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Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Titel: Zwölf Wasser Zu den Anfängen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Greiff
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Irgendetwas war passiert, während er sich zwischen Leben und Tod befunden hatte. Irgendetwas hatte ihn benutzt und war aus jenem Zwischenreich durch Babu hindurch in die Wirklichkeit geschlüpft und zum Rudel geworden.
    Nun brauchte er sich nicht mehr den Kopf zu zerbrechen, die Jagd war zu Ende. Er war frei, er konnte nach Norden ziehen und die Clans suchen. Er musste nur vorher noch fragen, ob er das Pferd nehmen durfte. Würde der Kämpfer es ihm geben? Einfach so, ohne Bezahlung? Er war jetzt ein reicher Mann, er hatte eine ganze Herde. Und er war kein Merzer, bei einem Merzer hätte Babu sich keine Hoffnungen gemacht, da hätte er einen ganzen Clan retten können und hätte zum Dank eher ein hübsches Mädchen zur Frau bekommen als ein echtes Pferd. Babu wurde ungeduldig. Was, wenn es bei dem Fremden Sitte war, die Pferde mit den Reitern zu bestatten? Er hatte von solch schrecklichen Ritualen gehört. Babu strich dem Braunen über den Hals. Ein Sattel wäre gut gewesen, aber es ging auch ohne.
    Der große Mann trat aus dem Dunkel der Höhle. Er kniff geblendet die Augen zusammen, aber er sah Babu sofort, angestrahlt von der aufgehenden Sonne. Er hob die Hand zum Gruß.
     
    Der Bogenschütze war jünger, als Felt vermutet hatte. Ein schwarzer Flaum zeichnete die Oberlippe nach, schwarze Haare wurden von einem ledernen Stirnband gebändigt, die Augen waren hellbraun und schauten ihn so skeptisch an, dass Felt sich zu einem Lächeln zwang. Der junge Mann erwiderte es nicht. Seine Hand krallte sich in die Mähne des Pferdes, von dem er abgesprungen war, als Felt die Höhle verlassen hatte. Die anderen Tiere grasten flussabwärts, Felt hatte nicht einen Gedanken an sie verschwendet, aber nun war er erleichtert. Das wäre ein langer Marsch geworden.
    »Ich danke dir«, sagte Felt, »für die Pferde und für das, wasdu gestern getan hast. Ohne dich hätte ich es nicht geschafft. Du hast mir das Leben gerettet.«
    Der Bogenschütze antwortete. Felt verstand kein Wort. Der Gedanke an Wigo versetzte ihm einen Stich.
    Felt zeigte auf seine Brust, sagte: »Felt.«
    Der andere nickte, deutete auf sich und sagte etwas, das Felt wieder nicht verstand, er wiederholte, langsamer, dann besann er sich und sagte kurz: »Babu.«
    Babu also. Dieser Babu musterte Felt, immer wieder schaute er auf das Schwert, aber das konnte Felt ihm nicht geben. Erkenntlich zeigen wollte er sich jedoch. Er wies auf das Pferd, dann auf Babu.
    »Du kannst es haben. Brauchst du einen Sattel?«
    Der Junge schaute ungläubig. Felt strich dem Pferd über den Rücken.
    »Sattel?«
    Jetzt lächelte er, nickte so heftig, dass die langen schwarzen Haare flogen. Das schien das richtige Geschenk zu sein. Felt zeigte auf die grasende Herde, dann hob er vier Finger: »Vier für uns   – die anderen kannst du auch haben, wenn du willst. Ich brauche sie nicht mehr.«
    Babu verstand nicht. Oder er konnte es nicht glauben. Felt wiederholte und untermalte seine Worte mit Gesten. Staunen. Dann ein begeisterter Wortschwall, der abrupt abriss. Felt schaute sich um.
    Reva war aus der Höhle getreten. Sie ging im Wasser und führte den in Tücher gewickelten Körper Wigos mit sich. Er trieb neben ihr, sie dirigierte ihn ohne Berührung durch die Todeszone vor der Höhle und legte ihn mithilfe einer kleinen Welle am Ufer ab. Dann wandte sie sich den Männern zu. Als Erstes sprach sie den Bogenschützen an. Der zuckte zusammen, antwortete dann aber.
    Nach einem kurzen Dialog wandte Reva sich an Felt: »Eines vorweg: Ich werde nicht den Übersetzer machen. Es ist euer Problem. Entweder du lernst die Sprache der Merzer oder Badak-An-Bughar Bator lernt Welsisch. Wenn du mich fragst, könnte es euch beiden nicht schaden, eine Fremdsprache zu lernen, eure Bildung ist mehr als dürftig. Ich habe ihm gesagt, dass er die Pferde bekommt, ich denke, das war in deinem Sinn. Ein größeres Geschenk kannst du einem Merzer nicht machen.«
    »Ja, er hat es sich verdient«, sagte Felt. »Aber, Reva, könntest du ihn nur eines fragen? Was ist das für ein Vogel, den er da hat?«
    Reva sprach mit Babu, der seinen Arm hob. Der große Vogel rauschte heran und landete auf dem Handschuh des jungen Mannes. Das Pferd scheute, aber er bekam es in den Griff. Er klopfte und strich das bebende Tier und redete beruhigend auf es ein.
    »Ich habe noch niemals einen so großen Raubvogel gesehen«, sagte Felt.
    »Eine Szasla   … Fliegen sie also wieder.« Revas Augen ruhten auf dem eindrucksvollen

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