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Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Titel: Zwölf Wasser Zu den Anfängen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Greiff
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öffnete sich ein Riss.
    »Ganz erstaunliches Material, dieses Kafurleder. Komm, tritt ein. Nimm dir eine Lampe mit!«
    Babu duckte sich und schlüpfte durch den Riss in ein enges, vollgestopftes Zeltabteil. Meister Dant begann unverzüglich, Ballen aufzuschnüren und Truhen zu öffnen, den Inhalt zu befühlen und zu durchwühlen. Schließlich schien er gefunden zu haben, was er suchte.
    »Hier, Babu, das ist weich und leicht wie Flaum, biegsamwie ein Grashalm, aber beständiger als Felsgestein. Das soll der Handschuh sein, keine Klaue kann ihn durchdringen. Und auch kein Schwert, wenn ich das bemerken darf. Dieses hier habe ich über viele Soldern geschrumpft   … so viele Soldern, wie ich das Glück hatte, mit meiner Frau zu verbringen.«
    Babu nickte. Dants Frau war letzten Lendern gestorben, die Gerberkrankheit hatte sie dahingerafft.
    »Daraus sollst du den Gurt machen lassen«, fuhr Meister Dant fort, während er immer neue Häute hervorzog. »Er wird sich niemals längen und deinen Arm immer sicher halten. Hieraus sollen die Hauben gefertigt werden, ich nehme an, du wirst mehrere brauchen. Der Vogel wird glauben, er habe seinen Kopf in die Wolken gesteckt! Das hier nimm für Wasserbeutel oder Taschen, auch da wirst du wohl mehrere brauchen.«
    Babu zuckte. Aber Dant verzog keine Miene und machte keine weitere Bemerkung. Wahrscheinlich hatte er das nur so dahingesagt. Er konnte nichts wissen von Babus Ahnungen.
    »Was bin ich Euch schuldig, Meister?«
    »Das hier ist nicht verkäuflich.« Dant packte die Lederstücke zusammen. »Solches Leder muss man verschenken. Lass mich nur einmal das Ei sehen.«
    Verschenken? Freigiebigkeit war gleichzusetzen mit Dummheit. Doch Dant war alles andere als dumm, ein Blick auf das Ei zu werfen war ihm viel wert. Babu spürte das Päckchen wie einen heißen Stein auf seiner Brust und mit einem Mal schien es ihm unmöglich, das Ei zu zeigen. Es war, als müsse er sein eigenes, lebendes Herz hervorholen. Meister Dant sah ihn aufmerksam an, eine Hand auf das Bündel mit dem kostbaren Leder gelegt. Babu schluckte und wickelte mit zitternden Fingern das Ei aus. Dant strich vorsichtig über die raue Oberfläche und lächelte. Dann öffnete er mit einem Fingerstreich eine weitere Zeltwand.
    »Geh hier hinaus, das ist eine Abkürzung. Ich weiß ja, du findest dich hier schlecht zurecht. Und geh zu Meister Balk, wenn du einen guten Lederer suchst.«
    Babu duckte sich durch den Riss. Als er sich umwandte, um sich zu verabschieden, war das Zelt verschwunden. Babu befand sich auch nicht mehr im Zentrum, sondern bereits in der Kahlung. Meister Dant hatte ihn mit seinen kleinen Zaubereien schon immer überraschen können.
    Babu ging schnell, er sehnte sich nach frischer Luft. Doch als er bei den Öfen anlangte, waren einige Männer gerade dabei, neue Knochenmilch anzumischen. Heiße Dämpfe stiegen auf und ließen das Flussufer in Dunst und Asche verschwinden.
     
    Meister Balk hatte mit großem Interesse die alten Falknergegenstände begutachtet und runde Augen gemacht, als er das Leder besah, das Babu ihm mitgebracht hatte. Immer wieder betonte der Meister, wie glücklich Babu sich schätzen könne, dass Dant es ihm überlassen habe. Was für eine Ehre es sei, dies verarbeiten zu dürfen. Dass alles zu Babus Zufriedenheit bewerkstelligt werde, darauf könne er sich verlassen. Leider, leider habe er aber sehr wenig Zeit. Meister Balk war ein vielbeschäftigter Mann; jeder, der auf sich hielt und es sich leisten konnte, ließ bei ihm fertigen. Die Lederer der Merzer waren geschickte Leute und das Handwerk war weit verbreitet   – eine einfache Tasche oder ein Hemd konnte jedes Kind zusammennähen. Meister Balks Kunst aber übertraf alles, er war der Meister der Meister und sich dessen auch bewusst. Hundert Kafur musste Babu schließlich bieten, damit der Meister bereit war, Maß zu nehmen und unverzüglich mit der Arbeit zu beginnen. Ein unverschämt hoher Preis, doch Babu merkte schnell, dass es kein schlechtes Geschäft war, denn der Meister überlegte, rechnete, zeichnete, machte Vorschläge, wie dies und jenes gegenüberder Vorlage, dem »Kinderzeug«, wie er es nannte, zu verbessern sei. Keinen noch so schmalen Streifen des kostbaren Leders war er gewillt zu verschwenden, und als Babu die Werkstatt verließ, rief Balk ihm nach, er könne sich auf etwas ganz Besonderes gefasst machen.
     
    Die Kafur hatten das Gras im Pferch bis auf wenige Flecken ausgerupft, überall lagen große

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