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Zwoelf Verstossene auf Wallfahrt

Zwoelf Verstossene auf Wallfahrt

Titel: Zwoelf Verstossene auf Wallfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Seinsche
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noch lange stehen«, meinte der rote Philipp, »das ist ja ganz blödsinnig hier !«
    Und weiter brauste rundum das wilde Getue der Großstadt. Da aber kam Hilfe in der Not. Kein Engel brachte sie, nein, der da kam, das mußte schon ein General sein, so eine feine Uniform hatte er an. Einen Helm hatte er auf wie der Kaiser früher, der blinkte nur so von Gold und Silber.
    »Na«, fragte der Herr General, »wohin wollt ihr denn, ihr Schlingels J«
    »Nach Dickendorf !« sagte Willem.
    »So, so, nach Dickendorf, das ist aber noch weit, da würdet ihr ja besser mit der Straßenbahn fahren, oder habt ihr kein Geld bei euch ? «
    Willem wußte nicht, wieviel das wohl kosten könnte, und darum sagte er nichts. Der »Herr General« hatte auch unterdessen Karo und den Leiterwagen entdeckt und meinte nun selbst, daß es mit der Straßenbahn nicht recht gehen würde. »Na«, sagte er, »da lauft mal lieber. Geht nur da die Straße drüben hinein, und dann immer mutig geradeaus. Wenn ihr nicht weiter wißt, könnt ihr ja wieder einmal fragen !« Und dann geschah etwas ganz Wunderbares.

    Der »Herr General« ging mit ein paar großen Schritten mitten zwischen all den sausenden Wagen und laufenden Menschen durch bis mitten auf den Platz. Da hob er den Arm hoch, und im gleichen Augenblick blieben alle Wagen und alle Autos einfach stehen, selbst die Menschen gingen langsamer. Eine breite Gasse tat sich auf, und freundlich winkte der »General« den zwölf »Verstoßenen«, mittendurch zu ziehen. Das war großartig. Ja, das war richtig feierlich! Hermann hob jetzt sogar das Kreuz hoch, als sie loszogen, und Karo den Schwanz. Und dann marschierten sie würdevoll quer über den großen Platz und an dem »Herrn General« vorbei. Der grüßte sogar, und einige Männer nahmen die Hüte ab, als sie das Kreuz sahen, und alle guckten ihnen nach. Erst als sie ganz über den Platz herüber waren, ließ der »Herr General« die Arme sinken und... rums, flutete es hinter den Jungen wieder hin und her, und alle Wagen und Autos fuhren wieder drauflos.
    Die neue Straße, in die die zwölf »Verstoßenen«jetzt traten, war wieder etwas so Sonderbares, daß sie alle glauben mußten, es könne nur ein Märchen sein. Die Häuser waren von unten an bis hoch hinauf, oft sogar bis unter das Dach, alle aus Glas, und da konnte man durchsehen bis tief hinein. Hinter den hohen Glasscheiben aber, im Innern der Häuser, da lagen alle Herrlichkeiten der Welt. Hier waren die Gestalten von Männern und Frauen, die die allerfeinsten Kleider trugen, dort war ein Glashaus, aus dessen Innern funkelte es von nichts anderem als von lauter Gold und Silber. Und Edelsteine blitzten im Lichte heller Lampen direkt haufenweise. Dann standen Blumen hinter den großen Scheiben, die in allen Farben blühten, ja, und anderswo wieder Kuchen, Zuckersachen und Schokolade in solchen Mengen, daß es mehr auch im Schlaraffenland nicht geben konnte. An den Türen dieser wunderbaren Glaspaläste aber strömten die Menschen aus und ein, trugen Pakete unter dem Arm und sahen recht zufrieden drein.
    »Ob man da was geschenkt bekommt ?« fragte der kleine Theo, und seine Augen kullerten ihm geradezu aus dem Gesicht heraus, so weit hatte er sie aufgemacht.
    » Biste doof ?« gab der rote Philipp zurück. Und sie tappten weiter.
    Das Menschengewimmel aber wurde immer dichter, je weiter die zwölf »Verstoßenen« in die Stadt hineinkamen. Das hätten sie nie geglaubt, auch dem Herrn Lehrer nicht, wenn er ihnen gesagt hätte, daß es so viele Menschen gebe. Es wurden aber immer noch mehr und mehr. Auf einmal war es den Jungen, als fiele der Himmel ein. Ein gewaltiges Dröhnen, Klingen und Tönen kam hoch vom Himmel her. Dumpf und doch auch wieder klar und hell hallte es aus der Höhe in die Straßen herab. Das war so urgewaltig, so erhaben und feierlich, daß es den Bauernjungen den Atem verschlug. Zaghaft waren sie noch ein paar Schritte weitergegangen bis zur nächsten Straßenecke, und da... oh, da stand der Dom, da stand er in seiner ganzen Pracht, und oben aus seinen mächtigen Türmen, da kam dieses Klingen und Dröhnen. Hoch über den Dächern der Stadt, da läuteten die mächtigen Domglocken mit tiefem Summen und Brummen und mit hellem Jubelklang. Wer hätte da noch ein Wörtchen sagen können! Die Obermauelsbacher Meßbuben jedenfalls nicht. Sie konnten nur horchen und... ja, und schauen. Der Dom, ja da stand er also wirklich ganz so, wie der Herr Lehrer ihn einmal auf Bildern

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