Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Titel: Zwölf Wasser Zu den Anfängen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Greiff
Vom Netzwerk:
Vorteile verschafft, Extrarationen zugeteilt, Wohnhäuser vermittelt. Das hatte zwar die Produktion gesteigert, was, wie Marken argumentierte, letztendlich allen zugute kam. Aber es hatte auch ein gefährliches Ungleichgewicht geschaffen   – es war nicht gut, wenn einige weniger hungern mussten als andere.
    Felt hatte schlicht das erste neue Schwert haben wollen, aber kein einzigartiges. Doch er sah, wie sehr Marken darauf brannte, es ihm zu zeigen, und auch wenn sie in manchem unterschiedliche Auffassungen hatten, war Marken doch sein Freund. Wahrscheinlich der einzige, den er hatte.
    Felt trat in den Durchgang.
    Im Berg verbarg sich eine zweite Stadt, hier lärmte nicht der Wind, sondern das Feuer. Die drei Gänge führten in das Herz von Welsien und bis hierher war noch nie ein Fremder gekommen. Als die Allianz Wandt, die Hauptstadt, niederriss, schlug sie den Welsen den Kopf ab; als sie das Land verbrannte, vernichtete sie den Körper. Aber das Herz konnten sie nicht erreichen, es schlug weiter im Takt der mächtigen Hämmer, die auf glühenden Stahl trafen. Der linke Gang verbreiterte sich nach wenigen hundert Schritten zur Gerded, dem Raum der Räder. Vierzig Mann bedienten die vier großen Winden, mit deren Hilfe die Körbe der Kohleschläger hinaufgezogen und herabgelassen wurden in den tiefen Schacht. Eine Schicht dauerte eine halbe Zehne, danach mussten die Schläger ausfahren und hatten eine volle Zehne frei   – anders war die Arbeit in stickigerHitze und dichter Finsternis nicht zu ertragen. Der rechte Gang führte zu den Schmelzen. Dort verpesteten giftige Gase die Luft, wie Würmer wälzten sich glühende Stahlstränge aus den Schlünden der Öfen in tiefen Felsrinnen. Das Verfahren, Metall aus Stein zu holen, war vielen Völkern des Kontinents bekannt, aber nur die Welsen konnten Stahl herstellen. Denn der Berg half ihnen: Die Öfen nutzten natürliche Hohlräume im Felsen und der stete Wind war ein Blasebalg von ungeheurer Kraft und heizte Feuer, die heißer waren als alle anderen. Die Bergflanke über dem Berst stand immer im dunklen Rauch der Schmelzöfen.
    In den Schmelzen wurde aber nicht nur Stahl gewonnen, aus der Schlacke wurden Pflastersteine und eine weitere wichtige Einnahmequelle war der feine weiße Staub, den der Rauch mit sich trug und der sich in den Felsritzen ablagerte: Weißglanz. In geringen Mengen ins Essen gegeben, verlieh er vorübergehend große Kraft. Die Welsen waren vorsichtige Weißglanzesser, denn nach dem warmen, wohligen Gefühl im Magen und dem Energieschub stellte sich bald großer Appetit ein, was bei den knappen Rationen zusätzliche Qual bedeutete. Dennoch gehörte ein Beutelchen Weißglanz zur Grundausstattung jedes Soldaten. In Pram war die Droge äußerst beliebt und ein Statussymbol. Wer es sich leisten konnte, gut zu speisen, aß auch Weißglanz und man sah überall beleibte Männer und Frauen mit straffer Haut und glänzenden Haaren. Die Weißglanzesser waren gewöhnlich die Ersten, die ins Lager der Welsen kamen, noch vor den Waffenhändlern. Die Welsen gaben das Pulver hauptsächlich den Nukks   – Strinder streute es auf die Lecksteine und verwandelte firstenmüde Tiere auf diese Art vorübergehend in eifrige Lastenträger, die willig den Pass hinaufsprangen.
    Der mittlere Gang schließlich führte zu den Schmieden.Von der zentralen Kaverne der großen Schmiede, der Hadred, gingen viele weitere Gänge ab. Alle Produktionsstätten waren untereinander verbunden und es gab auch geheime Gänge aus dem Bergmassiv hinaus ins Freie. Felt war nie weiter als bis zur Hadred gegangen. Obwohl er als Welse keine Schwierigkeiten damit hatte, unter Stein zu sein, war er doch lieber draußen im Wind und in der Weite des Bersts. Als Felt und Marken die steinerne Halle betraten, schwiegen die Hämmer. Remled erwartete sie. Mit ihm standen zwei weitere Männer am großen Kohlebecken, um das sich die zwölf Ambosse der Meister gruppierten. Jede Waffe ging über einen dieser Ambosse, vorbereitet wurde sie von den Zuschlägern, die Meister prüften die Qualität, machten die letzten Schläge und brachten den Stempel an, der die Waffe als echtes Welsenhandwerk auswies.
    Felt wartete den Gruß des jungen Schmieds ab, bevor er sich seinem Schwiegervater zuwandte: »Borger, es ist eine Zeit her.«
    Der alte Schmied nickte: »Und zu lang ist sie gewesen. Es ist gut, dich zu sehen«, fügte er zu Felts Überraschung an und fuhr fort: »Begrüße Dem, den Meister der

Weitere Kostenlose Bücher