Zwölf um ein Bett
auf Nüchterne ausüben, »ich weiß nicht viel über deine Religion, aber du scheinst die Sache am falschen Ende anzupacken, wenn du denkst, du könntest tun, was du willst, und dich dann durch eine Beichte reinwaschen. John wird niemals mit deinem Papismus einverstanden sein, wenn du ihm mit solchen Sachen kommst. Es ist zu kindisch. Ich nehme an, du meinst das gar nicht so, wenn du nüchtern bist.«
»Ich bin ganz nüchtern«, sagte sie, »ich hab’ gar nicht viel getrunken. Aber ich bin nichts mehr gewöhnt bei dem traurigen Leben, das ich führe. Und bitte, gib mir hier keine Lektion in Religion, denn davon hast du keine Ahnung.« Sie war rot geworden, und ihre Augen blitzten — sehr hübsch sah sie aus mit den wirren Ponys und einem fehlenden Ohrring. »Übrigens bist du ein eingebildeter Affe«, sagte sie und zupfte ihn an den Haaren.
»Baumle nicht mit diesem verdammten Armband in mein Auge.«
Sie ließ es an ihrem Arm auf- und abgleiten und lächelte. »Ist es nicht ein hübsches Armband? Ich mag es zu gerne. Sieh mal, Stanford hat mir heute abend einen neuen Anhänger geschenkt, einen kleinen grinsenden Faun; süß, nicht? Er sagt, wenn er mich sieht, hat er ein Gefühl, so wie der Faun aussieht; kannst du dir darunter was vorstellen? Meinst du, ich sollte das vielleicht morgen beichten?« Sie versuchte, ihn zu reizen.
»Ach, halt den Mund«, sagte er, »und geh weg. Du bist völlig betrunken. Und streng dich nicht an, zu fragen, ob mit den Kindern alles in Ordnung ist.«
»Meine Babys!« rief sie überschwenglich und schlug ihre Hände zusammen. »Die kleinen Lieblinge. Was machen sie?«
»David war sehr brav. Er war bis halb sieben bei mir. Das andere Wesen hat es Elisabeth schwer gemacht — bis gegen ein Uhr geschrien.«
»Puh«, sagte Heather, »sie kann nicht eine so wunderbare Schwester sein, wie sie glaubt, wenn sie nicht besser mit einem solch engelhaften Baby fertig wird. Sie hat sie wahrscheinlich nicht richtig gewickelt. Ich werde mal ‘raufgehen und nachsehen.«
»Das wirst du nicht«, sagte er. »Du schläfst in Elisabeths Zimmer. Sie hat sich für dich um deine Bälger gekümmert, und dann kannst du ihr schließlich etwas Ruhe gönnen.« ‘»Aber Ollie«, jammerte sie, »ich muß ihnen doch einen Gutenachtkuß geben.«
»Und sie mit deiner Gin-Fahne und Stanford Blacks faungleichem Atem betäuben? Nein, und wenn ich aufstehen und dich davon zurückhalten müßte.«
Augenblicklich schlief sie in dem Sessel neben seinem Bett ein. Er betrachtete sie eine Weile und sah in ihr wieder das junge, sorglose Mädchen, das plötzlich einschlief, wo es gerade war, wenn seine Überschwenglichkeit sich schließlich erschöpft hatte. Dann fielen auch seine Augen zu, und er schlief bei brennendem Licht ein. Um fünf Uhr wachte er wieder auf und fand sie noch neben seinem Bett stöhnend, steif und zitternd. Sie ließ ihre Schuhe da liegen, wo sie sie abgeworfen hatte, und kroch hinaus, wobei sie ihn im stillen verwünschte, daß er sie so einfach schlafen gehen ließ.
»Du denkst, ich war beschwipst gestern abend«, sagte sie, als sie später am Morgen zu ihm kam.
»Ich hoffe, du warst es«, sagte er. »Furchtbarer Gedanke, daß du in nüchternem Zustand solch einen Blödsinn reden könntest.«
»Ich hab’ nur so getan, mußt du wissen, genauso wie früher, wenn ich als junges Ding völlig aus dem Häuschen war und Ma immer sagte: »Entweder machst du Theater vor, oder du bist völlig hysterisch< — weißt du noch? Heute morgen fühle ich mich allerdings nicht gerade sehr jung«, fügte sie hinzu, während sie sich ihre Stirn rieb, bis die Ponys zu Berge standen, »oder aus dem Häuschen. Wie kommt das nur, daß man mit einem wundervollen Gefühl schlafen gehen kann, und am nächsten Morgen kann man keine Spur von Spaß mehr daran entdecken? Ich denke, schlafen soll gut sein.«
»Hast wohl nie was von Katzenjammer gehört, was?« sagte er. »Geh, und wenn du schon gehst, raff dich auf und geh beichten, oder der Priester sitzt wieder beim Lunch.«
»Lästere nicht«, sagte sie schnippisch.
»Ich habe nur das wiederholt, was du diese Nacht gesagt hast.«
»Ich nicht, du hast es gesagt. Ich habe mich schon immer darüber gewundert, daß Leute, die selber keine Religion haben, sich immer über die anderer Leute lustig machen müssen.«
»Woher weißt du, daß ich keine Religion habe?«
»Du gehst nie in die Kirche.«
»Wie kann ich denn?«
»Nein, natürlich nicht, aber würdest du,
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