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Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Titel: Zwölf Wasser Zu den Anfängen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Greiff
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Fluss gefolgt.«
    »Warum habt ihr euch nicht aufgeteilt?«, fragte Kersted.
    Gerder antwortete nicht gleich, er wechselte Blicke mit seinen Kameraden. Genau das hatten die Soldaten anscheinend auch diskutiert.
    »Ehrlich gesagt, wir haben nicht mehr dran geglaubt, euch zu finden. Und keiner von uns wollte allein sterben.«
    »Schon gut, Gerder«, sagte Felt.
    Kersted erhob sich und ging ein paar Schritte auf und ab. Nicht lange, und es würde wieder dunkel werden.
    »Neun Leute. Drei Pferde. Oder was von ihnen übrig ist   …«
    Auch Gerder und die beiden anderen Soldaten standen auf.
    »Die gehen noch was. Die tragen euch noch ein Stück. Euch und die Hohen Frauen.«
    »Unsinn!«, sagte Felt scharf. Jetzt hatte er seine Pferde. Aber noch einmal würde er die Männer nicht zurücklassen. Er erhob sich.
    »Wann habt ihr den Weißglanz genommen?«
    »Heute früh«, sagte Gerder.
    »Gut«, sagte Felt, »dann nur ein Beutel für euch drei zusammen und je einer für uns. Die Pferde können wir vergessen, lass sie laufen, das lenkt ab von unserer Spur. Wir gehen zu Fuß.«
    Sie tunkten die Finger in die Beutel und rieben sich das Pulver ins Zahnfleisch.
    »Und die Frauen?«, fragte Kersted mit großen Augen. Auch Felt spürte schon, wie die Wärme der Droge ihm ins Gesicht stieg.
    »Zur Not tragen wir sie. Hat einer von euch jemals eine Karte von dieser Gegend hier gesehen?«
    Kopfschütteln.
    »Was soll’s. Pram ist die verdammt größte Stadt der Welt! Die wird schon zu finden sein. Los, gehen wir!«
     
    Als es dunkel wurde, entzündeten die Undae ihre weißen Flammen. Das Licht war diffus, aber besser als jede Fackel, es streute weit, wie tragbares Mondlicht. Aber so unermüdlich sich die Frauen auch im Wasser bewegten, ein strammer Marsch war nichts für sie und die Männer mussten sie schließlich doch tragen,abwechselnd. Die Soldaten, Gerder und Fander aus Felts Trupp, und Strommed, der letzte von Markens Männern, hatten erst eine gewisse Scheu, die Frauen hochzuheben. Aber der Weißglanz half ihnen auch dabei. Dank der Droge brauchten sie keine Pausen und keine aufmunternden Worte   – sie marschierten und waren überzeugt davon, dass sie das einzig Richtige taten.
    Jene Soldaten, die unter Führung des jungen Kommandanten immer noch im Wald nach ihnen suchten, ahnten nichts von ihrem Glück, diesen bis in jede Haarwurzel glühenden Welsen nicht zu begegnen. Sie hätten es mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht überlebt. Aber auch sie waren dem Wasserlauf gefolgt, auch sie fanden das Boot, halb voll Wasser gelaufen. Sie fanden ein Pferd, dem der Sattel unter den Bauch gerutscht war. Sie fanden Spuren, die ungefähr nach Norden gingen, und nordwärts war die Stadt. Da traf der Kommandant die Entscheidung, die Verfolgung abzubrechen. Er befahl seinen Soldaten, zum Posten zurückzureiten. Er selbst machte sich auf den Weg nach Pram und gab seinem Pferd die Sporen, dass die Flanken bluteten.

TEIL DREI

 
    ERSTES KAPITEL
PRAM
     
    Die Nacht war eine der längsten gewesen, und als die Welsen bei Tagesanbruch endlich aus dem Wald herauskamen, liefen sie in eine Herde Schafe. Die Tiere waren bereits geschoren, und auch wenn sie lächerlich aussahen   – so wie frisch geschorene Schafe immer aussehen, zu dünn, mit zu langen Ohren und zu langen Schwänzen   –, machten sie einen weniger jämmerlichen Eindruck als die sechs Männer, die die ganze Nacht gelaufen waren und vergessen hatten, wann sie zuletzt getrunken oder gegessen hatten. Selbst in seinem Rauschzustand wusste Felt, dass die Euphorie bald vergehen würde. Dann würde die Erschöpfung total sein und danach käme der Hunger. Besser, sie fänden vorher einen Unterschlupf, denn bis zur Stadt, bis hinein, bis zum Fürsten, würden sie es nicht mehr schaffen.
    »Wo ist der Schäfer?«, brüllte er, dann fragte er Kersted: »Was heißt Schäfer auf Pramsch?«
    Kersted stellte Utate auf die Füße.
    »Keine Ahnung, aber dahinten ist er. Warte, ich hol ihn dir.«
    Der Pfadmeister bahnte sich einen Weg durch die blökenden Schafe und steuerte eine niedrige Hecke an. Er tauchte hineinund kam mit einem verängstigten Mann und zwei kläffenden Hunden zu den Wartenden zurück.
    »Marken, red du mit ihm«, sagte Felt. »Mach ihm klar, dass wir irgendwo schlafen müssen und dass wir was zu essen brauchen. Und dass wir ihm nichts tun.«
    »Alles klar«, sagte Marken und zückte seinen Geldbeutel. Er klimperte mit seinen vier Petten.
    »Essen«, sagte er auf Pramsch

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