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Zwölf Wasser

Zwölf Wasser

Titel: Zwölf Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. L. Greiff
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waren die Pramer des Kwothischen nicht mächtig, hatten aber zweifellos von Smirns welsischer Übersetzung genug verstanden, um nun die Zähne zusammenzubeißen. Ormns Unverschämtheit war angekommen, das konnte Marken nicht hinnehmen, mochte Smirn ihn noch so eindringlich anstarren. Diese acht waren sein Trupp, waren seine Männer und es war allein Markens Sache, ob und wann er sie aus der Pflicht entließ.
    »Nicht zum Kämpfen sind wir nach Kwothien gekommen. Es sei denn, es gilt, das Leben der Hohen Frau zu verteidigen   – nur dafür ziehen wir die Schwerter. Und zwar wir alle .«
    Marken ließ Smirn Zeit zu übersetzen und fügte dann an: »Ihr scheint nicht zu ahnen, wen Ihr hier vor Euch habt. Diese Hohe Frau hat Besseres zu tun, als unser Gerede zu übersetzen. Sie muss die Quellen hier in Kwothien aufsuchen   – das Schicksal des gesamten Kontinents hängt davon ab. Sichert uns freies Geleit, und wenn Ihr Euch Ruhm verdienen wollt, Hauptmann Ormn, dann gebt Ihr uns noch Pferde dazu.«
    Er war übers Ziel hinausgeschossen, das war Marken klar. Dass Strommed wie nebenbei die Hand auf den Schwertgriff legte und die Klinge im Futteral lockerte, machte es nicht besser. Während der Hauptmann der Übersetzung lauschte, streifte er mit kurzem, erschreckend boshaftem Blick die Unda. Aber als er antwortete, stand ihm ein breites Grinsen im Gesicht.
    »Hauptmann Ormn ist erfreut, dass du dich ihm anschließt«, sagte Smirn ruhig. »Morgen in aller Frühe geht es nach Jirdh   – und wir alle gehen mit.«
    Ausgerechnet unter Führung dieses Ormn durch Kwothien zu ziehen war das Letzte, was Marken vorgehabt hatte.
    »Was? Smirn, wie kommt er darauf … was hast du da übersetzt?«
    Smirn antwortete nicht, denn in diesem Augenblick trat ein Soldat in den Hof und ging mit schnellen Schritten auf den Hauptmann zu. Der Soldat war alt, sein Bart grau   – schickten die Kwother Greise in die Schlacht? Nein, der Mann mochte zwar alt sein, achtzig Soldern vielleicht, aber er war nicht gebrechlich. Er sprach mit gedämpfter Stimme und kwothischer Schnelligkeit auf Ormn ein. Der hörte konzentriert zu, legte dann dem Alten die Hand auf den Arm, und als beide sich Marken zuwandten, sah dieser die Ähnlichkeit: Das mussten Vater und Sohn sein.
    Ormn wies auf Marken und Strommed   – alle anderen waren ihm keines Blickes wert   – und erklärte wahrscheinlich, welch tapfere Kämpfer er gerade rekrutiert hatte. Für welchen Krieg? Gegen welchen grausamen und mächtigen Feind? Marken wusste immer noch nicht, wer hier gegen wen kämpfen sollte. Aber er schwieg jetzt, riss sich zusammen und kam sich dabei vor wie ein Stück Vieh, das weit unter Wert verkauft worden war. Der Hauptmann bellte ein paar Befehle in Richtung der nach wie vor tödlich beleidigten Patrouille, richtete einige heisere Laute an Markens Adresse und gab ihm einen kräftigen Schlag auf die Schulter, dann verließen Sohn und Vater den Hof.
    Marken sah Smirn stumm an. Die Unda senkte den Kopf, zog die Kapuze über.
    »Zuletzt hat er von den kwothischen Quellen gesprochen.« Sie blickte zu Marken auf und machte eine besorgte Pause. »Zwei Quellen seien es, die Ursprünge von Globa und Naryn, und sie lägen ohnehin auf dem Weg nach Jirdh. Also füge sich alles bestens.«
    »Und? Das stimmt doch, oder?«
    »Ja, natürlich stimmt das. Und natürlich will ich sie beide aufsuchen, sie sind das Ziel unserer Reise. Besonders eine Quelle ist von großer Bedeutung. Du sprachst von ihnen, ich hatte sie jedoch beim Übersetzen bewusst nicht erwähnt. Er tat es , von sich aus, gerade eben.« Sie senkte die Stimme, flüsterte kaum hörbar: »Marken, dieser Mann kennt nicht nur die Quellen, das allein wäre kein Grund zur Sorge. Sondern er kennt auch die Bedrohung und es kümmert ihn nicht. Das allerdings ist sehr bedenklich. Ich will mich ihm nur anschließen, weil ich davon überzeugt bin, auf diese Weise am schnellsten vorwärtszukommen. Wir haben schon viel Zeit verloren. Hauptmann Ormn weiß sehr genau, wer ich bin. Was ich bin … und was ich vorhabe. Er weiß viel und er hat in seinem Leben viel gesehen   – zu viel vielleicht. Aber auch ich weiß nun, mit wem wir es hier zu tun haben.«
10
    Gem-Enedh wurde bereits geräumt, ununterbrochenes Geschrei drang bis hinauf ins vierte Stockwerk des Hauses, in das sie einquartiert worden waren. Die Bewohner dieser Stadt   – und die aus Hal dazugekommenen   – halbwegs geordnet nach Jirdh zu befördern war ein

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