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Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Titel: Zwölf Wasser Zu den Anfängen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Greiff
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unbekannten Gefahr   – aber in der Welle der Angst hatte jeder für sich gekämpft, gegen den eigenen Untergang angestrampelt, allein. Dass Kersted nun einfach das Gegenteil behauptete, war typisch für ihn. Er sah die Zeichen, er begriff die Lage, er war ein Offizier in der Eskorte der Undae, die auf einmal sprachen, die seit Menschengedenken die Grotte nicht verlassen hatten und nun zwischen ihnen ritten. Aber Kersted vertrieb seine Unruhe, indem er ihr seine Reiselust entgegenschleuderte, den Berg anbrüllte und Trost im Echo fand.
    Trotzdem, was den Stahl anging, hatte Kersted recht. Das Schwert, das an seinem Gürtel hing, war eine herrschaftliche Waffe. Auch Felt trug ein neues Schwert, Marken hatte Wort gehalten. Mehr noch, Felts Waffe war einzigartig und die gestrigeÜbergabe war eindrücklich gewesen. Er legte die Hand auf den silbernen Schwertknauf. Der neue Stahl sei der Beginn einer neuen Ära, das hatte Marken gesagt, und es waren große Worte gewesen. Aber das lange Schwert an Felts Seite versprach sogar noch mehr. Es wies in eine Zukunft, in der es wieder möglich war, dass ein Welse Ruhm erlangen konnte, und dabei schien es direkt der Vergangenheit, der stolzen, kämpferischen welsischen Geschichte zu entstammen. Es war neu und alt zugleich. Es war eine schmale, schwarz glänzende, tödlich scharfe Brücke, die aus der Zeit davor, der Zeit vor der großen Feuerschlacht, in eine zwar noch nebelhafte, aber blutige Zukunft ragte. Und dabei die Gegenwart, die Zeit der Armut und des Hungers, überspannte.
    Wir ziehen aber nicht in den Krieg
, dachte Felt und versuchte sich gegen die aufsteigende Erinnerung an die Schwertübergabe zu wehren. Doch es half nichts. Je näher die beiden mächtigen Wehrtürme über dem Pass kamen, je deutlicher die ehemalige Größe Welsiens vor Felt aufragte, desto klarer standen Felt die Eindrücke der letzten Nacht vor Augen.
     
    »Begleitest du mich noch ein Stück?«, hatte Marken gefragt, als sie das Quartier des Hauptmanns nach der Abschlussbesprechung verließen. »Ich habe etwas für dich.«
    Felt zögerte.
    »Erst du«, sagte Marken und zog Felt mit sich. »Du wolltest doch das erste Schwert, richtig? Wir haben keine zwanzig, weil   … nun, Kersted, du und ich, wir werden neue Schwerter haben. Und sei unbesorgt, der Hauptmann ist mit mir einer Meinung: Wir, die wir mit den Undae auf die Reise gehen, sollen ausgestattet werden   – alles andere hat Zeit.«
    Sie traten in die Marded, wo nun Ruhe eingekehrt war; die Vorbereitungen für den Treck waren abgeschlossen. Markenseufzte: »Ob du es glaubst oder nicht, die Arbeit hier wird mir fehlen.«
    Felt schwieg dazu und auch Marken hielt den Mund. Alle wussten von Estrids Bruch mit Felt und dass sie die Stadt verlassen würde, aber solange Felt nicht darüber sprach, würde auch sonst niemand davon anfangen. Ohnehin waren die Soldaten nicht gerade die besten Gesprächspartner, wenn es um Liebesdinge ging. Um Frauen drehte es sich zwar oft, aber vor allem um die, welche an den Hängen lebten und zu denen man gehen konnte, wenn man ein paar Bohnen oder etwas Mehl übrig hatte.
    Marken lotste Felt zur Treppe und dann zu den dahinterliegenden Durchgängen.
    »Remleds Idee«, sagte er, als Felt stehen blieb. »Er will, dass du zu ihm kommst.«
    »Das habe ich nicht nötig«, sagte Felt. Damit hatte er recht, er könnte dem Schwager sogar befehlen, ihm das Schwert bis nach Hause zu tragen. Bei seiner Weigerung ging es weniger um das Schwert als um Estrid, denn nun hatte Felt sie nicht nur aus der Familie gerissen, sondern sogar aus der Stadt getrieben. Er hatte wenig Lust, sich auch noch vor Bruder und Vater zu rechtfertigen.
    »Starrsinn steht dir schlecht, Felt«, sagte Marken, »und Remled ist nicht so, wie du vielleicht denkst. Sie haben dir ein Schwert geschmiedet, wie es kein zweites gibt, er und Borger. Ja, du hast richtig gehört: Dein Schwiegervater hat ebenfalls daran gearbeitet, Tag und Nacht haben sie gearbeitet. Wir haben keine zwanzig, weil   … weil du dein eines bekommen sollst.«
    »Warum?«, fragte Felt.
    »Ich weiß es nicht. Frag Borger.« Marken wich Felts Blick aus.
    »Warum?«
    »Muss ich dich auf Knien bitten, dieses Geschenk anzunehmen?«
    Felt zögerte immer noch. Marken war ein Freund aller Schmiede, was ihn zu einem idealen Waffenmeister gemacht hatte, aber es hatte ihm auch den Blick getrübt. Für Felts Geschmack ließ er ihnen zu viel Freiheit. Wo es nur ging, hatte er den Schmieden

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