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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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wenn du es könntest? Du bist nie gegangen, oder man mußte dich hinschleppen.«
    »Ich würde auch nicht eher gehen, bis ich wüßte, warum und was ich mir davon versprechen könnte. Weißt du denn, warum du jeden Sonntagmorgen so eifrig zur Messe gehst? Wenn du nicht gehst, hast du das gleiche unbehagliche Gefühl, als ob du unter einer Leiter durchgehst, ohne den Daumen zu drücken — ist es nicht so?«
    »Ach, Ollie, wir wollen uns nicht am frühen Morgen über Religion streiten, ich bin dem nicht gewachsen. Warum läßt du mich nicht in Ruhe?«
    »Na, du solltest dir besser einige Argumente zurechtlegen, ehe John kommt. Du weißt, wie er ist; er akzeptiert nichts, ehe er nicht sicher ist, es völlig verstanden zu haben. Sieh mal, genauso war er damals mit dem Radio-Plattenspieler — Tabellen und Konstruktionszeichnungen und die meisten Bestandteile lagen überall herum, bis er begriffen hatte, wie das Ding funktioniert. Er wird auch diese Sache von allen Seiten mit dir durchsprechen wollen, und du wirst dich rechtfertigen müssen.«
    »Und ich nehme an, jeder wird ihn gegen mich aufhetzen«, sagte sie, »genau wie ihr es bei dieser eingebildeten Elisabeth macht. Es tut mir leid, Ollie, weil sie doch mehr oder weniger zu dir gehört, aber ich kann dieses Mädchen nicht leiden. Ich verstehe gar nicht, was Ma an ihr findet. Ich bin überzeugt, sie mag keinen von uns; sie hält sich ostentativ zurück. Sieh sie dir doch an, jetzt ist sie beinahe acht Monate hier und geht noch immer herum, als ob sie nicht dazugehöre. Sie würde es sich nicht zweimal überlegen, einfach spazierenzugehen, wenn es ihr paßt, ohne uns vorher zu fragen. Warte nur; sie ist genau der Typ, der plötzlich über Nacht verschwindet, und ich muß schon sagen, es täte mir noch nicht einmal leid.«
    »Es sollte dir aber leid tun«, sagte Oliver, »wenn du überlegst, wieviel sie für dich tut.«
    »Nur, weil es ihr so paßt. Es gehört zu ihren Spielregeln, daß sie die Leute glauben macht, sie wäre unentbehrlich. Es ist nicht gut, mir gegenüber die Heilige herauszukehren. Ollie, ich mag sie nicht. Ich mag niemanden heute morgen. O Gott, sieh mal, da ist Vi, sie macht sich anscheinend mit den Hunden zu einer fröhlichen Wanderschaft auf. Nun sieh doch mal, wie sie über den nassen Acker rennt, statt an der Hecke entlangzugehen. Macht dich das nicht rasend? Fred muß irgendwie pervers sein, glaube ich, sonst würde er sie nicht heiraten wollen.«
    »Du bist gemein«, sagte er.
    »Ja, Gott sei Dank«, sagte sie und ging hinaus, wobei sie ihr Freundschafts-Armband herumschwang, bis sie den Faun gefunden hatte, dem sie eine zärtliche Grimasse schnitt, und zu Oliver hinsah, ob er sich darüber ärgerte. Was würde John aus ihr machen? Er, der keine Verstellung kannte und das Gebaren der Menschen für bare Münze nahm, würde niemals begreifen, daß Heather die Hälfte alles dessen, was sie zum besten gab, nur darum sagte, um ihrem Widerwillen gegen sich und die Welt neue Nahrung zu geben. Oliver konnte sich gut ausmalen, wie sie in ihrem augenblicklichen ruhelosen, unzufriedenen Zustand einen verwirrten John einkreiste. Vielleicht bestand eine Hoffnung für die beiden darin, daß sie sich augenblicklich so viel vormachte. Wenn sie wollte, konnte sie sich auch vormachen, mit John reizend zu stehen. Andernfalls würde sie Gift spritzen.
    Manchmal sagten die Leute zu Oliver: »Du mußt doch vor Langerweile sterben, wenn du dauernd hier herumliegst«, und wenn er es abstritt, glaubten sie nur, er wollte seine Seelenstärke zeigen. Er langweilte sich aber nur, sobald er sich nicht wohl genug fühlte, um Interesse an all dem zu nehmen, was um sein eigenes Ich herum vorging. Meist ging der Tag so rasch vorüber, daß es Abend war, längst bevor er sich darauf eingestellt hatte. Abgesehen von den Tagen, an denen Briefe geschrieben werden mußten, stellte er immer wieder fest, daß er kaum Zeit zum Schreiben hatte oder ein Buch aus der Bibliothek auszulesen oder ein Plastilin-Tier für David zu kneten. Eine der reizvollen Seiten seines invaliden Zustandes war immerhin, daß er sich bis in die Nacht hinein mit irgend etwas beschäftigen konnte, ohne es am nächsten Tag bereuen zu müssen. Seine Nächte erfuhren eine völlige Umwälzung, seit ihm ein Kriegskamerad, ein einfacher Junge namens Teddy Beare, der wahrscheinlich bisher nie in seinem Leben eine so gute Tat vollbracht hatte, eine große Thermosflasche mitbrachte. Diese wurde nun jeden Abend von

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