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Zwölfender

Zwölfender

Titel: Zwölfender Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Schröder
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immer wieder ölverschmierte Technikteile auf der Küchenanrichte ausbreitete – und die Beharrlichkeit, in der ich sie beiseiteschob, gehörten ebenfalls dazu.
    All das fand kommentarlos statt. Mit der Zeit wurde das Ausbleiben oder die Häufigkeit dieser Demonstrationen zu einem verlässlichen Indikator dafür, wie es um uns beide stand.
     
    Nach dem Bad streifte ich mein neues Kleid über und schlüpfte in die Sandalen. Ich bat den Zimmerservice, meinen Anzug in die Reinigung zu geben und fragte, ob das Hotelrestaurant schon für den Abendbetrieb geöffnet sei. Es war derselbe Mann, der mich am Nachmittag nach oben geführt hatte. Seine diskrete Neugier an meinem veränderten Äußeren gefiel mir.
    Unten in der Lobby fand ich einen Fensterplatz mit Meerblick und ließ mir einen Sherry bringen. Dann ging ich ins Restaurant, bestellte Salat, gegrillten Fisch in Muschelsauce, Crêpe Suzette mit Mangostreifen und eine Flasche Chardonnay.
     
    Nach dem Essen schlenderte ich erst an den Strand und dann durch die Stadt.
    In der Abendbeleuchtung wirkte sie nicht halb so schäbig wie bei Tag.
    Nach langer Zeit empfand ich wieder so etwas wie Übermut. Ich genoss es, ohne Rucksack unterwegs zu sein, und fühlte mich so leicht, dass ich gelegentlich, wenn niemand in Sicht war, zu einem Sprung ansetzte.
     
    Auf dem Rückweg zum Hotel passierte ich die weiße Kathedrale an der Plaza Colòn. Ich setzte mich auf eine Bank beim Brunnen und beobachtete eine Gruppe Jugendlicher auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes.
    Die Jungs warfen sich ins Zeug, um die drei auf einer Bank sitzenden Mädchen mit lässigen Bewegungen und gespieltem Desinteresse zu beeindrucken. Die Mädchen unterhielten sich meist hinter vorgehaltener Hand und brachen immer wieder in Gelächter aus. – Es war eine Art Tauziehen.
    Hinter der Gruppe entdeckte ich eine Bar, die mich an Merces Stammlokal erinnerte.
     
    Ich setzte mich an den Tresen und bestellte einen Pisco Sour.
    Auf den Barhockern rechts neben mir saßen zwei Männer, Mitte zwanzig und hochgewachsen der erste, klein, kräftig und Anfang dreißig der zweite.
    Der Jüngere sprach in einem fort, der andere hörte ihm aufmerksam zu.
    Irgendwann sah der Ältere mich an und hob sein Glas. Der andere drehte sich um und prostete mir ebenfalls zu. Etwas an seinem Gesicht brachte mich durcheinander. Was es auch war: Es zog mir für einen Moment das Herz zusammen. Ich erwiderte den Gruß, trank aus, bezahlte und ging.
     
    Gegen 1 Uhr rief ich Aaron an. Es war Samstag, etwa 21 Uhr seiner Zeit.
    Er nahm den Hörer erst nach langem Klingeln ab, es lief laute Musik.
    »Hallo. Ich bins«, sagte ich.
    »Moment bitte«, sagte er. Es vergingen ein paar Sekunden. Die Musik wurde leiser gestellt, dann hörte ich, wie Aaron das Wohnzimmer durchquerte. Im Hintergrund wurde eine Weinflasche geöffnet.
    »Da bin ich wieder«, sagte er. »Wie schön, dass du dich meldest! Wie geht es dir? Wo steckst du jetzt?«
    »Seit heute in Antofagasta«, erklärte ich. »Nord-Chile. Vorher war ich ein paar Tage lang in der Wüste.«
    »Allein?«, erkundigte er sich.
    »Ja. Heute Abend habe ich gut gegessen, und mein Hotel liegt direkt am Meer. Kannst du die Brandung hören?«, fragte ich und hielt den Hörer über die Balkonbrüstung.
    »Nicht wirklich. Klingt eher wie ein Rauschen in der Leitung. Wann kommst du zurück?«
    »Übermorgen geht die Restaurierung los, das heißt, ich habe noch zwei Wochen Zeit. Vielleicht bin ich auch schon vorher wieder da. Aber sag: Wie geht es dir?«
    »Bastian ist hier. Er hat neue Musik mitgebracht und den Motor seiner alten Triumph. Jetzt winkt er. Soll wohl heißen: Er lässt dich grüßen.«
    »Danke. Bitte grüß ihn zurück.«
    Es entstand eine kleine Pause.
     
    Ich begann, von Laura und Nik zu erzählen, von der Mano del Desierto – und von Fred. Aaron zum Lachen zu bringen, schien für den Moment der einzige Weg, diese Distanz zwischen uns, diese Irritation über mich, zumindest zeitweilig auszuräumen. Aarons Erleichterung darüber, mich in heiterer Stimmung wiederzuhören, mich in der Art meiner Scherze wiederzuerkennen, zeigte sich daran, dass er lauter als sonst über sie lachte.
    Erst jetzt, in dieser etwas aufgekratzten Stimmung, die mich an unsere ersten Treffen erinnerte, konnte ich Aaron sagen, dass er mir fehlte.
    »Und du fehlst mir«, sagte er zum Abschied.
     
     
     
    Nicht lange her, da ging ich manchmal nachts in eine der Bars im Frankfurter Bahnhofsviertel

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