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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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ich glaube, bei ihr ist allerlei von meinen Pionier-Vorfahren durchgeschlagen. Sie fragte mich kürzlich, ob Fred mit mir gesprochen hätte, und ich brachte es nicht übers Herz, ihr zu erzählen, wie hoffnungslos ungeschickt er sich benommen hatte, weil sie ihn anscheinend wirklich gern hat. Ach, Liebling«, seufzte sie, wobei sich die Falten in ihrem Gesicht bekümmert vertieften, »ich hoffe nur, sie ist glücklich.«
    »Bestimmt ist sie glücklich«, sagte Oliver, »es trieft ihr ja förmlich aus den Ohren. Sie benahm sich doch wie eine Zweijährige, als es endlich feststand, erinnerst du dich nicht mehr? Um mir eine Freude zu machen, holte sie Jenny heraus und sprang mit ihr in strömendem Regen immer wieder über die Hindernisse, damit ich es sehen konnte — und ich habe die ganze Zeit geschlafen.«
    »Den Husten, den sie sich dabei geholt hat, ist sie immer noch nicht los«, sagte Mrs. North.
     
     
     
    Evelyn fand Violet ekelhaft. »Gut, daß Daddy mich bald holt«, sagte sie, »so wie >die< sich jetzt nur noch für ihn interessiert.« Selbst auf dem Gut arbeitete Violet jetzt nicht mehr sehr viel. Sie lungerte herum mit einer Zigarette oder einem Strohhalm oder beidem zwischen den Lippen, half nur hier und da mit lascher Hand bei all den hundert Beschäftigungen, auf die sie sich sonst mit aller Kraft geworfen hatte. Sie begleitete Fred auf dem Leiterwagen oder in dem wackligen kleinen Gefährt, dessen Sitze mit Hundehaaren und Getreidesamen gepolstert waren; wartete auf ihn auf Mauern sitzend und mit den Beinen baumelnd, zottelte hinter ihm her wie ein treues Haustier, das keine Leine braucht. Manchmal kam sie herein und setzte sich in Olivers Zimmer, aber sie blieb nie lange. Sie ließen niemals mehr die Vertraulichkeit auf kommen, wie an dem Nachmittag mit den Fett-Toasten. Damals war Oliver ihr von Nutzen gewesen, aber nun war sie über Krankenzimmer und invalide Brüder hinaus. Sie war in eine Sphäre entschwebt, deren Schatten alles andere verdunkelte. Oliver fand sie schrecklich langweilig, und er vermutete, daß auch er Violet langweilte, wie alles, was nicht mit ihrer Heirat zusammenhing.
    Heather rannte über Ostern ostentativ oft zur Kirche. Ostersonntag besuchten Mrs. North und Elisabeth Mr. Norris’ kleine, kalte, gotische Kapelle, wo er von der Kanzel herunter engstirnig und schulmeisterhaft blökte wie ein Schaf in seinem Pferch. Heather dagegen ging jeden Morgen zur Messe, und außerdem am Karfreitag zum »Tenebrum« und am Sonntag zum »Benedictum« und ließ zwischendurch ihr Gebetbuch gewichtig auf dem Tisch in der Halle liegen. Sie erzählte Elisabeth im ganzen dreimal, daß sie keinen Morgentee brauchte, und wurde rechthaberisch, als ihre Mutter sanft protestierte, nachdem sie zum drittenmal gebeten hatte, ihr später Frühstück zu machen und David anzuziehen.
    »Schick ihn mir«, sagte Oliver, »ich werde schon sehen, daß er angezogen wird.« Aber als Heather aus der Messe zurückkam, saß David immer noch, nur mit Weste und einem Strumpf bekleidet, vor dem Kamin, und die übrigen Kleidungsstücke lagen verstreut auf und unter verschiedenen Möbelstücken. Heather war wütend, erinnerte sich dann aber daran, daß sie in der Kirche gewesen war, und wurde nun wütend über ihre eigene Wut. Oliver überlegte, was sie eigentlich von ihrer krampfhaften Sucht nach Christlichkeit hätte, und wollte sie danach fragen; aber obgleich sie mit Vorliebe ihre Religion vor der Familie verteidigte, wich sie Diskussionen darüber aus. Er interessierte sich für den Katholizismus, aber er wußte nichts darüber, und Heather hatte entweder alles vergessen, was sie zur Zeit ihrer Bekehrung gelernt hatte, oder sie wollte seine Fragen nicht beantworten, aus Furcht, er könnte sich über sie lustig machen.
    John wurde in den nächsten vierzehn Tagen erwartet. Man sprach natürlich viel darüber, und letzten Endes reagierte Heather auf solche Anspielungen genau so, als wenn man auf die katholische Kirche anspielte. Sie brauste auf, drehte sich mit einem Ruck um und knallte die Türen, so daß sich ihre Mutter veranlaßt fühlte, zu sagen: »Sie ist völlig außer sich. Es ist eine nervenaufreibende Zeit für sie, nach all den Monaten des Wartens.«
    Elisabeth, die wenig für Oliver tun konnte, seit sein Stumpf heilte und sein Herz kräftiger wurde, half Heather jetzt öfter bei den Kindern, und zwar nach modernen Richtlinien, die sie im Krankenhaus gelernt hatte, ohne überschwengliche Zärtlichkeiten,

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