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Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Titel: Zwölf Wasser Zu den Anfängen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Greiff
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Fladen Dung. Es war eine Schande. Mit hängenden Schultern ging Babu zu seinem Zelt, machte Feuer und setzte sich   – nur um im nächsten Augenblick wieder aufzuspringen: Deutlich hatte er ein Knacken gehört. Achtlos war er geworden! Bewegt hatte er sich, als wenn nichts wäre! Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, als er das kleine, warme Bündel öffnete. Der Riss in der gefleckten Schale war deutlich zu erkennen.
    Was sollte er jetzt tun? Hatte er das Ei beschädigt oder war der Falke bereits dabei zu schlüpfen? Babu konnte sich nicht erinnern, dass Asshan irgendeine Anweisung zum eigentlichen Schlüpfen gegeben hatte. Nur dass der Falke hungrig sein würde, wenn er erst heraus war. Auch darauf war Babu nicht vorbereitet, weder Hase noch Huhn hatte er gejagt, wie dumm er doch war. Was nützten Handschuh oder Haube, das würde er erst in Zehnen brauchen   – um Fleisch hätte er sich kümmern müssen! Dann würde er eben ein Kalb schlachten, dachte er, das brachte genug Fleisch. Wenn es denn wirklich schon so weit war.
    Vorsichtig rückte Babu näher zum Feuerschein, um das Ei genauer zu betrachten. Der Riss hatte sich verbreitert und schien weiter zu wachsen, sich leicht zu öffnen und zu schließen, als ob das Ei atmete. Oder als ob ein Küken sich von innen gegen die Schale stemmte im Versuch, sie zu sprengen. Es war tatsächlich so weit, die Szasla schlüpfte.
     
    Der Vorgang dauerte mehrere Stunden, und bis der Vogel sich herausgekämpft hatte, war es bereits tiefe Nacht. Immer wieder hatte er lange Pausen eingelegt und Babu in Sorge gestürzt, er könnte es nicht schaffen und wäre vor Erschöpfung gestorben. Vielen Kafurkälbern hatte Babu schon auf die Welt geholfen, den stöhnenden Kühen war er auf die Bäuche gestiegen, hatte sich treten lassen und hatte, wenn nötig, tief in die warmen, bebenden Leiber gegriffen und Kälber bei den kleinen, noch weichen Hufen gepackt und herausgezogen, in einem Schwall von Blut und Fruchtwasser.
    Aber das kleine Ei machte ihn ratlos. Er wusste nicht, ob er eingreifen und helfen durfte oder ob es wichtig war, dass das Küken sich selbst von der Schale befreite. Er war unendlich erleichtert, als der winzige nasse Vogel endlich zitternd seine Stummelflügel spreizte und mit dem Kopf wackelte, der zu groß und schwer wirkte für den dünnen Hals. Das Küken war nicht gerade eine Schönheit: Die vorgewölbten Augen waren geschlossen, der Schnabel scharf, aber noch blass, ebenso die Beine und Füße, die zu lang waren für den winzigen, runden Körper. Babu deckte den Falken zu und blieb nah beim Feuer sitzen. Für einen Moment nur wollte er die Augen schließen, er war todmüde. Ein kurzer, fragender Laut machte diesen Plan zunichte. Babu schlug den Stoff zurück: Große, kreisrunde dunkle Augen schauten ihn an. Dann blinzelten sie einige Male, schlossen sich wieder. Und stattdessen sperrte sich der kleine Schnabel weit auf, der Schlund war feuerrot. Dann begann das Küken zu schreien. Aus voller Kehle und mit einer Lautstärke, die Babu dem Kleinen niemals zugetraut hätte. Er bedeckte es wieder, aber das half nichts, im Gegenteil, immer wütender wurden die Schreie, bald wären alle Hirten aufgeweckt und säßen auf den Zäunen. Babu war verzweifelt, er wühlte durch seine Vorräte   – trockenes Fladenbrot hatte er noch und einigeStreifen hartes, geräuchertes Kafurfleisch. Das würde er eben vorkauen müssen. Hastig schob er sich ein Stück in den Mund und biss darauf herum. Der Falke tobte mittlerweile in seinem Stoffnest und war vollkommen außer sich. Babu wollte sich gerade eine Portion Fleischbrei aus dem Mund holen, um sie dem Küken in den Schlund zu stopfen, als die Flammen des Lagerfeuers hoch aufloderten und Funken stoben vom Luftzug einer landenden Szasla. Sie trug einen kleinen Wühlhasen in den Klauen und begann sofort, Fell und Bauchdecke zu zerreißen und den frisch geschlüpften Falken mit Innereien zu füttern. Und der war, genau wie Asshan es vorhergesagt hatte, sehr hungrig. Erst als der Hase komplett ausgeräumt war, fiel der Kopf des kleinen Falken zur Seite und er schlief augenblicklich ein.

 
    FÜNFTES KAPITEL
HIRTE ODER FALKNER
     
    Nach nur drei Zehnen hatte Juhut fast die Größe seiner Mutter erreicht. Er wirkte noch etwas rundlicher und sah in seinem gleichmäßig grauen Federkleid neben ihr unscheinbar aus. Sein Schnabel und die Klauenfüße waren schwarz, die Augen golden. Unablässig flatterte er mit den breiten Schwingen. Nach wie

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