Zwölf um ein Bett
den Wunsch haben würde, die Hütte für Violet etwas herzurichten. Er malte sich aus, wie Fred schön ordentlich genau in der Mitte seines Bettes lag und wie seine prächtige Nase aus den Kissen herausragte. Obgleich er wußte, daß es sehr unwahrscheinlich war, stellte er sich Fred in einem Nachthemd vor; wenn er aus dem Bett aufstünde, sähe er aus, wie einer albernen Posse entsprungen. Oliver überlegte, ob Fred sich nun gehoben oder nervös oder stolz fühlte oder einfach verwundert wäre, daß er diese Sache geschafft hatte. Wenn er sich bisher schon einen Ruck geben mußte, ehe er sie besuchte, was mußte er jetzt erst für ein Gefühl haben? Oliver war neugierig, ob er die Absicht hatte, in dem smaragdgrünen Anzug zu heiraten. Susan schrie. Nach einigen Minuten sah Oliver, wie sich das Licht von Heathers Zimmer auf dem Rasen abzeichnete, und hörte, daß sie aufstand.
Susan schrie weiter.
Warum gab sie ihr keinen Lutscher oder so etwas? Warum heirateten Frauen überhaupt? Vi wußte auch nicht, worauf sie sich einließ. Der Gedanke, sich Vi mit einem Baby vorzustellen, war so sehr komisch, daß Oliver sich dadurch schon etwas besser fühlte.
Er schlief bei geöffnetem Buch und brennendem Licht ein und wachte in panischem Schrecken wieder auf, denn er hatte furchtbar geträumt, sich dabei hin und her geworfen und an seinem Stumpf gestoßen. Er schwitzte, und sein Herz schlug mit dumpfen Schlägen. Hugo hatte schon recht mit seinen Andeutungen, wenn auch dieser alte Teufel mit seiner sanften Stimme niemals mit der ganzen Wahrheit herausrückte. Es ging ihm noch gar nicht besser.
Ans Bett gefesselt. Wenn man doch nur aufstehen könnte und auf dem Rasen spazierengehen oder heiße Milch oder Tee machen könnte. Dann schon besser in ein Krankenhaus; dort war schließlich immer eine Nachtschwester. Er war der Überzeugung, daß er sogar das Erscheinen dieses furchtbaren Mädchens mit den großen Zähnen begrüßen würde, das immer wieder versucht hatte, ihn um fünf Uhr zu waschen, und ihm dabei weismachen wollte, daß es bereits sechs Uhr wäre, so als ob sie ihn nicht für fähig hielte, die Uhr zu lesen. Jedenfalls hatte sie ihm manchmal Tee aufgebrüht — wenn auch sie zufällig Appetit darauf hatte. Wäre Elisabeth da, könnte er läuten und sie darum bitten. Sie würde nichts dagegen haben, sondern es als einen Teil ihrer Pflicht nehmen, nachts um zwei Uhr aufgeweckt zu werden, um einem Melancholiker Tee zu machen. Aber sie würde sich nicht zu ihm setzen und mittrinken und sich mit ihm unterhalten. Sie würde ihm den Tee bringen, kurz fragen, ob er noch etwas wünschte, und in ihrem hübschen blau und weiß gepünktelten Morgenrock wieder schlafen gehen.
Er sah Heathers Licht ausgehen und hörte, wie sie wieder ins Bett ging. Er hätte gern gewußt, ob sie jetzt noch zum Herrgott betete, den sie anscheinend mehr als einen Boxpartner betrachtete denn als einen Gott, und ob ihr danach wohler war und sie sich wie eine Heilige fühlte, sogar bereit, ihm eine Tasse Tee zu machen? Wenn er die Glocke läutete, würde sie genauso irritiert sein wie er. Er müßte jetzt einen langen Stock haben, mit dem er an die Decke klopfen könnte.
Noch fünf und eine halbe Stunde, ehe jemand in seine Nähe kam! In seiner Verzweiflung aß er einen Riegel Schokolade, aber ohne Appetit und nur zur Herausforderung seines Magens, der sich mit einem Gefühl der Übelkeit rächte. Um sie zu beseitigen, mußte er eine Zigarette rauchen, wodurch aber der Durst auf Tee nur noch um so größer wurde. Er trank etwas Wasser und fiel in einen leichten Schlummer, aus dem er nach jeder Stunde aufwachte, auf die Uhr sah, seufzte, seine Kopfkissen knuffte, seine Backen aufblies und ein- oder zweimal herausstöhnte, um auszukosten, wie sich das anhörte.
SIEBENTES KAPITEL
A ls das Telegramm von John mit der Nachricht seiner Abreise aus Australien kam, war Violets erste Bemerkung: »Prima, dann wird er zu meiner Hochzeit hier sein.«
Wie alle weiblichen Mitglieder der Familie North hatte sie die Eigenschaft, ihre Steckenpferde zu Tode zu hetzen. Heather hetzte Susan, Mrs. North Oliver, Violet hatte Pferde und Hunde gehetzt, und nun hetzte sie ihre Verlobung. Der Tag ihrer Hochzeit war der einzige Tag, der überhaupt im Kalender existierte; alle anderen Tage waren nur Hinweise darauf. Wenn jemand ganz nebenbei eine Bemerkung über das warme Wetter fallenließ, sagte Violet: »Wetten, an meinem Hochzeitstag ist eine Bullenhitze,
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