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Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Titel: Zwölf Wasser Zu den Anfängen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Greiff
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nicht ertrinken. Er lockerte seinen Griff, sie zog ihn höher, mit beiden Händen. Kälte wollte ihm die Zunge festeisen, ein heftiger Zahnschmerz durchschoss ihn. Er kam nicht auf die Beine, er lag auf dem Rücken im Wasser, das unter ihm hindurchströmte, so stark, dass es ihm fast die Stiefel auszog. Felt tastete nach seinem Schwert. Anda tanzte an seiner Hüfte.
    Reva beugte sich über ihn. In ihren hellen Augen glomm die Wärme, die ihren Händen fehlte.
    »Ich werde dir Schwimmen beibringen, ich bin eine sehr gute Lehrerin.«
    Das wollte er nur zu gern glauben. Während er hier wie ein toter Fisch bauchoben auf der Strömung trieb, stand sie einfach da wie ein eingerammter Pflock und ließ sich das Wasser um die Hüften wirbeln.
    Sie nahm eine Hand von seinem Kinn. Erleichterung, als die Kälte nachließ. Und Panik, augenblicklich.
    »Nein, nicht!«, rief Felt. »Ich verspreche es: Ich will Schwimmen lernen!«
    Als hätte jemand ein Wehr geschlossen, riss die Strömung ab. Seine Stiefel sanken von selbst auf den Grund und Felt kam endlich wieder auf die Füße. Das Wasser reichte ihm nur zwei Hand breit übers Knie.
    »Du   …«, machte Felt, hustete und fasste sich an den eiskalten Unterkiefer.
    »Was denn?«, fragte Reva. Immer noch war ihr Blick wohlwollend auf ihn gerichtet, aber kein Sog stellte sich ein, sie zog nicht an seinen Gedanken. Sie wartete ab, bis er es von selbst begriff: In ihrer Anwesenheit konnte er nicht ertrinken. So fremd sie ihm auch war, sie würde ihn niemals untergehen lassen. Ob er nun schwimmen lernte oder nicht, war egal   – er musste ihr vertrauen lernen, nur darum ging es. Es war eine Prüfung gewesen, ein kleiner Test. Felt war sich nicht sicher, ob er bestanden hatte.
    »Ein Seil!«, rief jemand von oben, »ein Seil her, marsch!«
    Gerders Gesicht erschien über dem Rand der Böschung.
    »Wir holen euch da raus.«
    »Wir haben kein Seil«, rief eine andere Stimme.
    Felt lief das Wasser aus dem Helm.
    »Wir sind gleich soweit«, sagte Gerder nach unten, dann verschwand sein Kopf wieder. »Was soll das heißen: Wir haben kein Seil? Dann nimm Zaumzeug! Mitdenken!«
    »Komm«, sagte Felt und sie wateten zur Böschung. Jetzterschienen auch Markens und Kersteds Köpfe   – sie mussten hochgeklettert sein, als Felt dabei war, im nun sanft dahinplätschernden Bach zu ertrinken.
    »Helft ihr«, sagte Felt, dann hob er Reva hoch und stellte sie sich auf die Schultern. Marken griff ihre ausgestreckten Arme und zog sie hoch, Felt kletterte hinterher.
    »Ein Bad hat dir wohl nicht genügt«, sagte Kersted.
    »Ich will einen Bericht«, sagte Felt grimmig. »Gerder!«
    Der Soldat ließ das Zaumzeug fallen und nahm Haltung an. Er war verschwitzt, der rechte Handschuh blutverkrustet. Die andern beiden Männer sahen nicht viel besser aus, alle drei schienen erschöpft zu sein. Aber die Gesichter glühten und ihre Augen glänzten fiebrig   – sie standen unter dem Einfluss von Weißglanz.
    »Verluste?«, fragte Felt und zog die nassen Handschuhe aus, riss sich den Helm vom Kopf, rieb sich das Kinn.
    »Zwei«, sagte Gerder, »Lakers und Erm. Ertrunken.«
    Felt blickte kurz zu Reva, die wie die anderen Undae aufmerksam zuhörte.
    »Verletzte?«, fragte Felt.
    »Nicht der Rede wert«, sagte Gerder.
    »Rühren«, sagte Felt und legte ihm die Hand auf die Schulter.
    »Und jetzt setz dich und erzähl uns, wie ihr uns gefunden habt.«
    Und das tat Gerder.
    »Als ihr weg wart, haben wir uns angezogen und gewartet. Es dauerte eine ganze Weile, dann ging der Alarm los. Erst sind sie in die Ställe, dann stand der Kommandant in der Baracke. Er war außer sich, brüllte seine Männer an, sie trieben uns raus. Wir haben gar nichts gemacht. Genau, wie Ihr befohlen habt, Herr Offizier. Er hat uns gefragt, wir haben geschwiegen. Wir wussten ja nichts, aber wir konnten uns denken, dass Ihr dasBoot genommen hattet. Dann kamen sie mit den Pferden, der Kommandant ist aufgesessen und ein paar Soldaten auch. Und er hat den Befehl gegeben, uns zu töten. Glaubt mir, dafür reicht mein Pramsch, es war doch so?«
    Seine Kameraden nickten.
    »Weiter«, sagte Marken.
    »Jedenfalls, er ist dann weg mit ein paar Männern, zu Pferd. Noch ungefähr zwanzig Pramer um uns, mit Speeren.«
    Felt blickte zu Boden. In was für eine aussichtslose Position er die Soldaten manövriert hatte.
    »Also, da mussten wir dann doch kämpfen, Herr Offizier. Ich habe draufgeschlagen auf alles, was nicht Welse war. Es war ein ziemliches

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