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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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beeinträchtigt würde durch die Ungewißheiten eines Lebens, das herausgerissen war aus den klösterlichen Gewohnheiten, die in ihrem Wechsel den Tag sanft vorübergleiten ließen und Oliver von einem kleinen Ereignis zum nächsten geleiteten, so daß er sich wie ein Eimer in einer Kette von Hand zu Hand gereicht fühlte. Sein Tageslauf war durch kleine Meilensteine markiert: die dank der Uhren-Manie seiner Mutter pünktlich erscheinenden Mahlzeiten; die drei Pfeifen am Tag, je eine nach dem Frühstück, nach dem Lunch und nach dem Tee; die Zeitungen, die Post, die Familie, die guten Morgen sagte, Elisabeth im weißen Kittel, die sein Bein neu verband, David, der nach seinem Spaziergang hereinstürmte, statt sich zum Lunch die Hände zu waschen, und in den plumpen Schuhen, die ihm Heathers neuester Arzt verschrieben hatte, über den Fußboden trapste. Elisabeth in geblümtem Kittel und einer Küchenschürze, die niemals Kochspuren aufwiesen, Tablette herein- und hinaustragend; Cowlin mit Holzscheiten, denn es war immer noch kühl genug für ein Feuer, besonders wenn seine Blutzirkulation schlecht arbeitete; David beim Abendbrot, die Sechs-Uhr-Nachrichten die Familie beim »drink«, Evelyn beim Halma, eine Leidenschaft, die so stark war, daß sie sie sogar von den Feldern hereinzulocken vermochte. Schwarzer Kaffee nach dem Lunch und Milchkaffee nach dem Abendbrot, damit seiner Mutter Ansicht über Koffein und Schlaf Genüge getan wurde; seine heiße Milch, seine Herztabletten, seine Ingwerkekse, seine Toilette, sein Bettenmachen, seine Rückeneinreibung, all diese kleinen Dinge, die dazu dienen, einen Invaliden zu beschäftigen und als Gegengewicht für den Verlust der Freiheit in ihm das Gefühl der eigenen Wichtigkeit zu stärken.
    Elisabeths Neigung zu Routine und Ordnung entsprach seinen Gewohnheiten. Er hatte sich so an dies alles gewöhnt, daß er sich nicht vorstellen konnte, wie er sich davon frei machen sollte, wenn er wieder aufstand. Selbst wenn er sich davon frei machte, würde er doch nie die Lust an Gewohnheiten verlieren.
    Als junger Mann, der keinen größeren Spaß kannte, als alle Dinge sofort zu erledigen, der seinen Geschmack unaufhörlich wechselte, für den Zeit und Stunde keine Rolle spielten und der immer zu spät zu den Mahlzeiten erschien, hatte er alte Menschen verachtet, die sich vor der wachsenden Unsicherheit, die sie vor der Welt empfanden, hinter einem Schutzwall von Gewohnheiten verschanzten. Er wußte, daß er nie wieder so werden würde wie als junger Mann. Seine Krankheit stand wie eine Wand am Ende seiner Jugend. Mit seinen jetzt dreißig Jahren lag eine Zeit der geruhsamen Reife vor ihm. Vielleicht würde er sehr schnell ein alter Mann werden, der durch das Haus lief wie ein brüllender Löwe, wenn das Essen nicht rechtzeitig auf dem Tisch stand, der immer am gleichen Tage die der Jahreszeit entsprechende Unterwäsche wechselte, der jeden Tag am gleichen Tisch im gleichen Klub das gleiche Hammelkotelett und eine Scheibe Stiltonkäse zum Lunch aß, der nirgends bleiben würde, wo es nicht Eier und Speck zum Frühstück gab, nach dessen Geräuschen bei der Morgentoilette man die Uhr stellen konnte, der seine Briefe mit einem Briefmesser aufschlitzte, der jeden Tag mit der gleichen Sorgfalt seine »Times« las und der es sich nicht gestatten würde, das Kreuzworträtsel vor dem Lunch in Angriff zu nehmen, selbst wenn ihm die Lösung gleich in die Augen sprang. Neben diesen Alltäglichkeiten gab es natürlich auch größere Marksteine, die ihm in seinem engbegrenzten Dasein von ungeheurer Bedeutung erschienen. Da war beispielsweise Violets Hochzeit, allerdings mehr eine Bedrohung als ein Wegweiser; da waren Besuche und gelegentlich Freunde, die länger bei ihm blieben. Da war Elisabeths Wochenende, mit dem Dazwischentreten von Mary Brewer und dem Spaß, Elisabeth zu quälen, wenn sie schweigsam wie eine Auster aus den Armen Arnold Clitheroes zurückkehrte. Größer als alles, weil es nicht nur ihn, sondern den ganzen Haushalt, außer Violet, erregte, stand augenblicklich die Heimkehr Johns vor ihm. Oliver freute sich darauf, ihn wiederzusehen, obgleich er ihn niemals sehr gut gekannt hatte. Er hatte mit ihm Golf gespielt, Bier getrunken und sich mit ihm über Dinge unterhalten, die den Geist nicht anstrengten, und hatte ihn, wie jeder, als »passend« akzeptiert, nicht ohne sich flüchtig zu verwundern, warum Heather sich wohl in ihn verliebt hatte. Oliver war zur Zeit der Verlobung

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