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Zwoelf Verstossene auf Wallfahrt

Zwoelf Verstossene auf Wallfahrt

Titel: Zwoelf Verstossene auf Wallfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Seinsche
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Obermauelsbacher etwas gemerkt hätten. Es schien nicht so, denn er sah sie eben noch hinter der nächsten Straßenecke im Menschengewühl verschwinden. Da winkte er denn den anderen, sie sollten kommen, und gleich setzte sich auch die Prozession der zwölf »Verstoßenen« in Bewegung, denn sie dachten alle, daß es gut sein würde, wenn sie in der großen Stadt an die anderen Anschluß halten würden.

Das große Unglück

    Aber nun kam das große Unglück.
    Das ging so schnell, daß sie erst richtig begriffen, was geschehen war, als es bereits vorüber war. Sie waren eben wieder bis vor den Dom gekommen und wollten gerade die Straße betreten, in die die Obermauelsbacher eingebogen waren, da fegte von hinten her in scharfem Tempo ein Auto heran, nahm die Kurve etwas eng und raste dicht an den Jungens vorbei. Mit einem Schrei sprangen sie zurück, aber einer blieb liegen, und das war Herbert, Willems bester Freund. Das Auto hatte ihm einen mächtigen Stoß versetzt, so daß er hart mit dem Kopf auf den Boden gefallen war. Entsetzt und kreidebleich stürzten die armenjungen auf ihren Kameraden zu. Herbert hatte die Besinnung verloren, und unter seinem blonden Schopf wurde das Straßenpflaster blutigrot. Philipp und Willem wollten ihn aufheben, aber da kam schon der Fahrer des Unglückswagens, schob die Jungen auseinander, hob Herbert auf und trug ihn in das Auto, das gleich abgestoppt hatte. Die elf anderen liefen ratlos und verzweifelt hinterher. Ohne ein Wort zu sagen, zog der Autofahrer Willem zu Herbert in den Wagen hinein, und während das Auto schon anfuhr, schrie er den anderen zu: »Ich fahre ins Marienhospital !« Und weg waren Herbert und Willem.
    Da standen sie nun, die zehn anderen, mitten im abendlichen Gewühl der großen Stadt, hilflos und ratlos, und sahen dem schnell wegfahrenden Auto nach. Und mitten unter ihnen Karo mit dem Leiterwagen. Sie sahen sich an und sprachen kein Wort. Dem kleinen Theo schossen die Tränen in die Augen, Philipp und Hermann zitterten an allen Gliedern, und auch Mäxchen Voß zog verdächtig schnaufend die Nase hoch. Alles war so schnell gegangen, daß kaum ein paar Menschen den Unfall bemerkt hatten. Immerhin bildete sich schnell ein kleiner Auflauf um die verstörten Jungen, und unzählige Fragen stürmten von allen Seiten auf sie ein: Was geschehen sei ! Ob einer tot sei ! Ob es schlimm sei; Wie er heiße? Woher sie kämen?
    Die hilflosen Buben wußten keine Antwort. Sie ließen die Köpfe hängen wie von Gott und aller Welt verlassen. Nun kamen auch noch heilsame Ermahnungen: daß sie besser achtgeben müßten, und Fragen, wie: Was sie überhaupt hier wollten mit dem Kreuz und dem lächerlichen Leiterwagen? Den armen »Verstoßenen« war so elend zumute, daß sie alles teilnahmslos über sich ergehen ließen. Selbst Karo guckte so traurig aus seinen großen Hundeaugen rundum die Leute an, daß jedem der Buben, der es merkte, das Herz noch schwerer wurde. Einzig ein älterer Mann mit einem grauen Bart war freundlich zu den Jungen. Er sagte: »Na, hier könnt ihr ja nun nicht ewig stehenbleiben. Geht alle schön zum Marienhospital, da werdet ihr schon erfahren, wie es eurem Kameraden geht .«
    »Wenn er nur nicht tot ist !« heulte der kleine Theo.
    »Aber, Jung’, wer wird denn so weinen !« sagte der alte Mann und klopfte Theo freundlich auf die Schulter. »So schlimm wird es schon nicht sein !«
    »Wir wissen ja gar nicht, wo das Marienhospital ist«, stotterte der dicke Emil.
    »Na, dann will ich einmal mit euch gehen«, sagte der alte Mann. Dankbar sahen die »Verstoßenen« ihn an, und dann trotteten sie hinter dem freundlichen Herrn her, und ganz zuletzt kam Karo mit dem Leiterwagen.
    Wie ein geschlagenes Heer rückten die »Verstoßenen« vor dem Marienhospital an. Der alte Herr sprach ihnen noch einmal freundlich Mut zu, sie sagten auch »Danke schön !« und dann schellten sie an der Pforte.
    Nach einer kurzen Weile kam eine Ordensschwester, die öffnete ihnen die Türe. Als sie die todtraurigen Jungen draußen stehen sah, sagte sie: »Ach, da kommen ja die armen Wallfahrer! Kommt nur schön herein. Euren müden Hund dürft ihr ruhig mitbringen, den Leiterwagen schiebt dort hinter das Gitter .«
    »Wird denn auch nichts geklaut ?« fragte Emil. Die Schwester lächelte und sagte: »Nein, hier gibt es nur ehrliche Leut ’ .« Und dann fanden sich die Jungen in einem hellen Zimmer wieder, in dem ein großer Tisch und viele Stühle standen. Lauter fromme Bilder

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