Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären
Du warst lange weg, und dein Korb ist leer." "Ich habe in mich hineingeschaut", bedeutete Ayla der Medizinfrau und sah Iza aus geröteten und verquollenen Augen an.
"Ich war schlecht. Ich will es aber nicht mehr sein. Ich will alles tun, was Broud befiehlt und will so sein, wie ich sein soll. Glaubst du, Creb nimmt mich wieder in seinem Herzen auf, wenn ich gut bin?"
Iza strich dem Mädchen sanft über das sonnenhelle Haar. "Ja, Ayla", gab sie nachsichtig lächelnd zurück. Alles ist schwerer für sie; sie ist von anderer Art, dachte die Medizinfrau und wandte sich um.
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Ayla hatte sich völlig gewandelt. Fügsam war sie geworden und untertänig und zeigte sich voller Eifer, Brouds Befehlen nachzukommen. Die Männer führten das auf Brouds strenge Hand zurück. Bedächtig nickten sie mit ihren Köpfen. Wenn der Mann zu nachsichtig war mit der Frau, dann wurde sie faul und widerspenstig. Frauen brauchten eine feste Hand. Sie waren schwach, halsstarrig und nicht fähig, sich selbst zu beherrschen. Sie hatten die Männer nötig, die ihnen geboten. Nur so waren sie arbeitsam und nützlich für den Clan.
Dies war unumstößlich. Und kein Mann wollte sich der Nachsicht zeihen lassen.
Von allen Männern machte Broud sich diesen Grundsatz am nachhaltigsten zu eigen. Nicht nur Oga fasste er nun strenger an. Er übte Ayla gegenüber seine männliche Gewalt mit gnadenloser Härte aus. Unentwegt setzte er ihr zu, hetzte sie, jagte sie, ließ sie für jede Kleinigkeit springen, schlug sie beim geringsten Anlass und auch, wenn nicht der geringste vorhanden war. Sie hatte seine Männlichkeit bedroht. Und dafür sollte sie nun bluten. Sie hatte ihm die Stirn geboten. Jetzt hatte er das Faustrecht, die Eigenart aus ihr herauszuschlagen. Er hatte sie sich gefügig gemacht, und gefügig würde sie bleiben.
Und Ayla tat, was sie konnte, um es dem jungen Jäger recht zu machen. Sie versuchte sogar vorauszusehen, was er wünschte. Doch auch das trug ihr scharfe Zurechtweisung ein. Wie konnte sie sich anmaßen zu erkennen, was er wollen würde! Wenn sie aus dem Wohnkreis von Crebs Feuerstätte heraustrat, erwartete Broud sie schon; doch ohne einen besonderen Grund konnte sie nicht mehr zurück. Denn dies war die Zeit, wo die letzten Vorbereitungen für die kommenden Tage der Kältnis getroffen wurden; da durfte keiner fehlen oder die Hände in den Schoß legen. Von Izas Heilkräutern gab es Vorrat genug, so dass es für Ayla keinen Vorwand gab, sich aus der Nähe der Höhle zu stehlen. Broud ließ sie dann den ganzen Tag nicht zur Ruhe kommen, und abends sank sie erschöpft auf ihr Lager.
Iza war sicher, dass Aylas gewandelter Sinn nicht durch Brouds Strenge bewirkt worden war; des Mädchens tiefe Zuneigung zu Creb, dem Mog-ur, hatten es dazu bewogen, nicht die Furcht vor Broud. Die Medizinfrau ließ den Bruder wissen, dass Aylas Augen wieder krank geworden waren, weil sie glaubte, er hätte sich von ihr abgewandt.
Creb schüttelte bedächtig sein Haupt.
"Du hast gesehen, dass sie dem Brauch nicht nachgekommen ist, Iza. Ich habe dieses ganz bewusst getan. Und hätte Broud sie nicht gezüchtigt, so wäre Brun bald eingeschritten. Das hätte schlimmer werden können. Der junge Jäger kann sie quälen und schlagen, der Clan-Führer aber kann sie fortschicken."
Danach war Creb mit Ayla wieder gut.
Die ersten dünnen Schneeschleier, die sich über alles legten, wurden von kalten Regengüssen fortgespült; doch gegen Abend, wenn es wieder kälter wurde, prasselten Graupelschauer herab. Morgens überzog dann die Wasserlachen eine feine Eisschicht, die stärkere Kältnis ankündigte und dann doch wieder auftaute, wenn der launische Wind aus dem unteren Land herüberfegte und die schwankende Sonne die Wolken verdrängte.
Während dieser ganzen Zeit des Übergangs vom Spätherbst zum frühen Winter bemühte Ayla sich unermüdlich, gehorsam zu sein, wie es von Frauen erwartet wurde. Ohne die Stimme zu erheben oder einen bösen Blick zu schärfen, ertrug sie einen launenhaften Broud, plagte sich, all seine Forderungen zu erfüllen, hielt stets den Kopf gesenkt und achtete darauf, wie sie sich hielt und wie sie ging. Sie lachte nie, nicht einmal lächeln tat sie mehr. Bot keinen Widerstand. Doch einfach war es nicht für sie. Obwohl sie sich dagegen wehrte, sich zwang, noch fügsamer zu sein, begann in ihrem Innern etwas sich zu regen, zu wachsen und sich schnell zu härten.
Immer magerer wurde sie, verlor die Lust am Essen, war selbst im
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