Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
Vom Netzwerk:
inzwischen hatte ihre Stimme ihre normale Lautstärke erreicht. Er fürchtete, seine Mutter oder Heather könnten berunterkommen, um nachzusehen, ob etwas passiert wäre.
    »Na gut«, seufzte er.
    »Dank dir tausendmal! Die Sorge bin ich los.« Sie sank in einen Sessel und zündete eine Zigarette an dem Stummel der alten an. »Mein Gott, ich bin nicht ein bißchen müde, du etwa? Ich könnte mich die ganze Nacht unterhalten. Weißt du, was Fred machen will? Er will die Hälfte des Viehs auf meinen Namen überschreiben und läßt mich damit tun, was ich will. Er will mir einen Bullen kaufen, er...«
    »Erzähl mir morgen weiter, altes Mädchen. Ich hab’ Kopfschmerzen.«
    »O Gott, du hast doch nicht etwa wieder deine Depression, oder?« Das würde das ganze Haus auf den Kopf stellen und damit auch ihre Chance verringern.
    »Nein, aber wenn mich noch lange alle danach fragen, genügt es, um eine zu bekommen. Geh jetzt, sei lieb und laß mich schlafen.«
    »O. K.« Sie erhob sich und zog den Gürtel ihres Bademantels fester. »Sei nicht böse, morgen hast du deine Elisabeth wieder, und dann wird es dir schon besser gehen. Nacht, Nacht.« Schon beinahe an der Tür drehte sie sich mit einem kleinen Lachen um. »Ich werd’ dir mal was sagen; ich bin neugierig, ob Fred und ich dich nicht auf einen Gedanken bringen. Man sagt, eine Hochzeit zieht die andere nach sich.«
    Oliver hatte jetzt genug. »Hau ab!« sagte er.
    »Komisch«, sinnierte Violet, »jetzt merke ich erst, was für einen Sprung ins Wasser ich getan habe. Du solltest es mal versuchen. Ich fühle mich so auf Draht wie ein Floh. Ich könnte jetzt ‘rausgehen und mit Jenny das National-Rennen machen. Ich fühle mich gerad’ so, als ob ich über die Koppel gejagt wäre.«
    Es schien Oliver, als ob Violet allmählich überzuschnappen drohte. Damit hatte er allerdings nicht gerechnet. Einen Vergleich zu ziehen zwischen ihrem Glück mit Fred und irgendwelchen Wünschen, die er für sich selbst haben könnte, fand er nicht nur phantastisch und vermessen, sondern beinahe ungehörig. Sie schwamm in einer Wolke von Glückseligkeit hinaus. Bildete er es sich ein oder lag in ihrem Gang und ihrem Benehmen nicht bereits ein Beweis für einen kritischen Geisteszustand? Als sie hinaufging, hörte er, wie sie mit viel Gefühl das Lied von den Rosen in Nizza sang. Wollte sie denn das ganze Haus aufwecken? Na, jedenfalls, wenn sie überschnappen sollte, würde die Familie ihr schon wieder einen Dämpfer geben.
    Er hörte, wie sie ihre Tür zuknallte, drehte sein Licht an und versuchte zu lesen, aber er konnte sich nicht auf das Buch konzentrieren. Er hörte Vi rumoren, obgleich zwei Stockwerke zwischen ihnen waren. Er stellte sie sich in ihrer Mansarde mit dem emaillierten Waschtisch vor, ihrem alten Spielzimmer, das sie so liebte, weil von dem Mittelbalken ein Turnreclc herunterhing. Aufrecht gehen konnte sie nur in der Mitte des Zimmers, und nach all den Jahren kam sie doch manchmal mit einer Beule am Kopf zum Frühstück herunter, wenn sie sich unvorsichtig im Bett aufgesetzt hatte. Oliver hoffte, daß sie heute nacht nicht etwa seinen alten gestreiften Pyjama trüge. Es wäre wirklich ausgesprochen stillos, Männerpyjamas in der Verlobungsnacht zu tragen. Aber schon die Tatsache, daß Violet heiraten wollte, war irgendwie stillos, so daß ihr Bild ms Nichts zerfloß, sobald er es wachrufen wollte. Und diese Art fröhlicher, mädchenhafter Verzückung war so ziemlich das Stilloseste von allem. Arme, alte Vi, er wollte versuchen, ihre Sache morgen so gut wie möglich durchzufechten, um wiedergutzumachen, was er heute abend über sie dachte.
    Er stellte sich Fred vor, wie er jetzt schlafen ging in seiner kleinen, schiefergedeckten Ziegelhütte, die mit Möbeln aus der Rumpelkammer eingerichtet war. Er war einmal in Freds Schlafzimmer gewesen und wußte, daß er in einem durchgelegenen Messingbett schlief, an dem ein Knauf fehlte, und seine Fußballfrisur an seinem mostrichfarbenen Toilettentisch mit nach hinten geneigtem Spiegel striegelte. Er wußte, daß der grüne Anzug hinter einem Eckvorhang hing und daß er seine anderen Kleidungsstücke in einer Aufsatzkommode mit ungeheuren Holzkugeln und klemmenden Schubladen verwahrte; daß er sein glänzend rotes Gesicht in einer Emailleschüssel auf einem Waschständer wusch, der nach feuchtem Holz roch. Fred schien für alle diese Dinge keine Augen zu haben, und bei Vi würde es das gleiche sein, wenn auch seine Mutter sicher

Weitere Kostenlose Bücher