Zwölf Wasser Zu den Anfängen
sind!«
Felt und Marken nahmen die Ruder aus dem Wasser. Das Boot trieb führerlos dahin und stellte sich bald quer, dann ging es wieder ein Stück weiter, aber schließlich hingen sie in der Uferböschung fest.
»Lasst uns einen Moment ausruhen«, sagte Felt. Keiner war müde, aber was hätte er sonst sagen sollen. Von den Undae kam keinerlei Reaktion auf Kersteds Ausbruch und Felt rechnete auch nicht damit. Das mussten sie unter sich ausmachen. Sie mussten selbst nachdenken und handeln, denn sie sollten wieder die Offiziere sein, die sie waren – und keine Werkzeuge.
»Marken, bist du schon mal in Bosre gewesen?«
Er nickte: »Aber das ist lang her, acht oder zehn Soldern, ich erinnere mich nicht genau. Ich habe da ein Geschäft abgewickelt, außer der Reihe sozusagen, ihr versteht.«
Felt verstand. Solange die Welsen ein genügend großes Kontingent an Waffen nach Pram lieferten, war es ihnen überlassen, was sie mit dem Rest anstellten. Pram hatte schon jetzt genug Material, um jeden Soldaten fünfmal auszustatten, es ging nur darum, die Kontrolle über den Gesamtbestand zu behalten. Pram wusste, dass hier und da ein paar Schwerter unter der Hand an nicht autorisierte Händler weggingen, damit sich irgendwo primitive Stammesfürsten besser die Köpfe abschlagen konnten. Und Pram unternahm nichts dagegen, im Gegenteil. Sollten sie sich nur gegenseitig umbringen, so war es leichter, den eigenen Einflussbereich auszuweiten, wenn es notwendig war. Aber nun hatte sich die Lage verändert. Alle sahen sich einer unbekannten Gefahr gegenüber – etwas ging vor und das mächtige Pram wusste nichts davon.
»Was hast du vor?«, fragte Kersted.
»Ich weiß noch nicht genau«, sagte Felt. »Aber ich weiß,was ich auf keinen Fall will: Ich will mich nicht wie ein Dieb nach Pram hineinschleichen. Wir sind immer noch die Eskorte der Hohen Frauen. Wie viel Geld habt ihr noch?«
»Fünf Sedra, zehn Petten«, sagte Kersted.
»Vier Petten, mehr nicht«, sagte Marken. Er hatte die Fährleute bezahlt.
»Sieben Sedra, zwölf Petten«, sagte Felt, »außerdem noch vier Portionen Weißglanz. Aber das behalten wir besser für uns, wer weiß.«
»Dafür bekommen wir keine sechs Pferde«, sagte Marken.
»Nein, das nicht. Aber für drei wird es reichen. Und was zu essen müsste auch noch drin sein.« Er warf einen Blick auf die Undae. »Wir werden sie hinten drauf nehmen. Den Soldaten möchte ich sehen, der die Waffe gegen eine Unda erhebt.«
»Hm«, machte Marken.
»Marken, mir fällt nichts Besseres ein. Dir?«
Der Waffenmeister strich sich über den Bart.
»An Pferde müssten wir herankommen können, da herrscht hier kein Mangel. Dazu müssen wir auch nicht bis nach Bosre hinein, es sei denn, du willst was Feines zum Reiten. Viele Holzfäller wohnen mit ihren Familien im Wald, und alle Holzfäller haben Pferde. Große, starke Arbeitspferde. Wie ich die Leute hier so kenne, verkaufen sie dir alles, ob du Welse bist oder nicht, Hauptsache, du zahlst. Ich mache mir eher Gedanken wegen der pramschen Soldaten. Es kann ihnen nicht egal sein, dass wir ihnen entwischt sind. Mit ihrem eigenen Boot. Wie sollen sie das ihren Hauptleuten erklären?«
»Gar nicht«, sagte Kersted und Marken blickte überrascht auf.
»Interessanter Gedanke«, sagte Felt und Kersted grinste. Er schien wieder zu sich zurückzufinden.
»Der Kommandant war unter Druck«, führte Kersted aus,»das haben wir alle gesehen. Keine Order aus Pram, fünf Tage lang. Irgendjemand hat ihn im Stich gelassen, jemand, den er fürchtet – mehr als uns, mehr als die Undae. Ich sage euch: Der Kommandant hat unsere Flucht nicht gemeldet. Wenn er uns sucht, dann auf eigene Faust.«
Felt überlegte: Sobald die Welsen übergesetzt waren, verließ die Besatzung normalerweise den Posten am Aschenufer und verstärkte den Trupp auf pramscher Seite, um das Lager dort unter Kontrolle zu behalten.
»Wenn du zurückdenkst, Marken, waren es doch nie mehr als sechzig Mann, die lenderns in der Lagerstadt waren, oder?«
»Ungefähr.«
»Und wenn sie, wie du vermutest, Kersted, keine Meldung gemacht haben, werden nicht viel mehr als dreißig nach uns suchen. Immerhin haben wir noch ein paar Mann im Lager. Die werden sie nicht einfach allein lassen wollen.«
»Aber die Einkäufer bringen Eskorten mit«, wandte Marken ein.
»Und?«, sagte Felt. »Die Einkäufer wissen nichts von uns oder von den Undae. Wenn sie schon ihren Vorgesetzten keine Meldung machen, werden sie
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