie hatte zuerst geflüstert, aber

Weitere Kostenlose Bücher