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Zwoelf Verstossene auf Wallfahrt

Zwoelf Verstossene auf Wallfahrt

Titel: Zwoelf Verstossene auf Wallfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Seinsche
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Gitter vom Hochaltar getrennt eine Seitenkapelle war. Sie warfen alle nur einen einzigen Blick hinein... und dann machten sie ganz schnell ein Knickschen und kniffen aus, so schnell man auf den Zehenspitzen auskneifen kann. In der rechten Seitenkapelle kniete die gesamte Obermauelsbacher Wallfahrt, Männer und Frauen, und vorm Altar der Herr Pastor mit den sechs »Auserwählten«!
    Erst unter dem Portal hatten die Zehn so viel Mut, daß sie haltmachten. »Da biste platt !« sagte Hermann, und Willem, der sich den Schweiß von der Stirne wischen mußte, so hatte es ihn überrascht, flüsterte: »Wollen schnell ein .Vaterunser“ beten und ab hauen!«
    Ohne das »Vaterunser« wollten sie ja nicht gehen, denn der Herr Pastor hatte gesagt, das wären keine guten Menschen, die nur in die Kirchen gingen, um da herumzugucken. Also beteten sie schnell ihr »Vaterunser«, und dann machten sie, daß sie ins Freie kamen. Da standen gleich draußen an der Domtreppe der rote Philipp und Ludwig mit Karo und dem Leiterwagen. Karo bellte wild, denn noch ein halbes Dutzend Großstadtlümmel hatte sich eingefunden, die ihre größte Freude daran hatten, den armen , müdgelaufenen Karo zu zanken. Willem wagte es nicht, die zwei Kameraden zu fragen, wie sie es fertiggebracht hätten, mit dem Wagen durch das Gewühl des Straßenverkehrs durchzukommen, er fragte auch nicht, wo die sechs Straßenlümmels herkamen, er sagte nur: »Los, ab, hier um die Ecke rum, die anderen sind im Dom. Wenn die uns sehen, ist der Ofen aus !« Das war für Philipp und Ludwig bestimmt. »Jetzt aber Feierabend, ihr dämlichen Heinis, wir hauen euch sonst die Knochen krumm !« Und das galt den sechs Großstadtlümmeln, die sich auch prompt verkrümelten, weil sie in der Minderheit waren. Als die Obermauelsbacher Bubenwallfahrt hinter der Nordecke des Domes einigermaßen in Sicherheit war, da mußte natürlich der dicke Emil wieder ein bißchen stänkern: »Du hast doch heute morgen dafür gebetet, daß wir mit den anderen bald zusammentreffen sollen. Jetzt brauchst du dich doch nur da vorne hinzustellen!
    Willem gab auf einen so plumpen Anhieb keine Antwort. Er sagte nur zu Herbert: »So ein dicker Affe, daß er doch immer stänkern muß! Geh, stell dich ein bißchen an die Ecke, damit wir merken, wann sie kommen. Wir gehen dann knapp hinterher. So kommen wir am feinsten aus der Stadt heraus !« Seufzend fügte er hinzu: »Wären wir bloß mal gut draußen !« Nach ein paar Minuten kam Herbert schon zurück und winkte: »Sie kommen !« Und wie die Indianer auf dem Kriegspfad pirschten sich die »Verstoßenen« an die Ecke heran, um die ahnungslosen Obermauelsbacher abmarschieren zu sehen. Es war richtig spannend. Keine zehn Meter weit weg tappten sie alle vorbei. Da kam der dicke Herr Meiß , der das Kreuz trug, und hatte einen Kopf, so rot wie ein Edamer Käse. Da kamen die Männer mit ihren Rucksäcken auf dem Buckel. Der Herr Krähenpütz mit der Schnupftabakdose war auch dabei. Und dann kam der Herr Pastor. Es war fein, daß er gerade auf der Domtreppe Mosterts Fridolin eins an die Backe schlug, weil der ihn auf sein müdes Hühnerauge getreten hatte. Jetzt kamen auch die Frauen. Frau Flierterkamp mit dem roten Regenschirm, Frau Knisterpott, die auf der Domtreppe tüchtig aus ihrem Milchfläsclichen trank. Es kam auch Ludwigs Mutter, die sich ein leckeres Schinkenbrötchen auspackte. Da aber kam noch einer, und das war Karo.

    Den armen Hund hatten die »Verstoßenen« einfach stehenlassen, als es galt, die Obermauelsbacher zu belauern. Weil die zwölf Jungen aber da so scharf um die Ecke lauerten, wollte auch Karo wissen, was da wäre. Er trottete mit seinem Leiterwagen näher und guckte auch um die Domecke, und was sah er? Frauchen, wie sie in das Schinkenbrötchen biß. Da jaulte aber Karo los. Alle Müdigkeit war vergessen, denn so ein Wiedersehen hatte er nicht erwartet. Aus dem Stand galoppierte er an, den Leiterwagen hinterher. Vor Schreck erstarrten die »Verstoßenen« zu Stein. Der einzige, der dem furchtbaren Augenblick gewachsen war, hieß Philipp. Mit einem mächtigen Satz hatte er Karo beim Halsband und riß ihn zurück, daß der Leiterwagen beinahe kippte, und jetzt ging es um den Dom herum, und die anderen »Verstoßenen« rannten hinterher. Erst hinter dem Chor wagten sie haltzumachen. Karo, das dumme Biest, bekam hier zuerst ein paar Knuffe von Ludwig, und dann rannte Mäxchen Voß schnell an die andere Domseite, um zu spionieren, ob die

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