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Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Titel: Zwölf Wasser Zu den Anfängen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Greiff
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wen man da durchgewunken hatte.
    Die Reiter wechselten einen kurzen Blick, dann zogen sie ihre Schwerter.
    Marken hob beschwichtigend die Hand.
    »Kein Grund, nervös zu werden. Gerder, das gilt auch für dich.«
    Der Angesprochene nahm die Hand vom Schwertgriff.
    »Versteht Ihr, was wir wollen?«, fragte Marken nun doch etwas ungeduldig. »Wir wollen zu Eurem Fürsten, Mendron, versteht Ihr? Die Undae müssen ihn sprechen. Wisst Ihr eigentlich, wen Ihr hier vor Euch habt?«
    Mittlerweile hatten sie Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Leute blieben stehen, schauten. Andere wiederum maulten und schimpften laut, denn die Welsen, die Undae und die immer größer werdende sie umringende Menschenmenge stellten ein Hindernis dar. Vom Tor kam eine Gruppe von zehn Soldaten im Laufschritt herangetrabt. Sie schoben die Gaffer beiseite und begannen einen Wortwechsel mit den Reitern.Felt konnte nicht verstehen, um was es ging, aber es war ganz offensichtlich ein Kompetenzgerangel.
    »Was denkt ihr, wer sich durchsetzt?«, fragte Kersted leise.
    »Diese weißen Reiter scheinen mir ziemlich unter Druck zu stehen«, sagte Marken. Er warf einen kurzen Blick auf Smirn. Alle drei Frauen hatten die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen und zeigten keinerlei Regung.
    »Da kommen noch mehr«, sagte Felt.
    Durch eine der Straßen, die vom Platz abgingen, arbeitete sich eine Gruppe Soldaten. Sie trieben ihre Pferde ohne Rücksicht durch die ihnen entgegenkommenden Menschen, was lautstarken Protest und Durcheinander verursachte. Eine Frau ging zu Boden. Ein Holzstapel rutschte und fiel. Die Reiter setzten drüber weg.
    »Jetzt wird es ernst«, sagte Marken und Felt sah die Anspannung in seinem Gesicht. Er selbst hatte, wie die anderen Welsen auch, die Zügel in eine Hand aufgenommen, um die andere frei zu haben. Gerder, Strommed und Fander zwangen ihre Pferde, ein paar Schritte rückwärts zu machen, um die Undae besser schützen zu können. Die Offiziere blieben in einer Reihe stehen, gegenüber den beiden Reitern und den Fußsoldaten, deren Anführer nun schwieg. Alles wartete auf die Ankunft des Reitertrupps. Die Zuschauer wichen zurück, noch unschlüssig, was eine gute Distanz wäre, um sich einerseits nicht in Gefahr zu bringen bei der bewaffneten Auseinandersetzung, die nun unmittelbar bevorzustehen schien, und um andererseits nichts zu verpassen.
    Dem Trupp voraus ritt ein großer Mann mit weißem Bart und in polierter Bronzerüstung. Das reich verzierte Schwert, das er hoch erhoben hielt, war nicht zum Kämpfen geeignet, sondern repräsentativ. Er zügelte sein Pferd, die Menge teilte sich. Der Bärtige maß die Welsen mit kurzem, kritischem Blickund ließ sein Schwert in die Scheide zurückgleiten. Er lächelte nicht. Dann beugte er sich zum Anführer des Fußtrupps, der ihm einen knappen Bericht gab, wandte sich daraufhin an die beiden Reiter und gab einen Befehl. Die beiden steckten ihre Schwerter weg, machten aber keine Anstalten, den Weg freizugeben. Im Gegenteil, sie protestierten.
    Felt zuckte, als die Stimme des Bronzereiters über den Platz donnerte, er hatte niemals jemanden so unvermittelt laut brüllen hören, die Pferde scheuten und auch durch die Menge ging ein erschrockenes Stöhnen. Wie auf ein Stichwort schoben die Frauen die Kapuzen zurück. Die kahlen, vernarbten Schädel machten immer Eindruck auf einen unvorbereiteten Beobachter. Es wurde totenstill auf dem Platz, auch die aufsässigen Reiter waren blass geworden und verstummten endgültig. Die Undae wandten die Köpfe, und wen ihr Blick traf, der schlug schnell die Augen nieder. Wieder fuhren einige der Umstehenden mit den Fingern über die Stirn, verbeugten sich, manche fielen gar auf die Knie.
    »Sardes«, sagte Utate in die Stille hinein, »es freut mich, Euch bei guter Gesundheit zu sehen. Und nun bringt uns zu Eurem Fürsten.«
     
    Die Stadt war riesig, aber auf den ersten Blick nicht so weitläufig, wie Felt es sich gedacht hatte. Sie ritten durch schmale Straßen, gerade breit genug, dass drei Pferde nebeneinander gehen konnten. Die Häuser rechts und links waren so hoch, dass die Sonne nicht bis aufs Pflaster gelangte. Sie waren aus hellgelbem Sandstein erbaut und in den tiefen Fensteröffnungen saß buntes Glas. Rendlid, die Baumeisterin, hätte mit ihnen kommen sollen, auch in Goradt könnte man mehr in die Höhe bauen, Steine hatten sie genug, nur an Kenntnis und Technik mangelte es ihnen. Wie klein und grau und ärmlich war Goradt dochverglichen mit Pram.

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